Das Wichtigste in Kürze
Das Duo Schwarz-Feiß spielt beim Konzert beim Speyerer „Kulturbeutel“ Klassiker aus Pop und Rock.
Speyer. „Klassiker des Rock und Pop in neuem Gewand“ verspricht das Duo Schwarz-Feiß zu seinem Konzert beim Speyerer „Kulturbeutel“. Blacky P. Schwarz sowie Gero Fei halten dieses Versprechen ein. Man erkennt die Hits vorwiegend der 1980er und 1990er Jahre umgehend, und doch machen der Sänger und Keyboarder zusammen mit dem Schlagzeuger und Perkussionisten etwas Neues daraus.
Das kann auch gar nicht anders sein, denn mit der Bearbeitung von teilweise aufwendig produzierten Songs für ein Live-Duo erfährt das Material eine gründliche Verwandlung. Dabei fasziniert, dass Schwarz-Feiß den Sound und den Charakter der Originale präzise treffen. Sofort geht „Your Body Is A Wonderland“ von John Mayer ins Ohr, und auch Peter Gabriel's „Digging In The Dirt“ tuckert als ziemlich funkige Nummer an den voll gefüllten Reihen des Speyerer Kinder- und Jugendtheaters vorüber. Wenn Blacky P. Schwarz auch nicht die Reibeisenstimme des ehemaligen Genesis-Frontmans besitzt, so ist das doch unverkennbar Peter Gabriel.
Auch die maulfaulen Zuhörer in Speyer zum Mitsingen animiert
Überhaupt ist der umtriebige Sänger und Keyboarder an diesem Abend häufig unterwegs und schreitet die Reihen ab, um das Publikum zum Mitsingen anzuregen. Selbst der maulfaule Zuhörer kriegt bei diesen hartnäckigen Animationen irgendwann den Mund auf. Auf diese Weise bildet sich ein Background-Chor, der auch den Song „Don’t Dream It’s Over“ von Crowded House mitträgt. Schwarz, der seit 1980 in wechselnden Formationen spielt und offenbar ein Händchen für junge Leute hat, holt eine Neunjährige und einen Siebenjährigen aus dem Publikum, die ihren ersten Bühnenauftritt unter großem Applaus absolvieren.
Auch Elton John's „Rocket Man“ zündet in Speyer, niemand im Publikum bleibt mehr unbeteiligt. Wir sind alle eine etwas in die Jahre gekommene große Jugendgruppe, die aus ihrem spätpubertierendem Dämmerschlaf geweckt wird, um sich als konzertreifer Begleitchor neu zu entdecken. Kim Carnes‘ „Power Of Love“ lässt Gero Fei, der in Mannheim den Trommelpalast leitet, mit irrwitzigen Quietschgeräuschen ausklingen, die einen erheblichen Spaßfaktor vermitteln. Keyboarder Schwarz schafft es dann sogar, Bruce Hornsby’s virtuose Klavierpassagen in „The Way It Is“ zu entschärfen und trotzdem ein beachtliches eigenes Solo hinzulegen.
Dass sie die Klassiker nicht einfach imitieren, beweisen Schwarz-Feiß mit America’s Song „A Horse With No Name“, der das Intro von Steely Dan’s „Do It Again“ verpasst bekommt, wobei irgendwann der eine in den anderen Hit übergeht. Mit Gerry Rafferty’s „Baker Street“ präsentiert Blacky P. Schwarz nach eigener Aussage einen der schönsten Songs der Popgeschichte. Da gäbe es zwar schon noch ein paar andere, aber tatsächlich löst der Keyboarder seine Ankündigung dank seines eindringlichen Gesangs und des stimmigen Klavierspiels voll ein. Aus „Baker Street“ wird, ohne markantes Saxofon-Solo, eine völlig eigene, fantastisch arrangierte Ballade.
Selbst Supertramps „Goodbye Stranger“ funktioniert bestens. Blacky P. Schwarz widmet ihm dem kürzlich verstorbenen Keyboarder und Sänger Rick Davies und verzichtet dafür auch auf die Falsett-Stimme von Roger Hodgson. Eine Superversion der einstigen Superband.
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