Kultur

In Speyer eröffnen The Razzones das 30. Festival „Kulturbeutel“

Sie kreierten mächtig Lärm. Mit dem wummernden Sound einer Großstadt eröffnen The Razzones den Kulturbeutel in Speyer.

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Uwe Rauschelbach
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Die Jungs von The Razzones wummern durch den Alten Stadtsaal in Speyer. © Klaus Venus

Speyer. Sie brauchen keine Instrumente. Münder und Stimmen genügen, um den Sound einer Großstadt wiederzugeben. Und den haben sie vor allem jener Stadt abgelauscht, aus der sie angereist sind: Berlin. In Speyer eröffnen The Razzones das 30. Festival „Kulturbeutel“ mit ihrem Programm „Urban Rivers“, das die Lebensströme der Metropole in all ihren Variationen zum Klingen bringt: von fließendem Verkehrslärm bis zu aufgeschäumter Lebensfreude. Kein klangliches Ereignis, dem die Vokalkunst des hippen Quartetts nicht gewachsen wäre.

Die musikalischen Ausdrucksformen weisen The Razzones als Botschafter des Rap und des Hiphop aus, wie ihn die Subkultur in den Großstädten dieser Welt hervorgebracht hat. Zum Ensemble der Beatbox-Artisten gehören Kays Elbeyli, Johannes Welz, Philippe Zeidler und Marvin Pöttgen, die im Speyerer Alten Stadtsaal einen völlig überdrehten Auftritt auf die Bühne legen, der großstädtisches Lebensgefühl in Töne und Geräusche sowie in rasch wechselnde kaleidoskopische Choreografien zerlegt.

Wenn die Besucher selbst zur Beatbox werden

Diese scheinbar überschüssigen Energien wirken beim Auftritt in Speyer durchaus elektrisierend. Gerne lassen sich die Besucherinnen und Besucher selbst in eine Beatbox verwandeln und liefern auf Befehl vokale Beiträge, ob in schnellem Tempo oder in Zeitlupe. Das trägt zur „funky“ Stimmung bei, die The Razzones im Saal entfachen wollen, und tatsächlich zeigt das lockere Bühnentreiben mit der Zeit einige enthemmende Wirkungen. Selbst die Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler lässt sich diesen Auftakt zum 30. Jubiläum dieses Kleinkunstfestivals nicht entgehen.

Matthias Folz ist der Macher des Festivals, er eröffnet den Kulturbeutel. © Klaus Venus

Der Lärm, den die Vier kreieren, ist allerdings beachtlich. Die über Mikro und Verstärker – teilweise werden auch Loops eingesetzt – produzierten Beats lassen auch die letzten Stuhlreihen erbeben und die Wände des Alten Stadtsaals wackeln. Filigrankunst soll es offenbar nicht sein, wofür The Razzones stehen, dazu würde auch ihr Konzept, das sich der großstädtischen Straßenkultur bedient, nicht passen. Doch bleiben rhythmische Details oder sprachliche Verständlichkeit in diesem wummernden, tief in den Magen fahrenden und das Gehör arg strapazierenden Sound eben auch ziemlich auf der Strecke.

Kulturbeutel

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Auf Wunsch legen die Beatbox-Akrobaten eine fast lupenreine Michael-Jackson-Nummer hin, in der sie den Song „Billie Jean“ mit dem improvisierten Text über einen Stadtaffen kombinieren, der die einschlägig bekannten Jackson-Juchzer trefflich imitiert. Aus „Seven Nation Army“ der White Stripes machen sie ein Nu-Metal-Stück über die Leidenschaft des Fußballs. Klar, dass sie damit einen Volltreffer erzielen.

Kinder- und Jugendtheater veranstaltet den Kulturbeutel

1990 in einem Zirkuszelt auf der Speyerer Domwiese aus der Taufe gehoben, zählt der Kulturbeutel nach städtischen Angaben zu den attraktivsten Kleinkunstfestivals der Metropolregion Rhein-Neckar. Es wird von der Stadt in Zusammenarbeit mit dem Kinder- und Jugendtheater Speyer veranstaltet und vom rheinland-pfälzischen Kulturministerium gefördert. Das diesjährige Festival bietet bis 12. Oktober Konzerte, Theater und Kabarett, etwa mit dem Satiriker Friedemann Weise, der am Freitag, 10. Oktober, 20 Uhr, im Alten Stadtsaal „Ein bisschen Content“ präsentiert.

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