Speyer. Eine in Deutschland bisher wohl einmalige Sonderausstellung über Leben und Umfeld des Künstlerehepaares Purrmann-Vollmoeller ist ab Samstag, 12. Oktober, im Museum Purrmann-Haus in der Kleinen Greifengasse 14 zu sehen. Thematisch widmet es sich Persönlichkeiten aus dem künstlerischen, gesellschaftlichen und familiärem Netzwerk von Hans Purrmann (1880 bis 1966) und Mathilde Vollmoeller-Purrmann (1876 bis 1943).
Dabei handelt es sich ausnahmsweise nicht um Malerei. Kustodin Maria Leitmeyer hat unter dem Titel „Purrmanns Welt im Licht der Fotografie“ eine Fotoausstellung konzipiert, die in dieser Form im deutschsprachigen Raum wohl ein Alleinstellungsmerkmal für sich in Anspruch nehmen kann. Dabei handelt es um einhundert unterschiedlich große Fotografien, die einen Zeitabschnitt von 1898 bis 1965 abdecken. Zusammengestellt wurde sie aus Beständen des Speyerer Purrmann-Museums, dem Purrmann Archiv in München und der fotografischen Sammlung Ullstein bei Ullstein Bild in Berlin.
Ein Jahr Vorbereitung für die Ausstellung in Speyer
Ein Jahr hat die Vorbereitung der Präsentation in Anspruch genommen. Die Auswahl hat Kunsthistorikerin Maria Leitmeyer nach eingehendem Studium von verfügbarem Material getroffen. Offiziell eröffnet wird die außergewöhnliche Schau bereits am morgigen Freitag, 11. Oktober, um 18 Uhr im Historischen Ratssaal der Stadt Speyer. Nach der Begrüßung durch Bürgermeisterin Monika Kabs und einführenden Worten von Maria Leitmeyer besteht die Gelegenheit, die Ausstellung bei einem Rundgang erstmals zu besuchen.
Warum eine Fotoausstellung über ein Malerehepaar und die Zeit, in der es lebte und wirkte? Diese Frage beantwortet die Kustodin bei der Vorstellung des Projektes am gestrigen Mittwoch wie folgt: „Aufgrund der Fotografie wurde die Malerei von ihrer jahrhundertelangen Aufgabe befreit, die Realität naturgetreu wiederzugeben. Dadurch wurde die Malerei frei, konnte von nun an Gefühle, Stimmungen und atmosphärische Besonderheiten in die Bildsprache übersetzen, was den Weg für die Entwicklung der modernen Malerei ebnete“.
Dass Fotografie auch Texte ersetzen und ganze Lebensgeschichten erzählen kann, wird an Fotos deutlich, die meist an zahlreichen Lebensstationen entstanden sind. Sie umfassen ein Spektrum, das von der Kindheit und Ausbildungszeit bis zu Purrmanns letzter Schaffensperiode der 1960er Jahre im Tessin reicht.
Die teils einzigartigen Exponate aus dem gesellschaftlichen Umfeld und darüber hinaus stellen demnach auch ein Stück Zeitgeschichte dar, der berühmte Persönlichkeiten ihren individuellen Stempel aufdrückten.
Aus dem unmittelbaren Umfeld sind beispielsweise Henri Matisse, Max Liebermann, Rainer Maria Rilke und Lovis Corinth zu nennen. Aber auch Hermann Hesse, Max Slevogt, Erich Kästner, Auguste Rodin und selbst Josephine Baker sowie der frühere Bundespräsident Theodor Heuss haben über Verwandte wie Purrmanns Schwager Karl Vollmoeller, gute Bekannte, weitere Beziehungen und namhafte Fotografinnen und Fotografen dieser Zeit Eingang in die Ausstellung gefunden, die dank dem neuen Medium flüchtige Momente für die Ewigkeit festhält.
Zudem führt eine etwa zehnminütige Multivision in das Ausstellungsthema ein. Kein Wunder also, das auch Kulturdezernentin Monika Kabs bei der Vorstellung der Ausstellung am Mittwochvormittag voll des Lobes für das Museum und seine Kustodin war. „Sonderausstellungen stoßen immer wieder auf eine große Resonanz und tun dem Museum Purrmann-Haus gut“, stellte sie sichtlich zufrieden fest.
Details wie öffentliche Führungen und ein umfangreiches Begleitprogramme für alle Altersgruppen sind auf der Stadt-Homepage unter www.speyer.de/purrmann-haus abrufbar.
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