Speyer. Mariä Himmelfahrt ist für die Diözese und den Dom zu Speyer ein ganz besonderer Tag. Das Patronatsfest von Bistum und Kathedrale wird mit einer Reihe verschiedener Gottesdienste zur Feier der Aufnahme Marias in den Himmel begangen. Ein gemeinsames Element aller Messfeiern war am Dienstag wieder die Segnung der Kräuter. Diese stehen für das Geschenk der Heilung und der Schönheit der Schöpfung.
„Maria leuchtet vom Himmel als Zeichen der Hoffnung, der Schöpfung und Vollendung und nicht zur Vernichtung“, so begrüßte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann alle Gläubigen, die zur Messfeier des Pontifikalamts am Vormittag in den Dom gekommen waren und diesen bis auf den letzten Platz füllten.
Mehrere hundert Pilger zu Gast im Speyerer Dom
Ein besonderer Gruß galt einer Gruppe von etwa hundert Pilgerinnen und Pilgern, die am Vorabend bei der Annakapelle in Burrweiler gestartet und die Nacht über zum Dom gewandert waren. Eine weitere Besonderheit war, dass das Pontifikalamt auch für gehörlose und schwerhörige Menschen in Gebärdensprache simultan übersetzt wurde.
In seiner Predigt verwies Bischof Wiesemann immer wieder auf das Hoffnungsbild, „der mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommenen Muttergottes Maria“. Zu Beginn zitierte er die Offenbarung des Johannes, welche in der zweiten Lesung des Gottesdienstes zu hören war. In ihr „reißt der Himmel auf, und gibt den Blick frei, auf das Geheimnis Gottes“. Eine laute Stimme verkündet den Sieg über alle Mächte des Bösen. Sinnbildlich wird dies in diesem Bibeltext mit dem Bild der schwangeren Frau dargestellt, deren Sohn „zu Gott und zu seinem Thron entrückt“ wird. Diese Frau wird als Maria gedeutet und häufig, mit Bezug auf den Text als „Mondsichelmadonna“ dargestellt, wie sie auch in der Madonnenstatue im Dom dargestellt ist.
Mariä Himmelfahrt und der Todestag der Heiligen Edith Stein
Bischof Wiesemann erinnerte daran, dass der Festtag Mariä Himmelfahrt in zeitlicher Nähe zum Todestag von Edith Stein gefeiert wird. Diese Heilige hatte zehn Jahre ihres Lebens im nahen Kloster St. Magdalena in der Speyerer Altstadt verbracht. Am 9. August 1942 wurde sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft im Vernichtungslager in Auschwitz ermordet. Ihr letztes Lebenszeichen kam vom Bahnhof in Schifferstadt, von wo aus sie Grüße an die Schwestern von St. Magdalena sandte.
Vor elf Jahren, zum 70. Todestag von Edith Stein, war Bischof Wiesemann selbst in Ausschwitz gewesen und ging die letzten Meter der Heiligen hin zur Vernichtung nach. Dabei, so der Bischof, sei ihm der abgründige Kontrast bewusstgeworden, der zwischen der totalen Vernichtung eines Menschen, unkenntlich verbrannt zu Asche, und dem Festtag in den Himmel aufgenommenen Muttergottes steht.
Speyerer Bischof über Krieg und Zerstörung
Das Dogma und die Vision des „mit Leib und Seele“ in den Himmel aufgenommenen Menschen sei nach dem Zweiten Weltkrieg bewusst den Erlebnissen der Überlebenden der Konzentrationslager entgegengesetzt worden. „Mariä Himmelfahrt ist erlöste Empörung gegen alles, was das Leben bedroht und verschlingt“, fasste Wiesemann die Botschaft dieses Festtages zusammen. Diese Erkenntnis setzte er auch in den Kontext aktueller Ereignisse, die er als einen „wahnsinnigen Krieg, der mitten in Europa Leid und Zerstörung anhäuft“ konkret benannte.
Mit dem Gekreuzigten und der Pieta, also der Mutter Jesu, die ihren toten Sohn auf den Knien hält, habe auch die Kirche Bilder von Tod und Vernichtung, so der Speyerer Bischof. In diesem Bild stecke jedoch immer der Hinweis auf die innige Verbindung zwischen Gott und den Menschen, „die auch der Tod nicht zerreiße“. Diese liebende Beziehung zwischen Gott und seiner Schöpfung sei als Form von „Mut und Aufstand gegen jede Form von Verzweiflung“ zu verstehen, sagte Wiesemann. „Der Glaube sei immer „Hilfe zum Leben, nie zum Töten“, womit er Bezug auf die Diskussionen um die aktive Sterbehilfe nahm.
Mehrere Gottesdienste zu Mariä Himmelfahrt in Speyer
Erlösung könne nie nur spirituell erlebt werden, sondern umfasse immer „Geist und Materie“. Daher gehört die Sorge um das Heil der Seele und die Sorge um die Bewahrung der Schöpfung immer zusammen. Darauf weise das Patronat von Dom und Bistum hin. Die Beziehung zwischen Gott und den Menschen, augenfällig in Aufnahme Marias in den Himmel, zeige die Liebe Gottes als „eine Liebe, die die Kraft hat, die Welt zusammen zu halten“.
Am Ende des Gottesdienstes dankte Bischof Wiesemann dem Ferienchor der Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori und Domkantor Joachim Weller sowie Domorganist Markus Eichenlaub für die musikalische Gestaltung des Festgottesdienstes. Als weitere Gottesdienste wurden am Dienstag zum Hochfest Mariä Himmelfahrt eine Pontifikalvesper am Nachmittag, eine Abendmesse und zum feierlichen Abschuss eine Andacht mit Lichterprozession gefeiert. Die Marienfeier am Abend gestaltete traditionsgemäß wieder die Dompfarrei Pax Christi. Dompfarrer Matthias Bender leitete den Gottesdienst, die Predigt hielt Ordinariatsdirektorin Christine Lambrich. Der Chor der Domgemeinde hatte die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes.
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