Kultur

Bernhard Adamys interessanter Vorlass für Speyerer Stiftung

Der pensionierte Gymnasiallehrer Bernhard Adamy hat Wilhelm Molitor erforscht - aber nicht nur. Jetzt übergab der 70-Jährige bewusst noch zu Lebzeiten seinen Nachlass.

Von 
Susanne Kühner
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Dr. Bernhard Adamy und seine besonderen gesammelten Werke. © Susanne Kühner

Speyer. Dr. Bernhard Adamy (70) ist den Speyerern ein Begriff. Im Besonderen denken sie beim Namen des pensionieren Gymnasiallehrers an Wilhelm Molitor, den Domkapitular des Kaiserdomes und dessen lyrische „Domlieder“. Ihm hat Adamy viel Zeit und zwei Veröffentlichungen gewidmet. Nicht nur diese sind seit kurzem im Stadtarchiv zu finden, im Vorlass des Mannes.

Mit dem Beitritt zur Kulturstiftung Speyer im vergangenen Jahr (unsere Zeitung berichtete) machte Adamy zuletzt auf sich aufmerksam. Durch 30 000 Euro ist diese ausgestattet und soll Publikationen über Themen der Literatur, der klassischen Musik, der Geschichte und Kirchengeschichte sowie speziell auch künftige Arbeiten einer vielleicht weitergehenden Wilhelm-Molitor-Forschung fördern.

Noch zu Lebzeiten wurde der Nachlass an das Speyerer Stadtarchiv gegeben

Der Nachlass Adamys, den er bewusst noch zu Lebzeiten an das Stadtarchiv gegeben hat, ist in drei Abteilungen gegliedert. „Ich habe den Bestand in Gruppen aufgeteilt, damit er besser zu handhaben ist“, erklärt Adamy im Gespräch über sein Vorgehen. Gut acht Wochen Zeit kostete ihn das Ordnen unter die Schlagworte Manuskripte, Typoskripte und Memoriale.

„Die Textteile der Hinterlassenschaft enthalten das literarische Lebenswerk und bestehen aus größtenteils unveröffentlichten, also völlig unbekannten und germanistisch nicht erschlossenen belletristischen Texten“, erklärt Adamy.

Eine große Themen- und Formenvielfalt herrsche vor, dramatische, erzählerische und vor allem lyrische Dichtungen aus einem Zeitraum von über 50 Jahren seien einzusehen. „Darunter zu finden sind 120 Kurzgeschichten und mehrere hundert Gedichte und Zyklen in unterschiedlichen traditionellen anspruchsvollen Formen“, zeigt Adamy auf. Auch Einblicke in den Entstehungsprozess von Gedichten und deren sprachkünstlerische Gestaltung erhalten Archivbesucher in allen Einzelheiten. Für Adamy eine besondere Freude: ein Karton voller Kinder- und Jugendbücher. „Ich habe mit neun Jahren schon angefangen, 100-seitige Abenteuergeschichten zu schreiben“, verrät er. Dazu zeichnete er die passenden Bilder und band die Bücher.

Germanist, Historiker, Musikwissenschaftler: Speyerer ist ein Multitalent

Woher er diese Gabe hat, weiß Adamy nicht. „Mein Vater war ein ganz korrekter Jurist, aber sehr literatur- und kunstaufgeschlossen. Meine Mutter war eine einfache Hausfrau. Wir haben viel Musik und Oper gehört - das war’s aber“, erzählt der Germanist, Historiker und Musikwissenschaftler. Der eigenen Kreativität und Schreibkraft entsprangen als Jugendlicher also Bücher mit Titeln wie „Die Schätze der Pharaonen“, „Alexius II.“, „Männer der Urzeit“ oder „Die Schätze der Pharaonen“.

Erst spät hat er damit begonnen, seine literarischen Arbeiten zu publizieren. So wie die Monografie über Wilhelm Molitor (1819-1880), die dessen Werk und Wirkung als eine bedeutende Persönlichkeit im Bistum Speyer des 19. Jahrhunderts vergegenwärtigen soll. „Ich habe ein ganzes Leben lang nichts dafür getan, um bekannt zu werden“, betont Adamy - und ein wenig Bedauern schwingt da dann doch mit.

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Als Gründe nennt er zum einen seine wissenschaftliche Arbeit, zum anderen seinen Beruf, aber zum Dritten auch die Scheu vor den Hürden, die genommen werden mussten. Nun jedoch soll sein Schaffen für die Nachwelt zugänglich sein. Zu 95 Prozent sind es unveröffentlichte Werke. „Vielleicht wären sie von literarischer Bedeutung, wenn ich bekannt gewesen wäre“, lenkt Adamy lächelnd ein.

Der Kulturstiftung Speyer ist er dankbar. Durch sie wurde der Weg ins Stadtarchiv geebnet, wo seine Materialien nun gesichert sind. Adamys publizierten Werke sind nicht dabei, jedoch in einer Liste aufgeführt. Ergänzt werden soll der Bestand um Dichtungen, an denen der Autor derzeit noch arbeitet.

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