Rhein-Neckar. In Sachen Geothermie gibt es neue Entwicklungen in der Metropolregion. Fast drei Jahre nach den seismischen Untersuchungen im Bereich rund um Mannheim, Nordbaden und Südhessen werden möglicherweise bald schon Standorte genannt werden, wo künftig geothermische Anlagen entstehen sollen. Bei einer Podiumsdiskussion des Mannheimer Umweltforums vergangene Woche in der Abendakademie ließ die Mannheimer Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell durchblicken, dass die nächste Sitzung des Mannheimer Gemeinderats möglicherweise Klarheit in der Frage bringen könnte.
Tatsächlich wird auf der Tagesordnung der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats unter Punkt zwölf ein mündlicher Bericht der Geohardt-Geschäftsführung angekündigt. Was das Joint-Venture-Unternehmen der beiden Energieversorger EnBW und MVV genau verkünden wird, lässt eine Sprecherin offen. Man werde bis nächsten Dienstag dazu keine Auskunft geben, sagt sie.
Drei Unternehmen wollen Tiefen-Geothermie in der Region entwickeln
Geohardt ist eines von insgesamt drei Unternehmen, die die Geothermie in der Region erschließen wollen, wenngleich mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Geohardt will mit Erdwärme aus heißen Quellen in bis zu 3000 Metern Tiefe zumindest teilweise die Grundlast bei der Fernwärme ersetzen, die derzeit noch vom Grosskraftwerk über die Verbrennung von Kohle produziert wird.
Das Unternehmen Vulcan Energy will Geothermie dagegen vor allem dazu nutzen, um Lithium zu fördern. Das Leichtmetall ist heißbegehrter Rohstoff für Batteriespeicher und reichlich im Tiefenthermalwasser enthalten. Auch hier ist nach mittlerweile drei Jahren noch kein konkreter Bohrplatz im Bereich von Mannheim bekannt gegeben worden. Man habe Anfang des Jahres verschiedene potenzielle Bohrstandorte im Raum Mannheim identifiziert und geprüft. Auf dieser Grundlage sei eine engere Auswahl getroffen worden, sagt eine Sprecherin des Unternehmens. Derzeit befinde man sich wegen des priorisierten Standorts in Abstimmung mit der MVV, zudem liefen noch letzte genehmigungsrechtliche Prüfungen. Sobald diese Prozesse abgeschlossen sind, will Vulcan die Entscheidung für den Standort öffentlich bekannt geben. „Nach aktuellem Stand ist eine öffentliche Bekanntgabe voraussichtlich in einer der darauffolgenden Gemeinderatssitzungen vorgesehen“, so die Unternehmenssprecherin. Vulcan unterhält in der Pfalz rund um Landau bereits Geothermieanlagen. Dritter im Bunde sind die Stadtwerke Schifferstadt und Speyer, die gemeinsam in der Pfalz nach heißen Quellen suchen.
Nicht überall stoßen die Geothermiepläne auf große Liebe bei Anwohnern. So hat beispielsweise ein Anwohner in der Pfalz einen Eilantrag gegen die Verlängerung einer sogenannten bergrechtlichen Aufsuchungserlaubnis für Tiefengeothermie im Feld „Rhein-Pfalz“ gestellt. Er ist damit allerdings gescheitert. Der Antrag sei unzulässig, teilte das Verwaltungsgericht Neustadt am Dienstag mit.
Der Mann ist Eigentümer eines Grundstücks in Waldsee und Mitglied einer Bürgerinitiative gegen die Geothermie. Er hatte sich gegen den Schritt des Landesamts für Geologie und Bergbau gewandt, die Erlaubnis für die Stadt Schifferstadt und die Stadtwerke Speyer bis Juli 2028 zu verlängern. Sein Grundstück liege nahe an geplanten Bohrlandepunkten. Er fürchte Lärm-, Licht- und Verkehrsbelastungen sowie seismische Effekte und eine Gefährdung des Grundwassers.
Gericht verweist auf zweistufiges System
Nach Auffassung der Richter fehlt dem Antragsteller die Antragsbefugnis. Die Verlängerung einer Aufsuchungserlaubnis nach dem Bundesberggesetz könne keine Rechte privater Dritter verletzen. Die Kammer verwies auf das zweistufige System des Bergrechts. Die jetzige Erlaubnis gewähre nur das Recht, in einem bestimmten Gebiet nach Erdwärme zu suchen. Erst bei Bohrungen sei ein Verfahren erforderlich, in dem Anwohner ihre Einwände vorbringen könnten. Befürchtete Beeinträchtigungen wie Lärm, Erschütterungen oder Gefahren fürs Grundwasser seien daher erst in diesem zweiten Schritt zu prüfen. Ein konkreter Bohrstandort in Waldsee stehe derzeit nicht fest.
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