Rhein-Neckar. Die Stimmung vor der Pressekonferenz ist entspannt, die Gemüter entsprechen dem sonnigen Wetter vor der Eingangstür der GRN-Klinik in Schwetzingen. Eingeladen wurden die Pressevertreter und -vertreterinnen, um ihnen „Details des Zukunftskonzepts zur Sicherung der Krankenhausversorgung im Rhein-Neckar-Kreis“ vorzustellen.
Hintergrund dieses neuen Konzepts ist das Lauterbach`sche Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG), das viele Krankenhäuser bundesweit zu Umstrukturierungen zwingt. Mit dem KHVVG will der Gesetzgeber die Behandlungsqualität sichern und steigern, eine flächendeckende medizinische Versorgung gewährleisten und die Krankenhausversorgung effizienter gestalten und entbürokratisieren. So steht es zumindest auf der Website des Bundesministeriums für Gesundheit.
Vorhaltepauschalen statt Fallpauschalen: Was heißt das für die GRN-Kliniken in Schwetzingen und co.
Auch die Finanzierung ändert sich: Die bisherigen Fallpauschalen, also Gelder für tatsächlich durchgeführte Operationen, sollen zukünftig durch sogenannte Vorhaltepauschalen ersetzt werden. Krankenhäuser erhalten also Geld unabhängig davon, ob eine Leistung erbracht wurde, sondern schon für das Angebot und die nötigen Strukturen für diese Leistungen.
Doch was heißt das konkret im Fall der GRN-Kliniken? Gleich vorweg: Die Führung der GRN-Kliniken will weiterhin alle vier Standorte in Eberbach, Schwetzingen, Sinsheim und Weinheim betreiben. Das stehe nicht zur Debatte. Schon seit längerem stehen die Kliniken des Verbunds finanziell bescheiden da. 27,4 Millionen Euro Defizit erwirtschafteten die Kliniken im Jahr 2023, für 2024 stehen die Zahlen noch nicht fest.
Neuausrichtung der Kliniken in Weinheim, Schwetzingen, Sinsheim und Eberbach
Doch um die finanzielle Lage geht es in dem Pressegespräch nur am Rande. Zentraler Punkt ist die Neuausrichtung der Kliniken. Landrat und GRN-Aufsichtsratsvorsitzender Stefan Dallinger erklärt, dass sich die Kliniken verändern werden müssen, an allen vier Standorten. Bisher seien an allen vier Häusern geradezu redundante Leistungen angeboten worden. Jetzt sollen bestimmte Leistungsgruppen in den jeweiligen Häusern gebündelt werden. Alle Kliniken sollen weiterhin auch die allgemeinen Leistungen bringen. Doch elektive Leistungen – also geplante und keine notfallmäßigen Eingriffe – sollen fortan in jeweils einem Haus gebündelt werden und die Häuser so in „medizinische Leuchttürme mit überregionaler Strahlkraft“ verwandeln, wie Geschäftsführerin Katharina Elbs erklärt. Und das soll nach Vorstellung der GRN-Kliniken so aussehen:
Der Standort in Weinheim soll sich fortan auf die elektive Orthopädie, also Knie- und Hüftendoprothetik konzentrieren. Das sei nur logisch, denn die Klinik in Weinheim führe aktuell sowieso schon die meisten Operationen in diesem Bereich durch. Es gebe ein stabiles Team von Operateuren, die einen guten Ruf genießen, erklärt Elbs.
Um in Weinheim Kapazitäten für mehr OPs in der elektiven Orthopädie zu schaffen, soll der Schwerpunkt der onkologischen Chirurgie in Schwetzingen ausgebaut werden. In Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Heidelberg soll auch ein Darmzentrum aufgebaut werden. Dallinger, der sich zuvor kritisch über den geplanten Zusammenschluss der Universitätskliniken Mannheim und Heidelberg geäußert hatte, betont, dass mittlerweile gute Gespräche zwischen den Parteien laufen. „Wir sind sehr zufrieden, wie sich die Dinge entwickelt haben.“
Da in Sinsheim mit dem Neubau auch ein Hubschrauberlandeplatz gebaut werde, sei der Standort als Notfallversorger etabliert. Daher soll in Sinsheim künftig der Fokus auf Kardiologie und Notfallmedizin liegen.
Neuausrichtung bei den GRN
In der GRN-Klinik in Schwetzingen soll der Fokus auf der onkologischen Chirurgie liegen.
In Sinsheim will man sich auf Kardiologie und Notfallmedizin spezialisieren.
Die Klinik in Weinheim soll den Fokus auf elektive Orthopädie legen.
Für Eberbach wird das konkrete Leistungsspektrum noch beraten , auch mit den umliegenden Kliniken gemeinsam. rad
Damit bleibt noch der Standort in Eberbach. Dort im Odenwald gebe es eine sensible Versorgungssituation, erklärt Elbs. Deswegen habe die GRN-Klinik gemeinsam mit den umliegenden Krankenhäusern ein neues Gutachten in Auftrag gegeben, das die Situation einschätzen soll. Über das geplante Leistungsspektrum wird also noch beraten und nach dem Gutachten mit den anderen Kliniken besprochen.
In allen Kliniken sollen die Patienten aber weiterhin Sprechstunden zu allen Leistungen in Anspruch nehmen können. „Das Vertrauensverhältnis zwischen Patienten und Ärzten ist sehr wichtig“, erklärt Johannes Berentelg, Ressortleiter Medizin. Der Patient kann dann gemeinsam mit seinem Arzt die Klinik aufsuchen, die die Leistungen noch durchführt, und dort von ihm behandelt werden.
Pläne der GRN-Kliniken als Vorschlag an das Land Baden-Württemberg
Immer wieder betonen die anwesenden Vertreter und Vertreterinnen, dass es bei dem Plan lediglich um die elektiven Leistungen in den Häusern gehe – also beispielsweise Operationen, die nicht notfallmäßig umgesetzt werden und bei denen der Termin im Voraus gewählt werden kann.
Ganz sicher ist es jedoch noch nicht, ob die GRN-Kliniken ihre Pläne wirklich so umsetzen können. Die Pläne der GRN-Kliniken sind also vorerst nur ein Vorschlag an das Land. Die Geschäftsführerinnen und der Landrat zeigen sich jedoch zuversichtlich, was die Zustimmung angeht.
Der Betriebsrat und das Personal seien bei der Planung miteinbezogen worden, erklärt Judith Masuch, GRN-Geschäftsführerin. Es sei kein Arbeitsplatzabbau geplant. Mitarbeitende könnten zukünftig auch in den anderen Kliniken unterkommen, für Ärzte könne die Arbeit in den Zentren auch eine Chance darstellen. Für Assistenzärzte sei ein Rotationsmodell geplant.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Warum die GRN-Kliniken in Schwetzingen und co. auf gutem Weg sind