Rückblick

Wie die Nosferatu-Spinne 2022 in die Schlagzeilen gekrabbelt ist

Die Nosferatu-Spinne hat sich in diesem Jahr in der Region rasant verbreitet und bei vielen für Schrecken gesorgt. Katzen in Walldorf mussten dafür zuhause bleiben. Ein tierischer Rückblick

Von 
Julian Eistetter
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Die Nosferatu-Spinne (Zoropsis spinimana) weist eine faszinierende Zeichnung auf. © Berno Nix

Rhein-Neckar. Für die Familie Jesberger hätte es sicher angenehmere Gründe gegeben, ins Fernsehen zu kommen. Denn was Vater Stefan, Mutter Ulrike und Tochter Laura seit dem Frühjahr auf ihrem Anwesen im Ludwigshafener Stadtteil Friesenheim erleben, ist für viele ein blanker Albtraum.

Das Haus mit Garten hat sich zu einer regelrechten Pilgerstätte für Nosferatu-Spinnen entwickelt. Der achtbeinige Jäger stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und verbreitet sich 2022 geradezu rasant in der Region. Bei den Jesbergers scheint es der Zoropsis spinimana besonders gut zu gefallen. Fast täglich müssen sie ein Exemplar einfangen und aussetzen. Sogar ein Nest haben sie im Schlafzimmer, aus dem etwa 30 Jungtiere schlüpfen. „Das hat natürlich schon einen Gruseleffekt“, sagt Ulrike Jesberger damals im Gespräch mit dieser Redaktion.

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Wer Achtbeiner fürchtet, dem kann die Nosferatu-Spinne durchaus einen Schrecken einjagen. Sie erreicht mit Beinen einen Durchmesser von sechs bis acht Zentimetern. Körper und Glieder sind zudem recht robust. Ihren Namen trägt die Spinne wegen der auffälligen Musterung auf der Körperrückseite: Sie erinnert an den kahlköpfigen Vampir mit den dunklen Augenhöhlen.

Katharina Schneeberg befasst sich ausgiebig mit den Tieren. Sie ist Zoologin am Pfalzmuseum für Naturkunde in Bad Dürkheim und sammelt Informationen über die Ausbreitung der Nosferatu-Spinne in der Region. Nach ihrer Auskunft ist insbesondere die Vorderpfalz mit den Städten Ludwigshafen und Speyer stark betroffen. Und auch in Mannheim zeigt sich die Spinne im Jahr 2022 immer öfter. Schneebergs Prognose ist, dass sich die Nosferatu-Spinne mit dem fortschreitenden Klimawandel perspektivisch in ganz Deutschland ausbreiten wird.

Davon können Katzen in Walldorf nur träumen. Bis 2025 dürfen sie zwischen Anfang April und Ende August gar nicht mehr aus dem Haus. Hintergrund ist eine kuriose Verordnung, die der Rhein-Neckar-Kreis im Mai erlässt. Zum Schutz brütender Haubenlerchen, einer stark bedrohten Vogelart, erlässt die Untere Naturschutzbehörde eine Ausgangssperre. Bei Vergehen drohen saftige Bußgelder - bis zu 50 000 Euro, sollte ein Vierbeiner einen der seltenen Vögel erlegen. Selbst ausländische Medien greifen die Geschichte auf und berichten über den Katzen-Lockdown von Walldorf.

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Tierschutzvereine und Katzenhalter laufen Sturm gegen die Verordnung und legen vielfach Beschwerde ein. Doch die Verfügung hat Bestand. Immerhin endet der Katzenarrest aber schon zwei Wochen früher als vorgesehen am 15. August. Das Brutgeschehen läuft so erfolgreich, dass die Katzen keine große Gefahr mehr darstellen. Schon im kommenden Jahr geht das Spiel dann aber wieder von vorne los, wie ein Sprecher des Rhein-Neckar-Kreises nochmal bestätigt. „Es bleibt bei der Regelung“, sagt er. Überlegungen, die Maßnahme abzuschwächen, gebe es nicht.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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