Reisen

Wie die Autobahn GmbH fünf Parkplätze in der Region aufwerten will

Unbewirtschaftete Parkplätze mit WC-Häuschen an Autobahnen gelten oft als schmuddelig und als Angstraum. Das will die Autobahn GmbH nun auch an einigen Orten in der Region ändern. So soll es gelingen

Von 
Bernhard Zinke
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Die Konstruktion sieht im vorderen Teil aus wie eine Leiter, der die kompletten Sprossen fehlen. Am anderen Ende ist der Zweck schon besser zu erkennen: eine Fitnessbank inklusive der Streben, in die sich die Füße einklemmen lassen. Das Gerät, das eingezäunt auf einer Grünfläche des Parkplatzes Linsenbühl auf der A6 bei Mannheim südlich des Viernheimer Kreuzes steht, ist Teil eines Programms, mit dem die Autobahn GmbH bundesweit die unbewirtschafteten Parkplätze mit Toiletten modernisieren und aufwerten will. Im Bereich der Metropolregion stehen fünf Rastplätze auf dem Sanierungsplan (siehe Grafik).

Sicherer, sauberer und attraktiver sollen sie werden, verrät Christine Baur-Fewson, Direktorin der Niederlassung Südwest der Autobahn GmbH. Diese PWC-Anlagen, also Parkplätze entlang der Autobahn mit WC-Häuschen, seien oft in einem schmuddeligen Zustand, abends dunkel. „Sie bieten keine Aufenthaltsqualität“, so Baur-Fewson. Das will die Autobahn GmbH zumindest auf einigen Anlagen ändern. Denn regelmäßige Pausen dienen für Autofahrer der Entspannung, beugen gefährlichen Ermüdungserscheinungen vor und erhöhen auch die Verkehrssicherheit.

Die Gesellschaft hat nun bundesweite Standards festgelegt, wie die Parkplätze und Toiletten sicher und sauberer angelegt werden können. Um diese PWC-Anlagen attraktiver zu gestalten, richtet man nun unter anderem Trimmfit-Trainingszonen ein, an denen sich Reisende während der Pause dehnen und bewegen können. Wie die Geräte zu benutzen sind, soll auf Schildern gezeigt werden - und das mehrsprachig: auf Deutsch, Englisch und Badisch oder Schwäbisch, je nach Standort. Außerdem gibt’s teilweise eingezäunte Hundeauslaufflächen, neue Tische und Bänke, zum Teil sogar überdacht, und Spielbereiche für Kinder. Im Bereich der Niederlassung Südwest werden im ersten Schritt 23 Anlagen attraktiver gestaltet. Das Sanierungspaket umfasst 150 einzelne Maßnahmen und kostet rund fünf Millionen Euro.

Angsträume nehmen

Wesentlicher Teil ist außerdem die attraktivere Neugestaltung der Toiletten. Das beginnt mit einer besseren Beleuchtung, die den Bereichen auch den Angstraum nehmen sollen. Das Licht ist abgedimmt und wird per Bewegungsmelder heller, wenn sich jemand den Toiletten nähert. Eingebaut werden energiesparende LED-Lampen in Autobahn-Blau, die laut Baur-Fewson aggressionsmildernd sein und auch Insekten nicht erheblich irritieren sollen.

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Die Außenwände der Toiletten sollen entweder speziell beschichtet sein, damit Schmierereien schnell beseitigt werden können. Zum Teil will die Autobahn-Gesellschaft auch professionelle Graffiti-Sprayer verpflichten. Baur-Fewson hofft dabei ein Stück weit auch auf den Ehrenkodex der Szene. Demnach sind bereits von einem Sprayer verzierte Wände tabu für Kollegen. Auch das unangenehme Geruchsproblem der Toilettenanlagen will die GmbH beseitigen. Vor allem die Fugen von gefliesten Flächen sind der Bereich, in dem sich Gerüche festsetzen. Deshalb werden die Toilettenböden mit fugenlosem Epoxitharz ausgestattet und zusätzlich Duftpads an die Decken gehängt.

Außerdem will die Autobahn GmbH mittels sogenannter Fernwirktechnik Toilettenkabinen öffnen oder sperren. Auf Rechnern der Betriebsdienste läuft dann auf, wie oft die Tür einer Toilettenkabine geöffnet wurde und wie wahrscheinlich es ist, dass die Toilette verschmutzt ist. Solche Türen lassen sich mittels Technik sperren und andere, saubere Toiletten dafür öffnen.

Mit zum Service zählt außerdem, dass Wasserspender aufgebaut werden, mit denen Fernfahrer oder Camper ihre Frischwasservorräte auffüllen können. Unter anderem dies hat gerade erst der ADAC in seinem jüngsten Test von bewirtschafteten Rasthöfen kritisiert: An keiner einzigen getesteten Raststätte hätten Camper und Wohnmobilisten eine Möglichkeit gefunden, ihre Wasservorräte aufzufüllen. Das soll an den neugestalteten PWC-Anlagen möglich sein, sagt Baur-Fewson.

Fitnessgerät schon vorhanden

Aktuell sind die Umbaumaßnahmen der insgesamt 23 Parkplätze noch im Gange. Zum Teil könnten die Anlagen schon während der Ferienreisezeit genutzt werden, aber sicher noch nicht alles. Bei der PWC-Anlage Linsenbühl stehen beispielsweise schon die neuen Bänke und Tische, zum Teil sogar Stehtische. Auch das Fitnessgerät und eine Hundewiese sind schon vorhanden und nutzbar. Aufgebaut wird gerade ein Spielbereich und eine weitere Fitnessbank.

Bis Ende des Jahres, verspricht die Autobahn GmbH, stehen alle Anlagen in der neuen Ausstattung zur Verfügung - inklusive eines Schildes mit der Anleitung, wie sich die sprossenlose Leiter richtig nutzen lässt.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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