Sicherheit

Wer steuert unbekannte Drohnen über BASF und Ramstein?

Der Fall ist ernst: Das LKA Rheinland-Pfalz gründete eine Sonderermittlungsgruppe, nachdem Drohnen über der BASF und der Air Base in Ramstein gesichtet wurden. Steckt dahinter Spionage?

Von 
Sebastian Koch und Bernhard Zinke
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Haben Drohnen das Stammwerk der BASF in Ludwigshafen ausspioniert? Das LKA ermittelt jedenfalls. © Bernhard Zinke

Rhein-Neckar. Wer sind die Piloten der Drohnen, die seit einigen Tagen über der Metropolregion gesichtet werden? Das ist die Frage, die unter anderem das Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz umtreibt. Ein Sprecher der Behörde bestätigt dieser Redaktion: Ja, es gebe aktuell Überflüge unbekannter Drohnen über Einrichtungen der kritischen Infrastruktur. Zu diesen Vorfällen hat das LKA eine sogenannte Besondere Aufbau Organisation (BAO) ins Leben gerufen, also eine Sondereinheit, die sich eigens um dieses Thema kümmert.

Die Flüge finden seit etwa zwei Wochen statt, bestätigt der Sprecher. Zuerst seien die Drohnen über dem BASF-Stammwerk in Ludwigshafen unterwegs gewesen, danach auch über dem US-amerikanischen Militärflughafen Ramstein bei Kaiserslautern. Auch über Anlagen des Rüstungskonzerns Rheinmetall sollen Drohnen gesichtet worden sein.

Dass es sich dabei um Hobbydrohnen handeln könnte, schließt das LKA aus. Die Fluggeräte seien deutlich größer als handelsübliche Drohnen, die es im freien Verkauf für Hobbypiloten gibt. Die Drohnen seien stets erst bei Einbruch der Dunkelheit aufgetaucht, so gegen 16.30 Uhr, berichtet der LKA-Sprecher.

Rätselraten auch über die Art der Drohnen

Um welche Art von Drohnen es sich handelt, will das LKA nicht sagen. Es gibt zwei Arten von Drohnen, sogenannte Drehflügler mit mehreren Rotoren an der Oberseite und Starrflügler mit fest verbauten Tragflächen an den Seiten. Die Starrflügler haben in der Regel eine deutlich höhere Reichweite und können schneller fliegen. Das würde sich mit einer Information des LKA-Sprechers decken. Denn die Ermittler gehen davon aus, dass sich der Pilot der Drohne nicht in allernächster Nähe aufgehalten hat, sondern das Fluggerät sehr wahrscheinlich aus einer größeren Distanz gesteuert hat.

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Sebastian Koch
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Die Landespolizei schließt Spionage-Absichten explizit nicht aus. Es könne sich durchaus um Erkundungsflüge gehandelt haben. Die Drohnen seien aber nicht abgefangen worden.

Ob Mitarbeiter der BASF selbst die Drohnen gesehen und gemeldet haben und welche Erkenntnisse möglicherweise aufgenommene Videos und Fotografien erlauben, darüber schweigt sich die BASF aus: Zu solchen sicherheitsrelevanten Themen äußere sich das Unternehmen nicht, heißt es von der Pressestelle des weltgrößten Chemieunternehmens. Grundsätzlich habe die Sicherheit der BASF-Standorte oberste Priorität. „Wir behalten daher zu jeder Zeit im Blick, ob es verdächtige Aktivitäten gibt und arbeiten eng mit den zuständigen Sicherheitsbehörden zusammen“, betont ein Sprecher des Unternehmens.

Unklarheit über mögliche Spionageflüge

Auch die Air-Base in Ramstein bestätigte dieser Redaktion am Dienstag die Sichtung gleich mehrerer Drohnen Anfang Dezember über dem größten Militär-Stützpunkt außerhalb der USA. Sie hätten sich in Größe und Konfiguration unterschieden, sagte eine Sprecherin des 86. Lufttransportgeschwaders. Die Drohnen hätten keine Auswirkungen auf die Einwohner der Basis und auf die Einrichtungen und das militärische Gerät gehabt, sagte die Sprecherin. Bislang habe man „keine spezifischen Maßnahmen zum Schutz der Truppe“ erörtert, behalte sich jedoch das Recht vor, die Anlagen zu schützen.

Ein Sprecher der Bundeswehr betonte, der Schutz des Luftraums außerhalb militärischer Anlagen sei Sache der Polizei sei. Gleichwohl könne die Bundeswehr bei Bedarf Amtshilfe leisten und beispielsweise Daten aus Radarsystemen für die Strafverfolgung zur Verfügung stellen, so der Bundeswehr-Sprecher.

Ob es mögliche Spionageflüge in den vergangenen Tagen auch auf der anderen Seite des Rheins gegeben hat, ist am Dienstag indes noch unklar. So erklärt eine Sprecherin des Landeskriminalamts Baden-Württemberg zwar, dass die Polizei landesweit Drohnenüberflüge über verbotenen Zonen erfasse. Ob dies aber auch in den vergangenen Wochen und damit im Zeitraum der Sichtungen über kritischer Infrastruktur in Rheinland-Pfalz geschehen sei, ließ die Sprecherin unbeantwortet. Eine Auswertung der Zahlen für die Metropolregion sei nicht möglich, hieß es. Diese Zahlen gebe es nur auf das gesamte Landesgebiet bezogen.

Häufige Drohnenflüge in Verbotszonen

Im vergangenen Jahr jedenfalls seien in Baden-Württemberg Drohnenflüge „im hohen zweistelligen Bereich“ im Bereich von Flugverbotszonen registriert worden. Die genauen Zahlen für 2024 liegen laut der Sprecherin zwar noch nicht vor. „Aber im Trend lässt sich erkennen, dass bei Einrichtungen der kritischen Infrastruktur und militärischen Liegenschaften Drohnensichtungen zunehmen werden.“

Neben einer hybriden Kriegsführung aus dem Ausland zieht die Sprecherin eine „erhöhte Sensibilität“ und ein damit einhergehendes höheres Meldeaufkommen für den Anstieg der Zahlen in Erwägung. Sofern Verdächtige ermittelt werden konnten, habe es sich um Personen gehandelt, „die privat oder gewerblich Drohnen flogen und die Flugbeschränkungen nicht einhielten“.

Das LKA Baden-Württemberg prüfe regelmäßig Vorfälle in Bereichen der kritischen oder militärischen Infrastruktur, erklärt die Sprecherin. Bei „zahlreichen“ dieser Vorfälle ließen sich andere Gründe als hybride Kriegsführung als Ursache finden. Wie viele Vorfälle derzeit untersucht werden und um welche Vorfälle es sich handelt, konkretisierte die Sprecherin nicht weiter.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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