Nahverkehr

Wegen Stuttgart 21: Liniennetz der S-Bahn Rhein-Neckar wird neu geordnet

Fahrgäste müssen sich ab Ende 2026 auf Änderungen bei der S-Bahn Rhein-Neckar einstellen. Warum der neue Stuttgarter Tiefbahnhof Auslöser dafür ist und welche Linien betroffen sind

Von 
Julian Eistetter
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Eine S-Bahn der Linie 3 am Mannheimer Hauptbahnhof. Auch diese Linie ist von der Neukonzeption betroffen, die ab Ende 2026 greifen soll. © Thomas Troester

Rhein-Neckar. Auf den ersten Blick hat das Mammutprojekt Stuttgart 21 mit dem Nahverkehr in der Region rund um Mannheim rein gar nichts zu tun. Seit Dienstag ist nun aber klar, dass der Bau des neuen Tiefbahnhofs eben doch auch erhebliche Auswirkungen auf die S-Bahn Rhein-Neckar haben wird.

Bei der Versammlung des Zweckverbands Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland-Pfalz (ZÖPNV) Süd wurde nämlich erstmals über eine Neukonzeption des Liniennetzes ab Dezember 2026 informiert. Denn mit Abschluss der Arbeiten für Stuttgart 21 werde ein neues Fernverkehrskonzept in Betrieb gehen, das auch eine Anpassung auf regionaler Ebene erfordere, wie aus einer Mitteilung des ZÖPNV Süd hervorgeht.

Wie die S-Bahn-Linien 1 bis 4 künftig in der Region verkehren sollen

„Das neue Fernverkehrskonzept würde mit den aktuellen S-Bahn-Verkehren zu massiven Konflikten führen“, berichtet Verbandsdirektor Michael Heilmann im Gespräch mit dieser Redaktion von den Hintergründen der Neukonzeption. Gemeinsam mit den Aufgabenträgern auf baden-württembergischer Seite habe man sich daher überlegt, wie man auf die Veränderungen reagieren kann, um die drohenden Konflikte zu lösen. Herausgekommen ist im Wesentlichen eine Neuordnung der S-Bahn-Linien 1 bis 4.

Auch die S4 ist von der Neuordnung betroffen. Sie wird künftig nicht mehr nach Bruchsal fahren, sondern Richtung Mosbach/Osterburken.

© B. Zinke

Geplant ist, dass die S-Bahnen aus Neustadt und Kaiserslautern (S2) beziehungsweise Homburg/Saar (S1) ab Dezember 2026 über Heidelberg hinaus über Wiesloch-Walldorf nach Bruchsal beziehungsweise Karlsruhe fahren. Heute fahren diese Linien über Mannheim und Heidelberg weiter nach Mosbach (S2) beziehungsweise Osterburken (S1). Die Zielbahnhöfe Mosbach und Osterburken würden dann nach der Neuordnung von den Linien aus Karlsruhe/Wörth (S3) beziehungsweise Graben-Neudorf/Germersheim (S4) über Speyer und Heidelberg angesteuert werden.

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Hanna Singer, Isabell Scheuplein
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Nach Angaben des Verbandsdirektors Heilmann hätte das den positiven Nebeneffekt, dass die beiden nachfragestärksten Linien-Äste aus Richtung Neustadt und Bruchsal miteinander direkt verbunden werden. Kuppelvorgänge durch An- und Abhängen von Verstärkungswagen könnten so deutlich reduziert werden, hofft man beim ZÖPNV.

Neukonzeption für S-Bahn Rhein-Neckar: Künftig soll es weniger Kuppel-Vorgänge geben

Ein Beispiel: Heute fährt die Linie S4 von Bruchsal nach Mannheim weiter über Ludwigshafen in Richtung Germersheim. Der Abschnitt Bruchsal-Mannheim ist dabei stark ausgelastet und braucht einen Verstärkerzug. Dieser wird dann in Mannheim für den etwas weniger nachgefragten Abschnitt bis Germersheim abgekuppelt. Ein „störanfälliger“ Vorgang, wie Heilmann sagt, der künftig vermieden werden könnte, indem Züge, die für den Bedarf der gesamten Strecke passend sind, einfach durchfahren können. „Unsere Zielrichtung ist es, dass Abschnitte, die in Bezug auf die Nachfrage zueinander passen, miteinander verbunden sind“, erklärt der Verbandsdirektor.

Die wegfallenden Kuppel-Vorgänge sollen dann auch zu einer Betriebsstabilisierung führen. Denn in Sachen Störungen und Pünktlichkeit liegt bei der S-Bahn Rhein-Neckar in den vergangenen Jahren einiges im Argen.

S-Bahn Rhein-Neckar

Das Liniennetz der S-Bahn Rhein-Neckar ist mit mehr als 600 Kilometern Länge eines der größten S-Bahn-Netze in Deutschland.

Es verbindet die Länder Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg und Hessen und besteht aus insgesamt zehn Linien.

Die S-Bahn-Leistungen werden seit Dezember 2016 von der DB Regio Mitte betrieben.

Aufgabenträger sind das Land Baden-Württemberg, der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), der ZÖPNV Rheinland-Pfalz Süd und der Zweckverband Personennahverkehr Saarland. jei

 

In diesem Zusammenhang betont Heilmann jedoch auch, dass es im S-Bahn-Verkehr zwischen Pfalz und Baden-Württemberg keine schwach nachgefragten Linien gebe. „Wir reden also eher von sehr stark nachgefragten und stark nachgefragten“, betont er. Genaue Fahrgastzahlen für die einzelnen Linien kann der ZÖPNV auf Anfrage am Mittwoch jedoch nicht liefern.

Es laufen bereits Gespräche mit der Deutschen Bahn und der DB InfraGo

Eine derartige Neuordnung von Linien und Fahrplänen bedürfe eines größeren zeitlichen Vorlaufs, erklärt Heilmann. Es seien bereits Vorabprüfungen durchgeführt worden, ob die angedachten Änderungen mit Blick auf Anschlüsse zum Fernverkehr und anderen Linien funktionieren könnten. Mit der Deutschen Bahn und der DB InfraGo würden derzeit Gespräche über die Neukonzeption laufen. „Es müssen noch viele Details geklärt werden“, sagt Heilmann. Die Öffentlichkeit sollte nun aber zu diesem Zeitpunkt zumindest schon mal informiert werden.

Die Neuordnung betrifft im Wesentlichen die vier genannten Linien 1 bis 4. „Es gibt noch kleinere Überlegungen, die etwa die S6 betreffen“, sagt der Verbandsdirektor. Diese Linie verbindet Mainz über Mannheim mit Bensheim. Dabei gehe es aber im Gegensatz zu den anderen nicht um eine komplette Neuordnung der Linie.

Umstellung bei der S-Bahn Rhein-Neckar hängt fest am Eröffnungstermin von Stuttgart 21

Was das Datum der Umstellung auf das neue Linienkonzept angeht, stehe und falle alles mit der Fertigstellung von Stuttgart 21. „Das Projekt wurde zigmal verschoben. Die letzten Verlautbarungen des Konzerns waren ja aber dahingehend, dass Dezember 2026 die Nummer sicher ist“, sagt Heilmann. Daher gehe man aktuell fest von diesem Zeitpunkt aus. „Sollte es doch nochmals zu Verzögerungen kommen, würde sich alles weitere auch verzögern.“ Eine Neuordnung der S-Bahn Rhein-Neckar vor der Eröffnung des neuen Tiefbahnhofs in Stuttgart wird es also nicht geben.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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