Mannheim. Auf den Gleisen der Rhein Neckar Verkehrs GmbH (RNV) sind am Freitag keine Bahnen unterwegs. Stattdessen laufen Streikende nach einem Zug durch die Quadrate über die Schienen auf der Kurpfalzbrücke. Die Pfeifen der rund 4000 Menschen sind bereits von Weitem zu hören - und zu übersehen ist die Menschenmasse, die sich auf dem Alten Messplatz versammelt, auch nicht. In gelben Warnwesten gekleidet halten die Teilnehmenden Transparente und Fahnen von Verdi hoch. Ihre Forderung: an die Inflation angepasste Gehälter.
Für Gewerkschaftssekretär Konstantin Volz ist es „ein wunderbarer Tag“. Gerechnet habe man mit 2000, maximal 2500 Teilnehmenden. Dass es am Ende 4000 geworden sind, habe ihn überwältigt. Der Demonstrationszug auf dem Weg durch die Stadt zum Alten Messplatz habe vom Paradeplatz bis fast zur Kurpfalzbrücke gereicht. „Ich weiß nicht, wann so viele Menschen in der Region für ihre Forderungen auf der Straße waren.“
Dabei treffen die Demonstrierenden nicht mal auf Ärger bei den Autofahrern, die sie beispielsweise am Friedrichsring ausbremsen. Aufgereckte Daumen und ermunterndes Hupen sind deutliches Zeichen der Zustimmung. „Ich habe nicht eine einzige Beschwerde-Mail bekommen“, sagt Volz.
Dass Busse und Bahnen der RNV am Freitag im Depot geblieben sind, macht sich auf den Straßen der Region zumindest nicht bemerkbar. Offensichtlich haben sich die Menschen - wie schon beim ersten Warnstreik vor drei Wochen - mit dem Ausfall arrangiert, frei genommen oder arbeiten im Homeoffice. Auf der Haupteinfahrtsroute von Westen her über die A 650 rollt es zwischen 8 und 9 Uhr reibungslos, selbst an der Baustelle kurz vorm Oggersheimer Kreuz, durch die der Verkehr einspurig geleitet wird. Auch auf der Hochstraße Nord keine Spur von Stau. An anderen Wochentagen ist hier deutlich mehr los.
Filialen der Sparkasse zu
Drei Filialen der Sparkasse Rhein-Neckar Nord bleiben streikbedingt am Freitag geschlossen, wie ein Sprecher bestätigt: in der Kunststraße, auf dem Lindenhof und auf der Rheinau. Die meisten der 29 Geschäftsstellen bleiben jedoch geöffnet.
Auch am Montag wird die Region vom großen Verkehrsstreik betroffen sein. Bei der RNV fahren erneut keine Busse und Bahnen. Auch der Nahverkehr der DB fällt aus, es fahren ebenso keine Züge der S-Bahn Rhein-Neckar. Die Fahrzeuge des Busverkehrs Rhein-Neckar, ebenfalls eine Bahntochter, werden genauso in den Garagen bleiben. Die privaten Busunternehmen unter dem Dach des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN) werden jedoch unterwegs sein. „Der Vorteil dieses flächendeckenden Streiks ist, dass die Nachricht bei den Fahrgästen ankommt“, sagt VRN-Geschäftsführer Moritz Winnes. Es werde faktisch keinen öffentlichen Verkehr geben.
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