Ludwigshafen. Erstmals haben sich die Staatsanwaltschaft Frankenthal und das Polizeipräsidium Rheinpfalz in Ludwigshafen ausführlicher über das Tötungsdelikt vom 20. September in Ludwigshafen-Maudach geäußert. Die Presseerklärung wartet mit einigen Überraschungen auf. Die Erste: Der 20-jährige Tatverdächtige, der sich am 1. Oktober selbstständig der Polizei stellte und zwischenzeitlich in Untersuchungshaft saß, ist wieder auf freiem Fuß. Sein Aufenthaltsort sei den Behörden bekannt, informieren die Ermittler.
Auch die Hintergründe der Tat werden nun erstmals bekannter. Demnach sieht es so aus, als habe sich der Tatverdächtige gegen einen massiven tätlichen Angriff gegen sich selbst und einen Begleiter gewehrt. Die Staatsanwaltschaft hält seine Erklärungen über die Notwehrsituation für plausibel, weil sie sich mit den Ermittlungen und der Spurenlage deckten.
Überraschender Angriff in der Bergstraße
Demnach soll sich der 20-Jährige gemeinsam mit einem Freund in der Nacht zum 20. September nach Maudach begeben haben. Warum er in den Ludwigshafener Stadtteil kam, will die Staatsanwaltschaft auf Anfrage nicht beantworten. Dem stünden „überwiegend schutzwürdige private Interessen als auch kriminaltaktische Erwägungen“ entgegen. Im Bereich der Bergstraße seien er und sein Mitfahrer überraschend von mehrere Personen angegriffen worden. Alle seien schwarz gekleidet gewesen und hätten Sturmhauben getragen. Sie seien somit für den 20-Jährigen nicht erkennbar gewesen.
Nach Darstellung des 20-Jährigen hätte eine der Personen unvermittelt mit einer Reizgaspistole auf ihn geschossen und ihn auch getroffen. Die Angreifer hätten ihn weiterverfolgt. Weil er Angst um sein Leben gehabt habe, habe er mehrfach Schüsse in Richtung der Angreifer abgegeben. Dadurch wurde der 26-Jährige tödlich getroffen.
Anwohner in Ludwigshafen hören insgesamt sechs Schüsse
Ein Anwohner hatte unserem Reporter nach der Tat vor Ort berichtet, dass gegen 0.55 Uhr zunächst vier Schüsse gefallen seien, wenig später zwei weitere. Zu dieser Zeit habe er mit seiner Frau zu Bett gehen wollen. Daher hätten sie noch einmal gelüftet. Von seinem Haus habe er aber nichts Genaues sehen können.
Der Mann berichtete weiter, dass eine Nachbarin einen Streit gehört habe und diesen vom Fenster aus schlichten wollte. Dann seien die Schüsse gefallen und sie habe einen Mann auf dem Boden liegen sehen.
„Die Angaben stimmen mit der bisher ermittelten Spurenlage überein“, so Polizei und Staatsanwaltschaft. Deshalb halten die Ermittler die Aussagen für plausibel. So hätten sich an einem Auto am Tatort Spuren von Reizgas gefunden. Der Getötete habe eine Sturmmaske und schwarze Handschuhe getragen. Außerdem habe er ein Messer bei sich gehabt.
Warum hatte das Angriffsopfer eine Schusswaffe bei sich?
Noch unklar ist indessen, warum der 20-jährige Angegriffene überhaupt eine Schusswaffe bei sich gehabt hat. Das sei unter anderem Gegenstand der weiteren Ermittlungen, bestätigte die Staatsanwaltschaft Frankenthal. Er besitze keine waffenrechtliche Erlaubnis. Deshalb werde auch gegen ihn wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt. Die bei der Tat verwendete Schusswaffe ist übrigens weiterhin verschwunden.
Erstmals bestätigt die Staatsanwaltschaft nun auch, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Tötungsdelikt und Mann, der in der Tatnacht im Klinikum wegen einer Schussverletzung behandelt worden war. Dabei handelt es sich um einen 23-jährigen Mann, der offenbar zu der Gruppe der Angreifer gehört hat. Er habe einen Durchschuss im Schulterbereich erlitten. Gegen den 23-Jährigen werde in diesem Zusammenhang wegen des dringenden Tatverdachts der gefährlichen Körperverletzung ermittelt. Und ganz offensichtlich ist er kein unbeschriebenes Blatt für die Polizei. Er befinde sich aufgrund eines anderen Verfahrens wegen gefährlicher Körperverletzung mittlerweile in Untersuchungshaft, wie die Staatsanwaltschaft informiert.
Keine Hinweise auf Drogengeschäfte
Die Motive des Angriffs sind weiterhin unklar. Die Staatsanwaltschaft will aus ermittlungstaktischen Gründen auch nicht sagen, ob sich die Personen persönlich gekannt haben. Auch zu den Hintergründen des Angriffs könnten derzeit keine Angaben gemacht werden. „Weiterhin gilt aber, dass die bisherigen Ermittlungen keine Hinweise auf einen Zusammenhang mit Drogendelikten ergeben haben“, so die Staatsanwaltschaft auf Anfrage.
Darüber hinaus haben die Behörden einige Tatverdächtige ermittelt, die zu den bislang unbekannten Angreifern gehören sollen. Gegen sie bestehe ebenfalls ein Anfangsverdacht wegen gefährlicher Körperverletzung. Deshalb vollstreckten am Freitag Polizeikräfte im Auftrag der Staatsanwaltschaft Frankenthal in zwei Wohnungen in Ludwigshafen Durchsuchungsbefehle – dies offensichtlich mit Erfolg: Die Polizeibeamtinnen und -beamten stellten bei den Beschuldigten unter anderem eine Sturmhaube, Pfefferspray, eine Reizstoffwaffe, zwei Schreckschusspistolen, diverse Hieb- und Stichwaffen und Mobiltelefone sicher.
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