Rhein-Neckar. Die Gewinnung von Lithium als Rohstoff unter anderem für Batterien von E-Autos aus Tiefenthermalwasser in der Region nimmt immer konkretere Formen an. Das Unternehmen Vulcan Energie hat nach eigenen Angaben vom Donnerstag in Landau mit der Inbetriebnahme einer Anlage begonnen, die Lithiumchlorid aus dem Thermalwasser entnimmt, reinigt und konzentriert.
Außerdem soll das Betriebsteam, das sich später um die Gewinnung des Lithiumchlorids im kommerziellen Maßstab kümmern wird, auf der Anlage in den Betriebsabläufen geschult werden. Erstmals soll im Oktober Sole in die Anlage fließen und der Extraktionsprozess beginnen.
Die kommerzielle Produktion von Lithium soll nach den Angaben des Karlsruher Unternehmens dann Ende 2025 mit 50 Mal größeren Geräten nach dem Vorbild der Lan-dauer Anlage starten. Ab dann will Vulcan 24 000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr herstellen. Abnehmer sind etwa die Autohersteller Stellantis (unter anderem Opel, Citroën, Fiat, Peugeot), Renault und der Produzent von Unterhaltungselektronik LG. Das südkoreanische Unternehmen ist einer der weltweit größten Hersteller von Batterien. In einem zweiten Schritt will Vulcan die Lithiumhydroxid-Produktion auf 48 000 Tonnen verdoppeln.
Absolutes Neuland
Damit betritt Vulcan absolutes Neuland. Bislang ist es nämlich weltweit noch nirgends gelungen, Lithium in solchen Dimensionen aus Tiefenthermalwasser zu gewinnen. Das Leichtmetall gehört indessen zu einem der begehrtesten Rohstoffe weltweit. Schließlich steckt Lithium nicht nur kiloweise in Autobatterien, sondern im Gramm-Bereich auch in den Batterien von Mobiltelefonen und Laptops.
In einer Halle des Geothermiekraftwerks im südpfälzischen Insheim hat Vulcan unter Laborbedingungen bereits entwickelt, wie sich Lithiumchlorid aus dem Tiefenthermalwasser gewinnen lässt. Da die Produktion mit Hilfe von Erneuerbarer Energie läuft, die im Geothermiekraftwerk gewonnen wird, sei es das erste CO2-neutrale Lithiumgeschäft weltweit, sagt Vulcan.
Partner prüfen Qualität
Die Apparatur mit dem etwas sperrigen Namen Lithiumextraktionsoptimierungsanlage (LEOP) werde die Kapazität zur Produktion von rund 100 Tonnen Lithiumchlorid pro Jahr haben. Der hier gewonnene Stoff wird in einer weiteren Anlage in Frankfurt in Lithiumhydroxid umgewandelt. Das ist der Stoff, der für die Batterieproduktion benötigt wird. Dieser werde dann von den Abnahmepartnern auf seine Qualität hin getestet.
Unterdessen läuft die Analyse der Daten weiter, die Vulcan bei der 3D-Seismik zu Beginn des Jahres gewonnen hatte. Ziel der tiefengeologischen Untersuchungen ist es, ideale Standorte für Geothermiekraftwerke zu finden, an denen dann auch die Sole für das Lithium gewonnen wird. Die genauen Standorte stehen aber noch nicht fest. Vulcan will im Herbst allerdings auf die Gemeinden zugehen, auf deren Gemarkung Bohrungen Erfolg versprechen könnten. Außerdem bereitet das Unternehmen seismische Messungen in der Vorderpfalz vor, die gegen Ende des Jahres starten sollen.
Auch bei Geohardt, dem zweiten Geothermie-Projekt in der Region, sind die Fachleute noch mit der Auswertung der Daten beschäftigt.
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