Mannheim. Ein überraschend aufgetauchtes Kurz-Video hat am Freitag die Erste Große Strafkammer am Mannheimer Landgericht beschäftigt. Es soll nach Ansicht der Verteidiger der sieben Angeklagten im Prozess um versuchten Totschlag in Tateinheit mit besonders schweren Raub vor einem Jahr in einem Tattoo-Studio in Hockenheim weitere Erkenntnisse über den Tathergang an diesem Dezembertag 2020 bringen. Außerdem stellten die Anwälte am Freitag zusätzliche Beweisanträge, so dass sich die Hauptverhandlung wohl weiter verzögert.
Wie von der Auftaktverhandlung am 6. Oktober berichtet, sollen die sechs Männer und eine Frau, vorwiegend aus dem Karlsruher Rocker-Milieu, den Betreiber des Tattoo-Studios mit Gewalt gezwungen haben, ihnen den Laden und die Rechte am Unternehmen per Vertrag zu überschreiben. Bei der Auseinandersetzung mit Eisenstangen, Messern und Quarzhandschuhen soll einer der Beschuldigten dem Opfer „in bedingtem Tötungsvorsatz“ in den Oberkörper gestochen und dabei die Lunge verletzt haben.
Zwei Zeuginnen berichteten nun am Freitag von dem Tumult an diesem Nachmittag in Hockenheim. Ihre Aussagen klangen ganz anders als in der Anklage. Der später durch den Messerstich verletzte Studiobetreiber habe einen der Beschuldigten durch Schläge im Gesicht verletzt, als der im benachbarten Laden nach dem Rechten sehen wollte. Bei einer danach folgenden Rangelei mit dem Nebenkläger um einen Fernseher habe sich Marc M. weitere Blessuren zugezogen. „Es war ein total chaotischer Tag“, berichtete seine Verlobte im Zeugenstand.
Weiterer Film auf Youtube
Auch die Mitbewohnerin im Nachbarhaus schilderte die Auseinandersetzungen vor dem Studio. Unter Tränen erzählte sie von dem für sie dramatischen Vorfall, und dass sie vom Ladenbesitzer mehrfach bedroht und beleidigt worden sei. „Ich wollte dann nur noch weg“, so die Zeugin, die bereits am Tag nach den Turbulenzen die angemietete Wohnung verlassen hat. Von der Rangelei zwischen den Männern auf dem Gehweg hat sie ein Video gedreht, das am Vormittag Anwalt Michael Ried plötzlich präsentierte und das sich die Verteidiger jetzt genau anschauen wollen, um weitere Beweisanträge zu stellen.
Außerdem forderte Rechtsanwalt Marc Jüdt das Gericht auf, sich auch ein Video auf YouTube anzuschauen. Der Film-Clip zeige, dass der geschädigte Nebenkläger sicher nicht der Ehrenmann sei, den er bei seiner Aussage vor der Kammer zu sein vorgegeben habe.
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