Justiz

Versuchter Mord in Kirchheim: „Ich dachte, sie wäre tot“

Ein 38-Jähriger soll im Mai versucht haben, seine Ex-Partnerin zu erwürgen. Die Mutter der Frau fand das Opfer am Boden liegend im Hof. Am Frankenthaler Landgericht beschreibt sie die Szenerie

Von 
Agnes Polewka
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Der Beschuldigte mit seinem Pflichtverteidiger Sven Zill. © S.Merz

Frankenthal/Kirchheim. „Ich spüre eine Kälte in mir, die ich zuvor nicht kannte“, sagt Katharina L. (Name von der Redaktion geändert) am Montag vor dem Frankenthaler Landgericht. Es ist der vierte Prozesstag in einem Verfahren, das um den 2. Mai 2024 kreist. An diesem Tag soll der Ex-Partner von Katharina L. an der Tür ihres Wohnhauses in Kirchheim (Kreis Bad Dürkheim) geklingelt, die Frau gepackt und bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben.

Die Frau erlitt laut Staatsanwaltschaft Würgemale, Hautunterblutungen und eine Riss-Quetschwunde. Nach seiner Festnahme soll der Mann, Alexander D., 38, sich im Polizeipräsidium Ludwigshafen mit ausgestreckten Armen auf seinen Anwalt gestürzt haben, um ihn zu würgen. Dieser kippte dabei laut Staatsanwaltschaft von seinem Stuhl und erlitt unter anderem eine Rippenfraktur. Wenige Wochen später soll D. eine weitere Person, diesmal einen Justizvollzugsbeamten in der JVA Frankenthal, angegriffen haben. Der 38-Jährige muss sich seit Ende Oktober wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht verantworten, die Staatsanwaltschaft prüft eine eingeschränkte Schuldfähigkeit aufgrund einer psychischen Erkrankung und zieht seine dauerhafte Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus in Betracht.

Opfer spricht über Trauer und Abgestumpftheit seit der Tat

Alexander D. feixt und grinst, einmal schüttelt er kurz den Kopf, während Katharina L. über die Trauer und die Abgestumpftheit spricht, die nach dem 2. Mai in ihr Leben kamen. „Ich habe noch nie so einen Scheiß gehört“, zischt er.

Neun Jahre seien sie und Alexander D. ein Paar gewesen, vor sieben Jahren habe sie sich von ihm getrennt, weil „da nichts mehr war“, sagt Katharina L. Während ihrer Beziehung sei D. nie handgreiflich geworden und zunächst hätten sie sich wegen der gemeinsamen Tochter noch abgesprochen. Doch dann änderte sich 2021 etwas.

Beschuldigter soll dem Opfer unterstellt haben, ihn im Auftrag der NSA abzuhören

D. habe ihr unterstellt, ihn im Auftrag der NSA abhören zu wollen. Danach habe sie keinen Kontakt mehr zu D. gehabt - bis zum 2. Mai 2024. An diesem Tag habe Alexander D. auf einmal vor ihrer Tür gestanden und sie habe ihn weggeschickt. „Ich dachte, er wollte nach langer Zeit unsere gemeinsame Tochter sehen und habe ihn Richtung Bushaltestelle geschickt“, sagt sie. Die Tochter sollte wenig später von der Schule nach Hause kommen.

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Verunsichert habe sie ihren Lebensgefährten angerufen - und dann habe es wieder geklingelt. D. sei zurückgekommen und habe sie gepackt, seine Hände um ihren Hals gelegt. „Das ging alles ganz schnell“, sagt die Frau. An das, was dann folgte, kann sie sich nicht erinnern. Eine Videokamera vor dem Haus hat die folgenden Minuten festgehalten. Darauf soll zu sehen sein, wie D. Katharina L. würgt, von ihr ablässt und sie zwischendurch reanimiert. Vor Gericht spricht am Montag Katharina L.s Mutter darüber, wie sie in den Hof des Hauses kam und die Beine ihrer Tochter auf dem Boden hinter dem Auto hervorragen sah, während Alexander D. auf ihr saß. Die Frau schluchzt. „Ich dachte, sie wäre tot“, sagt die Mutter, die einen besorgten Anruf des Partners ihrer Tochter erhielt und darauf zu deren Haus eilte.

Zu Beginn des Prozesses hatte D. den Angriff auf seine Ex-Partnerin eingeräumt und gesagt, die Frau habe ihn „fertig machen“ wollen, und seinen Ruf ruiniert, damit das Erbe seiner Großeltern auf die gemeinsame Tochter übertragen wird.

Redaktion

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