Tourismus

Undichte Rohre: Therme in Bad Dürkheim kostet Stadt Vermögen

Im Jahr 2023 sollte die neue Therme in Bad Dürkheim in Betrieb genommen werden. Nun verschiebt sich die Eröffnung erneut und die Aufsichtsbehörde macht erstmals Haushaltsauflagen.

Von 
Stephan Alfter
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Das ist der Endzustand der Therme: Soweit ist man in Bad Dürkheim aber nicht. Kürzlich haben sich Rohre als undicht herausgestellt. © 4a-Architekten

Bad Dürkheim. Auf die Fertigstellung welcher Attraktion freuen sich Menschen in der Metropolregion Rhein-Neckar am meisten? Würde man diese Frage einer repräsentativen Anzahl von Menschen stellen, dann wäre es keine Überraschung, wenn auf Platz eins die neue Therme im pfälzischen Bad Dürkheim stünde.

Eigentlich sollte das nunmehr fast 50 Millionen Euro teure Objekt, das unter anderem eine Saunalandschaft der Superlative mit Blick auf Weinberge beherbergt, auch schon längst in Betrieb sein. Aber: Schon der Rohbau wurde zum Problem und verzögerte den Ablauf um ein Jahr. Inzwischen schwillt einigen Lokalpolitikern in der Kurstadt der Kamm. Denn: Auch der anvisierte Termin Ende Juni ist geplatzt.

Im Mai 2021 war die damalige Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) zum obligatorischen Spatenstich nach Bad Dürkheim gekommen. Im Mai 2025, vier Jahre später, wird aber noch immer niemand im Whirlpool oder in der Panoramasauna sitzen, weil sich kürzlich herausgestellt hat, dass es in den Rohrsystemen der Außenbecken Undichtigkeiten gibt. Davon berichtete Rainer Bastian nüchtern am Dienstagabend im Haushalts- und Finanzausschuss der Kurstadt. Bastian ist geschäftsführender Gesellschafter der Homburger Tribast GmbH und hat die Aufgabe, das Projekt Thermenbau bis zu seiner Fertigstellung zu steuern und zu überwachen.

Baukostenindex seit 2020 um 45,5 Prozent gestiegen

Zu seinen Jobs gehört eigentlich auch, darauf zu achten, dass die Kosten in einem zuvor festgelegten Rahmen bleiben. Nun kann man den Mann nicht für Corona und Ukraine-Krieg verantwortlich machen. Die Tatsache jedoch, dass der Thermen-Anbau an das bestehende Freizeitbad Salinarium mit 48,3 Millionen Euro um mehr als 13 Millionen Euro teurer ist, als die schon großzügig gerechnete Kalkulation von 35 Millionen Euro, macht ein einige Stadträte nicht nur leicht wütend.

Modell-Entwurf aus dem Jahr 2023: Die Dürkheim-Therme (linker Teil) ist mit dem bestehenden Salinarium verschmolzen worden. © 4a-Architekten

Bastian rechtfertigte die Kostensteigerungen mit dem Baukostenindex, der um 45,5 Prozent höher sei als 2019. Das ließen ihm die Fraktionen aber nicht widerspruchslos durchgehen. „Wir sind offenen Auges in ein Problem reingelaufen“, sagte etwa Thomas Giel für die Grünen. FDP-Sprecherin Petra Dick-Walther hakte mehrfach kritisch nach und wollte Bastian nicht einfach von der Leine lassen. SPD-Fraktionschef Ralf Lang fand die deutlichsten Worte: „Das ist eine schlechte Leistung. Jeder Monat kostet ziemlich Kohle“, sagte er. Nie habe er gedacht, dass so etwas passiert. CDU-Sprecher Markus Wolf rang um die positiven Aspekte: „Die Therme wird viel zu teuer, aber richtig gut.“

Bastian blieb sachlich und deutete auf die Dokumentation, in der alles festgehalten sei. Er sagte: „Sie bauen hier ein Unikat. Das ist immer mit Dingen behaftet, mit denen man nicht rechnen konnte.“ Drei Millionen Euro an Mehrkosten seien allein für unvorhersehbare Umstände draufgegangen. Die Verzögerungen hätten jeweils Geld gekostet. Die Schlussrechnung stehe Ende des Jahres an. Womöglich liegt der Betrag dann oberhalb der 50-Millionen-Schallmauer.

Bis dahin soll die Therme dann auch endlich geöffnet haben. Das neue Ziel heißt Ende September, also direkt im Anschluss an das größte Weinfest der Welt auf dem Wurstmarktplatz.

Immer klarer wird der im vergangenen Jahr ins Amt gekommenen Bürgermeisterin Natalie Bauernschmitt (CDU), dass die Therme ein Erfolg werden muss. Deren Finanzierung hat inzwischen auch Folgen für die Stadt, die bis dato meist vorbildlich wirtschaftete und viele Jahre über eine freie Finanzspitze verfügte. Diese freie Finanzspitze existiert nun nicht mehr, wie Vorausberechnungen für die kommenden Jahre ergeben haben. Die Aufsichtsbehörde in Trier hat den aktuellen Etatentwurf nur unter Auflagen genehmigt, wie Bauernschmitt sagte. Jeder Monat, in dem die Therme nicht eröffnet, vergrößert den Verlust im von der Stadt subventionierten Salinarium. Die Tilgungen bringen die Stadt zukünftig in die Bredouille. Sowohl Brunnenhalle als auch die Salierhalle sind sanierungsbedürftig. Beide Projekte können derzeit nicht angegangen werden.

Wein, Wandern, Wellness – so will Bad Dürkheim werben

Um die Therme erfolgreich zu machen, müssen pro Jahr mehr als 440.000 Besucher her. Mit dieser Zahl plant die Stadt, wie sie in der Vergangenheit mehrfach bestätigte. Da wusste sie aber auch noch nichts von derart erhöhten Kosten. Bisher hatte das Freizeitbad Salinarium vor der Corona-Pandemie im Schnitt rund 340.000 Besucher pro Jahr. Mit positiven Erträgen aus dem Thermenbetrieb sollen die Subventionen für das Freizeitbad gedrückt werden.

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Bei den Tagesgästen wird der Großteil der Besucher aus einem Umkreis von rund 30 Autominuten erwartet. Städte wie Mannheim, Ludwigshafen und Kaiserslautern gehören somit zum direkten Einzugsgebiet. Ein großes Potenzial sieht die Stadt auch bei den Übernachtungsgästen. Wein, Wandern, Wellness – so könnte man den Dreiklang nennen, mit dem die Stadt zukünftig noch stärker werben möchte.

Das größte Geheimnis der Therme blieben auch am Dienstag in der Sitzung des Haushalts- und Finanzausschusses die Eintrittspreise. In der Stadt spricht man davon, ein ähnliches Niveau wie in Bad Ems anzustreben, bestätigt ist diese Information aber nicht. In der rheinland-pfälzischen Kurstadt Bad Ems zahlen Besucher zwischen 30 und 40 Euro für einen Tagespass.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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