Mannheim. Ein düsteres Szenario, ein alter Gewölbekeller und Familienmitglieder, die einiges miteinander auszufechten haben: „Sechs Kammern“ ist ein 30-minütiger Thriller, den Nachwuchs-Filmemacher Tim Winkelmann gerade rund 120 geladenen Gästen im Mannheimer „Odeon“ vorgestellt hat.
Der gebürtige Epfenbacher und Student der Hochschule für Gestaltung hat mit Laien-Schauspielern aus der Region gearbeitet - und Erstaunliches aus ihnen herausgekitzelt. Wie man mit einem Mini-Budget unter professionellen Bedingungen Filme machen kann, hat er dieser Redaktion erzählt - und auch, was er noch vorhat.
Winkelmann (25) studiert Kommunikationsdesign an der Hochschule Mannheim Fakultät für Gestaltung und steht kurz vor seiner Bachelorarbeit. Er stammt aus Epfenbach (Rhein-Neckar-Kreis), und lebt - mit Unterbrechungen - seit fast acht Jahren in Mannheim. „Ich lebe sehr gerne hier und bin gut vernetzt“, sagt der Filmemacher, der Spannung und „Action“ auch in seiner Freizeit liebt, denn er ist viel auf seinem Skateboard unterwegs.
Nachwuchs-Filmemacher Winkelmann ist glücklich in der Region
In Viernheim absolvierte Winkelmann nach dem Abitur eine Ausbildung zum Mediengestalter. Da lerne er schon sehr viel über stehende und laufende Bilder und die Wirkung, die sie erzielen. Aber er wollte noch viel mehr lernen, und bewarb sich an verschiedenen Hochschulen für Design. Im zweiten Anlauf und dem intensiven Feilen an der Bewerbungsmappe sowie Eingangsprüfungen bekam er den Zuschlag und ist happy, dass er in der Metropolregion Rhein-Neckar erst einmal bleiben darf. Steinige Wege entmutigen ihn nicht, sondern spornen eher an, bestätigt Winkelmann.
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Worum geht es in dem Film? Der Titel verweist auf die Kammern eines Revolvers. Die Familienmitglieder spielen „Russisch Roulette“, halten sich und anderen den Lauf einer Pistole an den Kopf und sezieren in teils verzweifelten Dialogen ihre Familienbeziehungen. Der Film hat einen raffinierten Plot, der sich gegen Ende langsam offenbart. Nach kurzem Nachspüren der letzten Szene feierten die Premierenzuschauer den Streifen, der erst am Abend vor der Präsentation fertig geworden war, mit viel Applaus. „Es ist ein Film, über den man länger nachdenken kann“, lobt eine Zuschauerin.
Thriller in Mannheim gedreht
Gedreht wurde an einem Wochenende im Frühjahr. Die professionelle Ausstattung durfte sich Winkelmann an der Hochschule ausleihen. Den Drehort fand er über eine Suchanzeige in Sozialen Netzwerken: Es meldete sich der Eigentümer eines Gewölbekellers unter einem Mehrfamilienhaus im Mannheimer Stadtteil Lindenhof. Dort musste erst einmal einiges aufgeräumt werden, bevor es „Film ab“ heißen konnte.
Der Zeitplan geriet unter Druck. „Das werde ich beim nächsten Film auf jeden Fall anders machen“, analysiert Winkelmann selbstkritisch: Das Zeitbudget möchte er großzügiger halten. Denn was er an diesem Wochenende seinen Schauspielern abverlangte, sei schon „heftig“ gewesen, weiß er. Bis in die Nacht wurden die Szenen in einiger Kälte gedreht - mit drei Kameras.
Film "Sechs Kammern" entstand mit einem Mini-Budget
Auch das würde Winkelmann so nicht mehr machen. Es habe unendlich viel Aufwand bedeutet, dieses Bilder anzugleichen - jede Kamera nimmt Lichtsituation und Farben anders auf, „Colorgrading“ nennen Filmexperten die notwendige Anpassung. Leonard Rillig übernahm das für den Film. Robert Falke komponierte die Filmmusik und nahm dafür 67 Spuren (Instrumente) auf, ist Winkelmann immer noch baff über das Ergebnis.
Ich kenne in Mannheim eher Menschen bis 35, 40 Jahren.
„Es ist kein Low-Budget-Film, es ist eigentlich ein No-Budget-Film“, sagt Winkelmann lächelnd und rechnet Sachkosten von 300 Euro vor. Teuer sei der Revolver gewesen - das Requisitenteil sollte schließlich einigermaßen echt aussehen. Die Toilette eines Freundes, der in der Nähe in einer Dachwohnung wohnt, auch das musste irgendwie organisiert werden. Für die Schauspieler gab es außer der Erfahrung und dem Spaß im Team keine Gage - sie wurden engagierte aus dem Freundes- und Bekanntenkreis
. Carolin Callies und Leonie Leckebusch spielten zwei junge Frauen, Arwed Lasse Häfer einen kriminellen Bruder. Winkelmann empfand es als „Jackpot“, dass sein Freund und technischer Assistent Paul Haastert seine Eltern Agathe und Christian Huller-Haastert rekrutierte für zwei Eltern-Rollen. „Ich kenne in Mannheim eher Menschen bis 35, 40 Jahren“, erklärt Winkelmann. Im eigenen Verwandtenkreis auf Talentsuche zu gehen, sei nicht in Frage gekommen wegen der Entfernung und langen Anfahrt. Hauptdarsteller Linus Laudin indes stand schon lange vorher fest: Er hat bereits bei einem anderen Kurzfilm mitgearbeitet.
Berlin oder München im Blick
Intensiv arbeitete der Regisseur mit seinen Darstellern, die fast durchweg „fiese Typen“ sein sollten - ein hartes Stück Arbeit für die doch so freundlichen Bekannten.
Und wie sind die weiteren Pläne? Ein langer Spielfilm soll es möglichst werden, vielleicht auch als Bachelorarbeit. Und der soll gerne hier in der Region spielen. In der Festival-Region, in der in der kommenden Woche auf der Parkinsel Ludwigshafen das „Festival des Deutschen Films“ beginnt, fühlt sich Winkelmann sehr wohl. Dennoch wird er wohl eher in Berlin oder München Fuß fassen können, um dem Berufstraum Filmproduzent/Regisseur oder Drehbuchschreiber näher zu kommen. Beides seien schließlich starke Standorte der Filmproduktion.
Mit dem nun fertiggestellten 30-Minüter möchte sich Winkelmann noch zum Beispiel bei Festivals bewerben und stellt ihn daher nicht frei ins Netz. Aber frühere Kurzfilme von ihm findet man im unten genannten Youtube-Channel.
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