Rhein-Neckar. Telenotärzte sollen noch in diesem Jahr landesweit überall in Rheinland-Pfalz erreichbar sein. Das ist der Kernpunkt der Novelle des Rettungsdienstgesetzes, die am Mittwoch im Landtag mit den Stimmen des gesamten Hauses angenommen worden ist. Der Telenotarzt war vor zwei Jahren als Pilotprojekt des Landes Rheinland-Pfalz in Zusammenarbeit mit der BG Unfallklinik Ludwigshafen gestartet worden. Damit reagieren die Projektbeteiligten auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel, der auch den medizinischen Bereich umtreibt. „Wir müssen mit weniger Zeit und Ärzten eine bessere Qualität liefern“, sagte Paul Alfred Grützner, der Ärztliche Direktor der BG Klinik, zum Projektstart im Juli 2023.
Die Telenotarztzentralen sollen Notfallsanitäter überall in Rheinland-Pfalz direkt beim Patienten unterstützen können. „In kürzester Zeit erhalten die Notfallsanitäter auf diese Weise ärztliche Expertise aus der Telenotarztzentrale“, lobt der Präsident der Landesärztekammer, Günther Matheis. Zunächst gibt es zwei dieser Zentralen in den medizinischen Kliniken in Ludwigshafen und Trier (seit Oktober 2024). Die Zentralen sollen permanent besetzt werden. Aktuell sind sie nur zu bestimmten Tageszeiten verfügbar.
Telenotarzt kann auch andere Fachärzte einbinden
„Der Telenotarzt ist besonders im ländlichen Raum wichtig, wo der Notarzt nicht immer gleichzeitig mit dem Rettungswagen vor Ort bei den Patienten sein kann“, sagt Matheis. Er sieht im Telenotarztkonzept nicht nur den Vorteil, in Zeiten des Ärztemangels die Ressourcen effizient einzusetzen, sondern auch die Chance, Rat von Experten aus spezialisierten Kliniken einholen zu können. Der Telenotarzt könne an seinem Arbeitsplatz auf viele Ressourcen zurückgreifen und gegebenenfalls auch noch andere Fachärzte einbinden, beschreibt die Regionalbeauftragte der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Notärzte, Nicole Didion, die Vorteile. Eine andere positive Auswirkung formulieren Fachleute so: Notärzte in den Regionen könnten sich dann auf echte Notfälle konzentrieren.
Notfallsanitäter sind der verlängerte Arm des Arztes
„Die Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter sind beim Telenotarzt-Einsatz der verlängerte Arm des Telenotarztes“, erläutert Didion. Tablets ermöglichen Echtzeit-Kommunikation zwischen den Sanitätern und dem Arzt. Zudem sollen Vital- und Gesundheitsdaten digital übertragen werden können. „Jede Telenotarztzentrale kann prinzipiell von jedem Rettungsmittel in Rheinland-Pfalz angefordert werden, sobald die dortigen Einsatzkräfte in das System eingewiesen und geschult sind“, beschreibt Didion das Prinzip.
Alle Rettungswagen im Bundesland seien bereits mit den erforderlichen Kommunikations- und Übertragungsgeräten ausgestattet. Die landeseinheitliche Strukturen für das flächendeckende Ausrollen des Telenotarztsystems seien geschaffen. Viele Rettungswagen-Besatzungen und Telenotärzte auch schon geschult oder ausgebildet worden.
Telenotarzt ist ohne Anfahrt direkt verfügbar
Der Telenotarzt ist ohne Anfahrt direkt verfügbar. So können bestimmte Maßnahmen wie eine erweiterte Schmerztherapie früher beginnen, wie Didion sagt. Bis der – in bestimmten Fällen weiterhin notwendige – Präsenznotarzt eintrifft, kann sein Telekollege auch schon mal überbrückend helfen und beraten.
Den Notarzt vor Ort könnten Telenotärzte aber nicht ersetzen, gibt Didion zu bedenken. Daher seien weiter auch Notärzte in Präsenz gefragt. Denn Teledoktoren könnten nicht direkt eingreifen, ihnen fehlten auch eigene Sinneseindrücke wie Tasten oder der Geruch des Patienten. Und das Sichtfeld über das Tablet sei eingeschränkt. Daher seien Erfahrung und Schulungen für Telenotärzte und die Notfallsanitäter ganz wichtig, betonen Fachleute. Eine Begrenzung des Systems könne auch eine schlechte Internetqualität sein. mit dpa
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