Rhein-Neckar. Spargelliebhaberinnen und -liebhaber dürfen sich freuen: Pünktlich zu Beginn der Karwoche ist das Gemüse bereits an vielen Verkaufsstellen erhältlich. „Im Ostermenü können die Menschen aus dem Südwesten auf jeden Fall ein Spargelgericht einplanen“, verspricht Simon Schumacher, Geschäftsführer des Verbands Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE), im Gespräch mit dieser Redaktion.
Anbau sowie Verkauf gingen laut Schumacher gut voran, manche Betriebe ernteten bereits jetzt am Tag bis zu 250 Kilo Spargel pro Hektar. In diesem Jahr profitiere man zudem vom sonnigen Wetter des vergangenen Jahres: „Spargel hat eine Art Gedächtnis. Je schöner das Wetter im Vorjahr, desto besser der Spargel in der folgenden Erntesaison.“ Das Aroma der Spargel sei daher nun besonders gut, so der Experte.
Was war entscheidend für Spargel-Qualität?
Auch in der Metropolregion läuft der Verkauf bereits. So berichtet Willi Billau, Vorsitzender des Regionalbauernverbands Starkenburg, auf Nachfrage, dass der Spargel in vielen südhessischen Hofläden schon seit ein paar Tagen erhältlich ist. Ähnlich sieht es beim Spargelhof Großhans in Hockenheim aus: „Seit der vergangenen Woche hat unser Hofladen geöffnet“, erzählt Betreiber Steffen Großhans.
Für ihn war unter anderem die Witterung der vergangenen Monate entscheidend für die Qualität der Spargel: „Es gab ausreichend Niederschlag, das wirkt sich positiv aus. Jetzt dürfte sich allerdings die Sonne wieder mehr zeigen.“ Am ersten Verkaufswochenende sei die Nachfrage in seinem Laden trotz des schlechten Wetters hoch gewesen. „Die Kunden freuen sich einfach auf den Spargel“, berichtet Großhans.
Die Spargelsaison 2023
- Der Start der Spargelsaison ist meist Mitte April.
- Jedoch ist bereits jetzt an vielen Verkaufsstellen regionaler Spargel erhältlich.
- Faktoren wie höhere Energiepreise und der Anstieg des Mindestlohns treiben vielerorts die Erzeugerkosten in die Höhe.
- Nach Angaben des Bundeszentrums für Ernährung wurden 2020/2021 in Deutschland pro Kopf 1,5 Kilogramm frischer Spargel verbraucht.
- Das traditionelle Ende der Spargelsaison ist am 24. Juni, dem Johannistag. Der Tag wird auch als „Spargelsilvester“ bezeichnet.
Anders sieht es im Einzelhandel aus – dort werden große Mengen an Spargel benötigt, die aktuell noch nicht verfügbar sind. „In der laufenden Woche vor Ostern werden zunächst überwiegend kleinere Mengen für den Verkauf in den Hofläden und auf Wochenmärkten erwartet“, sagt Hugo Da Mota, Leiter des Spargelbüros beim Pfalzmarkt. Er rechnet jedoch damit, dass man auch den Bedarf des Einzelhandels ab der Woche nach Ostern decken könne. Insgesamt beliefern 23 Erzeuger den Mutterstädter Großhändler. 2022 wurden insgesamt rund 767 000 Kilo Spargel verkauft.
Was macht der Spargel-Preis?
Im Vergleich zu den Vorjahren sei die Nachfrage im vergangenen Jahr jedoch gering gewesen, berichtet VSSE-Geschäftsführer Schumacher. „In Zeiten, in denen die Leute Geld sparen müssen, verkauft sich Spargel nicht gut.“ Das habe unter anderem dazu geführt, dass viele Spargelbauern ihre Anbauflächen für diese Saison reduzieren mussten: „In ganz Deutschland haben wir 15 Prozent weniger Fläche als noch 2022“, so der Geschäftsführer. Spargelbauer Großhans bestätigt dies: „Wir haben unsere Anbauflächen um rund 15 Prozent reduziert. Mit dem Verkauf im Hofladen waren wir zwar zufrieden, aber im Einzelhandel war die Nachfrage rückläufig.“
Und wie sieht es mit dem Preis aus? „Der ist in diesem Jahr ein echtes Problem“, meint Regionalbauernverband-Vorsitzender Billau. Die steigenden Kosten machten auch vor der Spargelbranche nicht Halt – es sei jedoch schwer, hier Preissteigerungen durchzusetzen. „Die Leute überlegen sich gut, ob sie nicht lieber einmal weniger Spargel essen, um Geld zu sparen.“ In den südhessischen Hofläden habe der Anfangspreis in den letzten Tagen bei mehr als 20 Euro für ein Kilo Spargel der Klasse eins gelegen. „Er wird sich im Verlauf der Saison aber bei rund 15 Euro einpendeln“, schätzt Billau.
Steffen Großhans verkauft das Kilo Spargel der Klasse eins derzeit für ungefähr 17 Euro. „Wir mussten den Anfangspreis im Vergleich zur Saison 2022 um einen bis 1,50 Euro erhöhen – je nach Sorte“, sagt er. Anders könne man die Kosten nicht decken. „Energie, Folien, Düngemittel – alles ist teurer geworden“, zählt Großhans auf. Der größte Kostenfaktor sei jedoch der Mindestlohn, der im Oktober 2022 auf zwölf Euro pro Stunde gestiegen ist.
Bis wann die Spargelsaison läuft
Aus dieser Erhöhung ergebe sich laut Schumacher noch ein weiteres Problem: fehlende Erntehelfer. „Es sind zwar genügend Personen da, jedoch reisen viele frühzeitig zurück in ihre Heimat, da sie nun schneller die gewünschte Geldsumme verdienen“, erläutert er. „Also müssen wir nun während der Saison neue Helfer suchen.“ Dabei wünsche er sich Unterstützung von politischer Seite, um beispielsweise schneller an Visa für interessierte Helferinnen und Helfer aus dem Ausland zu kommen.
Ihr traditionelles Ende findet die Spargelsaison am Johannistag, dem 24. Juni. Schumacher blickt den Monaten bis dahin positiv entgegen: „Die Nachfrage wird wieder ansteigen – es gibt viele Spargelfans, die den Saisonstart herbeigesehnt haben. Und so lange das Wetter trist ist, kann man sich den Frühling so zumindest auf den Teller zaubern.“
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