Sinsheim. Die Zahlen sind erstaunlich: 20-mal googlen verbraucht soviel Strom wie eine Energiesparlampe in einer Stunde. Wenn das Internet ein Staat wäre, wäre es - gemessen am Stromverbrauch - das fünftgrößte Land der Welt. Der „Gletscher“, die zentrale Erlebniswelt der Sinsheimer Klima Arena, hat ein neues Thema: Es geht ums moderne, intelligente Stromnetz - nicht nur um die Erzeugung, sondern auch um die Speichermöglichkeiten und den Verbrauch. Fachleute nennen das „Smart Grid“.
Klima Arena
- Seit Oktober 2019 betreibt die Klimastiftung für Bürger die Klima Arena in Sinsheim ganz in der Nähe des Bundesliga-Stadions der TSG Hoffenheim.
- Finanziert wurde die Klima Arena mit 40 Millionen Euro aus der Dietmar-Hopp-Stiftung.
- Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags von 12 bis 18 Uhr, samstags, sonn- und feiertags von 10 bis 18 Uhr. Montags ist die Klima Arena geschlossen.
- In den baden-württembergischen Sommerferien ist die Arena täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
- Ein Einzelbesuch kostet 9,50 Euro. Schüler, Studenten und Gruppen bekommen Vergünstigungen.
- Ein Eintritt ist nur mit Tickets aus dem Onlineshop (www.klima-arena.de) oder mit telefonischer Reservierung möglich.
- Im Innenbereich besteht Maskenpflicht. Außerdem erhalten Besucher Einmalhandschuhe für die hygienisch einwandfreie Berührung der Bildschirme in der Dauerausstellung.
Seit der Eröffnung der Klima Arena, unter anderem mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, steht das Gletscher-Erlebnis im Mittelpunkt der Ausstellung, die ihre Besucher für den Umwelt- und Klimaschutz sensiblisieren will. Mit allen Sinnen soll der Zuschauer in dem Tunnel zwischen 112 zum Teil gekrümmten Bildschirmen in einer fast Rundum-Sicht die Umweltthemen erleben und erspüren. In einem ersten Abenteuer ging es vom zerstörten Wüstenplaneten Erde des Jahres 2100 zurück in die Gegenwart und die pralle Natur des Amazonas: ein packendes und aufrüttelndes Erlebnis. Beim neuen Gletscher-Erlebnis sind die Bilder - zwangsläufig - weniger emotional. Das intelligente Stromnetz zeigt sich mit Hilfe animierter Bilder einer virtuellen Wirklichkeit. Der Besucher wird in einem „Schrumpfomaten“ auf die Größe eines Elektrons verkleinert und saust dann durch die Leitung direkt ins Netz. Zarte Gemüter halten sich in diesem Moment schon einmal am Geländer fest.
Zwölf Minuten geballtes Wissen
Ganz automatisch bekommt der Besucher im „Gletscher“ eine Menge Wissen vermittelt, dass sich beim Heizen mit der richtigen Technik viel Energie sparen lässt, dass Geräte mit Stand-By-Funktion auf Dauer ebenfalls viel Strom fressen und dass 100 Prozent Erneuerbare Energien eigentlich schon jetzt möglich wären. Voraussetzung wäre allerdings, das sich Strom aus Wind und Sonne speichern ließe. Als Beispiel für einen solchen Speicher zeigt der zwölf Minuten lange Film, den wie schon sein Vorgänger das Unternehmen Sovanta produziert hat, einen Elektrolyseur. Der trennt - wenn der Wind weht und die Sonne strahlt - Sauerstoff und Wasserstoff aus der Luft. Der Wasserstoff wird als umweltfreundlicher Energiespeicher aufgefangen.
Zwischendurch dürfen die Besucher in drei Quizrunden raten und beispielsweise beantworten, welche Bundesländer die meiste Windenergie produzieren. „Aber nicht alle Fragen, die im Quiz gestellt werden, beantwortet der Film“, sagt Bernd Welz, Vorstandsvorsitzender der Klimastiftung für Bürger, die die Klima Arena betreibt. Schließlich wolleman damit auch einen Anreiz bieten, die Dauerausstellung zu besuchen, die alle offenen Fragen Ihrer Besucher umfassend beleuchtet.
Welz weiß, dass in die aktuelle Produktion einiges mehr an Wissensvermittlung reingepackt wurde als im ersten Film, der auf Wunsch immer noch im Gletscher abrufbar ist. In der Konzeption des neuen Erlebnis habe man festgestellt, wie groß das Thema Energie sei. Aber das „Gletscher-Erlebnis“ sollte wieder etwa zwölf Minuten lang sein. „Wir wollen ja nicht, dass die Leute im Kino hängen bleiben und danach nicht mehr in die Ausstellung gehen wollen“, erläutert Welz die Idee.
Film in Videospiel-Ästhetik
Doch sei natürlich klar, dass zwölf Minuten bei weitem nicht genug Zeit bieten, um das Thema erschöpfend darzustellen. So habe man sich schließlich mit den Designern und Programmierern von Soventa und den wissenschaftlichen Fachleuten auf ein Minimalprogramm geeinigt: Den Überblick über den Ausbaustand der erneuerbaren Energien, die Erzeugung von Wasserstoff als einer von vielen Speichermöglichkeiten und die Darstellung, wo die Stromfresser in jedem Privathaushalt stecken. „Wir hätten ja problemlos auch noch andere erneuerbare Energieformen wie Geothermie oder Biomasse mit reinpacken können. Aber auch das wäre zu lange geworden“, sagt Welz. Deshalb habe man sich auf Photovoltaik und Windkraft konzentriert.
Wie bei fast allen Themen zielt auch das neue „Gletscher-Erlebnis“ mit seiner Videospiel-Ästhetik auf junge Menschen, die ihre neuen Erkenntnisse dann in die Familien tragen und damit nachhaltig verbreiten.
Flankiert wird das Thema - wie immer - durch ein Zusatzprogramm. Eine Sonderausstellung zeigt bis zum 14. September das „Zukunftsprojekt Energiewende“. Außerdem bietet die Klima Arena eine Reihe von Workshops für Schulklassen und Kindertagesstätten an. Mittelfristig sind weitere „Gletscher-Erlebnisse“ zu anderen Umweltthemen geplant.
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