Umwelt

Schwieriges Storchenjahr im Südwesten und im Mannheimer Luisenpark

Der Weißstorch-Nachwuchs in Südwesten nimmt zu, doch Trockenheit und Plastik bedrohen die Bruten in der Region.

Von 
Bernhard Zinke
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Im Luisenpark Mannheim sind aktuell 53 der 62 vorhandenen Storchennester belegt. © Michael Ruffler

Rheinland-Pfalz. In Rheinland-Pfalz gibt es wieder viel Nachwuchs bei den Weißstörchen. „Damit fällt dieses Storchenjahr zumindest nicht so schlecht aus wie das vergangene“, sagte Jessica Lehmann vom Storchenzentrum Rheinland-Pfalz im südpfälzischen Bornheim der Deutschen Presse-Agentur. 2024 habe man mit Dauerregen und kühlen Temperaturen zu tun gehabt. Jetzt sehe das anders aus. „Die andauernde Trockenheit hat, wie im Frühjahr schon befürchtet, regional zu Nahrungsengpässen geführt.“

Das Hauptnahrungsmittel der Jungstörche, der Regenwurm, wandere bei Trockenheit in tiefere Erdschichten, sodass Altstörche auf andere Nahrungsquellen angewiesen seien. „Von einer Fütterung wird abgeraten, da dies ein Eingriff in die natürliche Lebenssituation darstellt und den Weißstorch gegenüber anderen Tierarten bevorzugen könnte, denn auch diese leiden unter der enormen Trockenheit“, erklärte Lehmann. Wer wolle, könne Wasserquellen zur Verfügung stellen. „Damit ist vielen Tieren geholfen.“

Todesgefahr durch Schimmelpilz und Plastikmüll

Weiter gebe es in etlichen Nestern Schimmelpilzbefall, der in der Regel zu einem Totalverlust der Brut führe. „Diese Vorkommnisse führen vermutlich dazu, dass auch in dieser Saison von einem eher unterdurchschnittlichen Storchenjahr auszugehen ist.“ Endgültige Zahlen sollen im Herbst vorliegen, wenn alle Jungstörche beringt sind und die ehrenamtlichen Beringer ihre Zahlen zusammengetragen haben. „Dies ist eine enorme ehrenamtliche Leistung und mit viel persönlichem Engagement der Storchenberinger verbunden.“

Der Klapperstorch

Der Klapperstorch ist ein echter Sympathieträger – möglicherweise auch wegen seiner kolportierten Aufgabe, den Menschen die Babys zu bringen. Sogar der kleine Elefant Dumbo wird im Disney-Zeichentrickfilm vom Storch gebracht.

Schon der Fabelname Adebar weist darauf hin. Das germanische Wort „auda“ bedeutet Glück, und „bera“ steht für gebären.

Da Störche Zugvögel sind und im Frühjahr immer wieder zurückkehren, steht ihre Ankunft für neu erwachendes Leben.

Außerdem waten sie oft durch Wasser, das für Fruchtbarkeit steht. Das Wasser galt im alten deutschen Volksglauben als Symbol und Ursprung für den Beginn neuen Lebens.

Leibgericht auf ihrem Speiseplan sind Frösche. Auch die galten im Mittelalter als Symbol für Fruchtbarkeit.

Auch menschliche Einflüsse bedrohen der Leiterin zufolge den Bruterfolg. „Immer häufiger finden sich in Gewöllen – den Speiballen der Altstörche – Plastikteile. Diese stammen oft aus der Landwirtschaft oder aus Müllsortierungsanlagen.“ In der Pfalz wurde demnach Plastikmüll in rund jedem dritten untersuchten Gewölle festgestellt – Tendenz steigend.

Der Storchenbestand in Rheinland-Pfalz galt von 1974 bis 1996 als erloschen. 1997 startete ein Wiederansiedlungsprojekt. Träger des Zentrums in der regionalen „Storchen-Hauptstadt“ Bornheim ist die vor mehr als 20 Jahren ins Leben gerufene Aktion PfalzStorch, die eine zentrale Rolle bei der Wiederansiedlung der Klapperschnäbel spielt.

In guten Jahren mehr als 100 Jungtiere bei den Störchen

Auch im Mannheimer Luisenpark beobachten die Experten ein eher schwieriges Jahr für die Bruterfolge bei Meister Adebar. Es gab in diesem Jahr gerade mal 55 Jungtiere, sagt Parksprecherin Alexandra Wind. Was zunächst einmal viel klingt, relativiert sich bei der Einordnung. In guten Jahren verzeichnete der Luisenpark schonmal mehr als 100 Jungstörche. Aktuell seien von den insgesamt 62 Nestern im Park, 53 belegt. Es hätten sich 41 Brutpaare gebildet. In guten Jahren bringe jedes Paar mindestens zwei Jungtiere zur Welt. Also hätten es in diesem Jahr über 80 Nachwuchs-Störche geben können.

Ein Storchenpaar in einem der Nester im Mannheimer Luisenpark. © Michael Ruffler

Grund für das eher unterdurchschnittliche Jahr waren auch hier die Trockenheit im Frühjahr. Es gab aber auch zwei Unwetter, die den Bruterfolg zunichtegemacht hätten.

Die älteren Störche im Park leiden indessen weniger unter der Trockenheit. Da die Grünflächen im Luisenpark bewässert werden, finden die Vögel mit ihren spitzen Schnäbeln mit Leichtigkeit Insekten und Regenwürmer in den oberen Bereichen der feuchten Erde, sitzen im Gegensatz zu den Störchen in der freien Natur am reich gedeckten Tisch.

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Trotzdem lungern Luisenpark-Störche immer auch rund um die Kioske herum, auf der Suche nach anderen Leckereien als Insekten. Allerdings bittet die Parkleitung dringend darum, die Störche nicht zu füttern, auch wenn die Tiere zuweilen intensiv betteln und manchmal auch überraschend zupicken. Die Tiere würden auch wunderbar ohne menschliches Zutun satt, so die Parksprecherin.

Kunststoff kann zur tödlichen Gefahr für Störche werden

Nicht bekannt ist im Luisenpark dagegen die Problematik mit dem Schimmelpilzbefall der Nester. Das hätten die Experten nicht beobachtet. Dass sich dagegen immer mal wieder Plastikmüll in den Nestern befinde, kennen auch die Mannheimer Storchenfachleute. Manches Tier polstere sein Nest schon mal mit einer Plastiktüte aus, weiß Alexandra Wind. Normalerweise überlasse man die Tiere beim Bestbau sich selbst. Bei Kunststoff-Befüllung griffen die Parkmitarbeiter aber schon mal zu und entfernten die Tüten. Immerhin könne sich das Regenwasser darin sammeln und zur tödlichen Bedrohung für die Jungtiere werden. „Die können da ertrinken“, schildert die Parksprecherin.

Apropos Kunststoffe: Tückisch für die Störche seien auch kleine Gummiringe, die beispielsweise auf Großbaustellen in der Stadt zu finden sind und Verpackungen verschließen. „Für das Storchenauge sieht das aus wie ein leckerer Wurm“, beschreibt Alexandra Wind. Auch das ist eine zuweilen gefährliche Tücke für den Stadtstorch. mit dpa

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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