Rhein-Neckar. Ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) bereits überwunden? Nachdem die - für Menschen ungefährliche - Infektionskrankheit in den vergangenen Wochen von Südhessen immer näher in die Region gerückt war, hat es nun schon seit einiger Zeit keine Meldungen über infizierte Wild- oder Hausschweine gegeben. Hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Ist die Ausbreitung der ASP bereits gestoppt oder zumindest verlangsamt?
Soweit wollen die Experten in den Veterinärämtern der betroffenen Kreise nicht gehen. Für eine endgültige Entwarnung wäre es aber noch zu früh, mahnt die Gesundheitsdezernentin des Rhein-Neckar-Kreises, Doreen Kuss. Aber: „Die Tatsache, dass seit dem Fund im Hemsbach keine weiteren positiv auf das ASP-Virus getesteten Wildschweine gefunden worden sind, lässt leicht aufatmen.“ Auch der Kreis Bergstraße, in dem zwei nachweislich infizierte Wildschweine gefunden wurden, ist vorsichtig optimistisch. Trotz verstärkter Suchmaßnahmen seien keine weiteren positiven Fälle aufgetreten. Gleichwohl warnen auch die Bergsträßer Veterinäre zur Vorsicht. Was ihnen zu denken gibt: Es gab vereinzelte Funde von infizierten Wildschweinen in größerer Entfernung zur Kernzone. Es sei unewöhnlich und eigentlich kaum erklärbar, dass die Seuche in kurzer Zeit so große Entfernungen überwinde. Aber das seien Einzelfälle.
Wieviele infizierte Wildschweine wurden seit Ausbruch der Seuche in der Region gefunden?
Der Kreis Bergstraße hat seit dem 3. Juli in den Restriktions- oder später Sperrzonen II bis Ende August insgesamt 98 Wildschwein-Kadaver beprobt. Nur in zwei Fällen sei das ASP-Virus nachgewiesen worden. Hausschweine sind im Kreis Bergstraße bislang gar nicht befallen. Im Rhein-Neckar-Kreis hat es nach dem Hemsbacher Fall keine positiven Funde mehr gegeben. Die Bergeteams des Rhein-Neckar-Kreises haben demnach drei Stück Fallwild gefunden, also bereits tote Wildschweine - alle ohne Befund, ebenso wie das Unfallwild. Auch das TCRH-Team (Training Center Retten und Helfen) meldet trotz intensiver Suche keine weiteren ASP-Fälle. Im Kreis Bad Dürkheim, wo in Gerolsheim ein Kleinstbetrieb drei infizierte Hausschweine entdeckt wurden, wurde ebenfalls intensiv rund um die Gemeinde mit Drohnen und Kadaverspürhunden nach Fallwild gesucht. Aber es wurden weder Kadaver noch lebende Wildschweine entdeckt. Bei allen anderen bislang beprobten Wildschweinen im Kreisgebiet, darunter auch Unfallwild und erlegte Tiere, wurde kein ASP-Befall festgestellt.
Welche weiteren Maßnahmen laufen aktiv zur Bekämpfung der Seuche?
Elektrozäune sollen die Wanderungsbewegungen von Wildschweinhorden begrenzen, um das hochansteckende Virus nicht weiter zu verbreiten. Nach wie vor gelte es, die Ausdehnung des Seuchengeschehens festzustellen. In der Zwischenzeit ist das Hauptaugenmerk darauf gerichtet, eine Verbreitung durch Beunruhigung und Wanderung der Wildschweine zu verhindern, betont der Kreis Bergstraße. Nicht zuletzt deshalb sollen Wanderer und Jogger im Wald auf den Wegen und Hunde unbedingt an der Leine bleiben.
Warum wurde das Feuerwerk beim Wormser Backfischfest abgesagt, aber in Bad Dürkheim zum Wurstmarkt und zur Heidelberger Schlossbeleuchtung darf geballert werden?
In Worms wäre das Feuerwerk am 1. September traditionsgemäß auf der gegenüberliegenden Rheinseite abgefeuert worden - in den südhessischen Rheinauen, in denen nachweislich Wildschweine leben und nicht weit entfernt von dem Fundort eines infizierten Tieres in Biblis. Die Wildschweine wären durch das laute Feuerwerk erschreckt worden und hätten die Flucht ergriffen - und im Falle einer vorherigen Ansteckung das Virus weiterverbreitet. Dasselbe gilt für die Weinkerwe in Leimen. Auch hier verzichtet die Stadt wegen ASP auf das traditionelle Feuerwerk.
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Keine Einschränkungen gibt es dagegen beim Bad Dürkheimer Wurstmarkt. Der Grund: Hier wurden noch keine infizierten Wildschweine gefunden. Die Schweinepest in freier Wildbahn ist - noch - nicht bis in Kreis und Stadt Bad Dürkheim vorgedrungen. Deshalb gelten hier auch keine entsprechenden Schutzmaßnahmen. Die infizierten Hausschweine von Gerolsheim gelten in diesem Fall nicht als Verbotsgrund. Sie leben ohnehin nicht mehr.
Auch in Heidelberg darf die Schlossbeleuchtung am 7. September stattfinden. Heidelberg gehört nur zur Sperrzone I. Hier hat es ebenfalls noch keine Funde infizierter Wildschweine gegeben. Aber die Feuerwerker werden nach Angaben von Heidelberg Marketing trotzdem diesmal auf akustische Knalleffekte weitgehend verzichten - und damit auch auf die lauten Böller am Anfang und Ende des Feuerwerks.
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