Klassenfahrt

Schüler aus Maxdorf: Wer trägt Kosten für 36 Hubschrauberflüge bei Bergrettung?

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Stephan Alfter
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Zwei Menschen hängen an einem Rettungsseil (Symbolbild). Auch in Vorarlberg mussten Personen aus dem Berg geholt werden. © dpa

Mittelberg. Die Fragen häufen sich am zweiten Tag nach der dramatischen Bergrettung einer mehr als 100 Personen zählenden Gruppe aus Lehrern und Schülern des Maxdorfer Lise-Meitner-Gymnasiums. Antworten gibt es noch nicht auf alles. Details sind inzwischen zum Einsatz selbst bekannt. Der Alarm ging bei der Polizei in Vorarlberg um 18.13 Uhr ein, teilte ein Sprecher am Donnerstag auf Anfrage dieser Redaktion mit.

Daraufhin flog der behördeneigene Hubschrauber 36 (!) „Rotationen“, hieß es aus Österreich. Das heißt nichts anderes, als dass er 36 Mal startete und landete, um alle gefährdeten Wanderer in Sicherheit zu bringen. Zusätzlich war ein zweiter Hubschrauber im Einsatz, der drei Mal hinauf auf 1794 Meter flog, um zu unterstützen. Dieser Hubschrauber entstammte der Flotte der österreichischen Version des ADAC und nennt sich ebenfalls Christoph.

50 Euro pro Flugminute

Insgesamt dauerte der Einsatz knapp drei Stunden und wurde um 21.08 Uhr für beendet erklärt. Juristisch wird nun zu klären sein, wer für die entstandenen Kosten aufkommt? Wie der Sprecher der Landespolizei sagte, kalkuliere man mit 50 Euro pro Flugminute, was die Gesamtkosten für die Rettung in fünfstellige Höhen treibt. Die Behörden in Feldkirch, der zweitgrößten Stadt im Bundesland Vorarlberg, hätten Ermittlungen wegen „grober Fahrlässigkeit“ und „Gefährdung“ aufgenommen. Dass eine derart große Gruppe aus einem Berg gerettet werden müsse, habe er selbst in seiner Dienstzeit noch nicht erlebt, so der Sprecher.

Alpinisten wiesen am Mittwoch in verschiedenen Medien darauf hin, dass die Lehrer die Gruppe mehrfach hätten teilen müssen. Die Lehrer waren jedoch – wie berichtet – von falschen Voraussetzungen ausgegangen und einem Internetblog aufgesessen, in dem Bergprofis von einer „klasse Feierabendrunde“ sprachen. Dass diese Botschaft nur für Eingefleischte gilt, war offenbar übersehen worden.

Ob die acht Lehrer und Lehrerinnen am Ende selbst zahlen müssen, ist noch offen. „Es ist zu früh, darüber zu sprechen“, sagte Eveline Dziendziol, Sprecherin der rheinland-pfälzischen Schulaufsichtsbehörde (ADD) in Trier, auf Anfrage dieser Redaktion. Auch Martin Storck, Schulleiter an dem Maxdorfer Gymnasium, sprach am Donnerstag davon, dass die Kollegen nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hätten.

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Gespräche stünden am Freitag oder spätestens am Montag an. Man müsse den Lehrerinnen und Lehrern nach Tagen der Anspannung auch mal Zeit geben, durchzuatmen. Nicht möglich war es dieser Redaktion, mit Vertretern des Schulternbeirates zu sprechen.

Schulleiter Storck räumte ein, dass es „eine oder zwei“ kritische Stimmen zur Informationspolitik der Schule gegeben hatte, sich andere aber auch für die Vorgehensweise bedankt hätten. Die Klassenelternsprecher seien am Dienstagabend von der Schule über die Vorkommnisse informiert werden, die 12- bis 14-jährigen Schüler in Österreich seien angewiesen worden, ihre Eltern anzurufen.

Die 99 Schüler und acht Lehrer waren laut Polizei am Dienstag im österreichischen Kleinwalsertal auf einer für ihre Ausrüstung und Fähigkeiten zu schwierigen Route gelaufen. Der Weg hatte sich als weitaus riskanter als beschrieben entpuppt - mit Kletterpassagen bei einsetzendem Regen. Etwa 70 Mitglieder der Gruppe wurden von den Hubschraubern in Dreiergruppen mit Seilen geborgen, die anderen stiegen von Bergrettern begleitet ab. Zwei Schüler hatten sich leicht verletzt.

 

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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