Hubschraubereinsatz - Mit zwei Hubschraubern mussten am Dienstag 99 Jugendliche und acht Lehrer vom Maxdorfer Lise-Meitner-Gymnasium in den österreichischen Alpen eingesammelt werden

Nach Bergrettung: Schülergruppe aus Maxdorf setzt Klassenfahrt fort

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Stephan Alfter
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Einsatz in den Bergen: Eine Schülergruppe aus Maxdorf muss in den österreichischen Alpen gerettet werden, weil der Weg zu anspruchsvoll ist. © dpa

Maxdorf/Mittelberg. Große Aufregung herrschte am Mittwoch im Maxdorfer Lise-Meitner-Gymnasium, nachdem 99 Mitschüler und Mitschülerinnen im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren in den österreichischen Alpen aus einer heiklen Situation nur mit zwei Hubschraubern gerettet werden konnten. Nach ersten Informationen aus dem Kleinwalsertal sind alle Jugendlichen wohlauf. Daher hat die Gruppe, die von acht Lehrern begleitet wird, gemeinsam beschlossen, die Fahrt wie geplant bis Freitag fortzusetzen. Wie die rheinland-pfälzische Schulaufsicht (ADD) über ihre Pressestelle verlautbaren ließ, habe sich vor Ort ein Kriseninterventionsteam der Bergrettung um die Gruppe gekümmert.

Derweil liefen in Maxdorf, das 15 Kilometer von Mannheim entfernt zwischen Bad Dürkheim und Ludwigshafen in der Vorderpfalz liegt, die Telefondrähte heiß. Als die Vorgänge am Dienstagabend bekannt wurden, wurden zunächst die Eltern der verreisten Schüler und Schülerinnen informiert. Alles sei harmonisch und konstruktiv verlaufen, sagte Eveline Dziendziol von der Aufsichtsbehörde nach einem ersten Telefonat mit der Schulleitung um Oberstudiendirektor Martin Storck und seinen Stellvertreter Herbert Janetzki am Mittwochvormittag. „Wir sind natürlich alle sehr erleichtert, dass es den Beteiligten soweit gut geht“, so die Sprecherin.

Die Tour im Internet

  • Beschrieben wird die Wandertour über den Heuberggrat im Kleinwalsertal im Internet beispielsweise bei www.Hikr.org. Das ist eine Website, auf der die Benutzer Berichte ihrer Bergtouren publizieren. Womöglich haben sich die Lehrer an diesem Eintrag orientiert.
  • Zum Heuberggrat steht dort: „Der Kamm wird zwar an zwei bis drei Stellen etwas schmaler, und bei zwei kleinen Aufschwüngen muss man eventuell auch kurz die Hände aus der Hosentasche nehmen, aber schwierig ist hier nichts. (...) Schwindelfrei sollte man natürlich sein.“
  • Als Fazit ist dort zu lesen: „Eine wirklich klasse Feierabendrunde, welche in unsere engere Auswahl der mehrmals wiederholbaren Abendrunden aufgenommen wurde.“

In Maxdorf tagte zu dieser Zeit ebenfalls ein Krisenstab. Presseanfragen häuften sich, und Janetzki bat um Verständnis, die Lage zunächst einmal mit den Lehrerkollegen, die in Österreich seien, klären zu wollen. Diese waren am Dienstag mit der Schülergruppe zu einer Tour aufgebrochen, die sich am Ende anders darstellte als im Internet beschrieben: Sie war nämlich weder für die Ausrüstung noch für die Fähigkeiten der Jugendlichen ausgelegt.

Wie die Polizei Vorarlberg mitteilte, seien die Lehrer und Lehrerinnen irreführenden Informationen aufgesessen. Im Netz sei die Route als „klasse Feierabendrunde“ beschrieben worden, erklärte die Polizei. „Tatsächlich ist der schmale Heuberggrat ein teilweise ausgesetzter Weg mit Kletterpassagen, der Schwindelfreiheit, Trittsicherheit sowie Erfahrung im alpinen Gelände erfordert“, so die Einschätzung der Beamten. Zudem sei der Boden nass und rutschig gewesen. Als es schließlich auch noch zu regnen begann, habe die Gruppe den Rückweg nicht mehr alleine antreten können. Zwei Schüler seien abgerutscht und hätten sich dabei leicht verletzt, meldete die Deutsche Presseagentur (dpa) nach Informationen der Vorarlberger Polizei in der Nacht auf Mittwoch.

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Panik habe sich daraufhin bei einzelnen anderen Jugendlichen eingestellt. Neben den zwei Leichtverletzten waren mehrere Schüler „erschöpft, unterkühlt, durchnässt und völlig aufgelöst“, hieß es, nachdem die Bergrettung alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer sicher ins Tal und in die Unterkunft zurückgebracht hatte. Sich anschließende Gesprächsangebote durch das Kriseninterventionsteam seien von einigen der Zwölf- bis 14-Jährigen genutzt worden. Darüber hinaus seien alle Reisenden aufgefordert worden, Kontakt mit den Eltern aufzunehmen.

Stand Mittwochmorgen war die Stimmung in der Gruppe so, dass die Klassenfahrt nicht abgebrochen werden solle. Dies schätzten auch die Psychologen der Bergrettung so ein, wie die ADDauf Anfrage mitteilte. Für die beiden verbleibenden Tage des Aufenthalts im Kleinwalsertal seien Aktivitäten geplant, „die die Klassenfahrt mit einem niederschwelligen Angebot zu einem guten Ende bringen sollen“, hieß es aus Trier. Der Bürgermeister von Mittelberg, Andi Haid, kritisierte gegenüber dpa den Autoren des Interneteintrags. Es gebe immer häufiger solche „äußerst verantwortungslose Interneteinträge, die zu lebensbedrohlichen Situationen führen“. Der Fall werde der Staatsanwaltschaft Feldkirch übermittelt, hieß es. Die Route ist laut Haid nicht mehr als offizieller Wanderweg ausgeschildert, weil es dort schon Probleme gegeben habe.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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