Speyer. Was sich vor etwas mehr als einer Woche auf der A61 bei Speyer in der Nähe des Binsfeld-Sees abgespielt hat, ist an Tragik kaum zu überbieten. Drei Kinder im Alter von fünf, acht und zehn Jahren haben am Abend des 19. Oktober innerhalb von Sekunden beide Elternteile bei einem schrecklichen Verkehrsunfall verloren.
Der Schicksalsschlag bewegt inzwischen die ganze Region. Die Spendenbereitschaft ist riesig und doch gibt es auch Misstöne, die nicht in die Schocksituation passen, in der sich die Angehörigen und die Kinder, die aus einem Ort im Rhein-Pfalz-Kreis kommen, befinden.
Angehörige wollen Kinder schützen
Katja Schlicke-Backhauß ist über ihren Ehemann mit der betroffenen Familie und vor allem den Kindern verbunden. Es sind seine Neffen (acht und zehn Jahre) und eine Nichte (fünf Jahre), vor denen ein langer Weg zurück in einen irgendwie gearteten Alltag liegen wird. In einem Telefonat mit dieser Redaktion sagte Schlicke-Backhauß am Freitagmittag, was ihr ausschließlich am Herzen liegt: „Nichts ist wichtiger als der Schutz der Kinder.“ Sie will sehr vorsichtig mit Informationen gegenüber der Öffentlichkeit sein.
Für den Moment bei den Großeltern
Der schwierigen Aufgabe ist sie sich bewusst. Sie möchte verhindern, dass demnächst Fernsehteams vor irgendwelchen Häusern stehen. Daher sagt sie auch nicht, wo genau die Kinder sich im Augenblick aufhalten. Aber sie kann zum Glück mitteilen, dass sie körperlich bis auf wenige Abschürfungen und Prellungen unversehrt sind.
Für den Moment leben die Kinder bei den Großeltern, wie aus einer sehr einfühlsamen Nachricht des Speyerer Feuerwehrchefs Peter Eymann in den sozialen Netzwerken hervorgeht. Er war selbst an diesem Unfallabend vor Ort. „Es tröstet uns sehr, dass die Kinder mittlerweile alle wieder das Krankenhaus verlassen haben“, schreibt er.
Es habe eine breite Welle des Mitgefühls und der Anteilnahme gegeben. Aufmerksam gemacht haben Eymann und seine Kollegen innerhalb der Nachricht auch auf eine Spendeninitiative, die von der oben bereits genannten Tante ins Leben gerufen wurde.
Sie schreibt dort: „Eure Spenden werden dazu beitragen, dass diese Kinder nicht nur materielle Bedürfnisse erfüllt bekommen, sondern auch die emotionale Unterstützung erhalten, die sie brauchen, um ihre Trauer zu bewältigen und wieder Hoffnung zu schöpfen.“ Sie schließt mit den Worten: „Gemeinsam können wir Licht in das Leben dieser Kinder bringen und ihnen eine hoffnungsvolle Zukunft schenken.“
75.000 Euro gespendet
Bereits am Mittwoch konnte man beobachten, wie rapide die Spendensumme innerhalb von Stunden zunahm. Darunter Einzelspenden in Höhe von 1000 Euro. Am Freitagmittag hatten sich mehr als 2500 Spender beteiligt. Der Betrag wuchs auf über 75 000 Euro an. Den Schmerz der Kinder und der Angehörigen kann indessen in diesen Tagen kein Betrag dieser Welt lindern. Unbeteiligten bleiben nur Bekenntnisse des Mitgefühls.

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So kickte der mittlere Sohn zuletzt in einem Fußballteam des FC Speyer 09. Dort hat man sich ebenfalls zu einer Spendenaktion entschlossen, die fast parallel zur Spendeninitiative der Tante anlief. „Wir als Speyers größter Fußballverein fühlen uns verpflichtet, die drei Geschwister mit allen Mitteln zu unterstützen, um über dieses schreckliche Ereignis hinwegzukommen“, schreibt der Club zu seinem Aufruf. Aus der Initiative sind bis Freitagnachmittag mehr 7000 Euro zusammengekommen. 204 Spender hatten sich bis dahin dem Aufruf angeschlossen. Verein und Angehörige waren in den vergangenen Tagen miteinander in Kontakt.
Ärger über Kommentar bei Facebook
Der Betrag, den der FC Speyer 09 einsammelt, soll ausschließlich den drei Geschwistern zugute kommen. Misstöne gab es indessen auf die Facebook-Mitteilung der Feuerwehr hin. Dort hatte sich eine weibliche Nutzerin die große Reichweite, die der Beitrag bekam, zunutze gemacht, um Politiker in der Bundesregierung zu beschimpfen.
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Feuerwehrchef Eymann reagierte richtig und sorgte dafür, dass der Kommentar der Frau nicht mehr zu sehen war. Dazu erklärte er: „Was wir nicht verstehen, ist wie man eine solche Tragödie, die mit Politik rein gar nichts zu tun hat, dazu verwenden möchte, Stimmung gegen Politiker zu machen und Kritik an Bürgergeld oder der Rente zu äußern. Das lässt sich mit unserem Verständnis von Pietät nicht vereinen.“
Gutachten soll Klarheit schaffen
Hubert Ströber, Leitender Oberstaatsanwalt in Frankenthal, kommt die Aufgabe zu, den tragischen Unfall juristisch aufzuklären. Was führte dazu, dass der hochwertige Mercedes-SUV von der Straße abkam und derart zerstört wurde? Am Unfallort bot sich den Einsatzkräften ein Bild des Grauens.
Von einem Familienausflug waren die 43-jährige Mutter und der 45-jährige Vater mit den drei Kindern auf dem Weg zurück nach Hause. Fest steht, dass das Auto die Leitplanke durchbrach und anschließend mit mehreren kleinen Bäumen kollidierte, um dann in einer sechs Meter tiefen Böschung zum Liegen zu kommen. Die Eltern wurden an der Unfallstelle für tot erklärt, die Kinder wurden ins Krankenhaus gebracht.
Der Leitende Oberstaatsanwalt hat einen Sachverständigen beauftragt, der ein Gutachten erstellen soll, um die Unfallursache schlüssig zu erklären. Dazu sei das Steuerungsgerät aus dem Mercedes wichtig. Der Hersteller habe seine Kooperation erklärt, um an die Daten zu gelangen, die das Steuerungsgerät sammelt.
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