Rhein-Neckar. Der Nikolaus kommt an diesem Mittwoch in der Pfalz wieder auf dem Motorrad. Und zwar in rund 25-facher Ausführung. Zwischen 8.25 Uhr und 19 Uhr sind die Riding Santas auf ihren Harley Davidsons unterwegs. Diesmal auf einer anderen Tour als üblich, nämlich in Neustadt, Meckenheim, Deidesheim, Bad Dürkheim, Ludwigshafen-Ruchheim, Dannstadt-Schauernheim und mit großer Zieleinfahrt in Roth unter Rietburg. Für den Initiator und Gründer der Riding Santas, Patrick Kuntz, ist es eine ganz besondere Ausfahrt: Er ist in diesem Jahr zum zehnten Mal als Nikolaus auf dem Motorrad unterwegs.
„Es war niemals so geplant, es ist einfach passiert“, staunt Kuntz immer noch selber über den Erfolg. Am Anfang habe er gedacht, wenn 1000 Euro bei der Ausfahrt als Spenden herumkommen, dann wäre er schon superglücklich. Im vergangenen Jahr sammelten die Santas eine Summe von 129 000 Euro ein.
Der Betrag geht jedes Jahr ohne Abzüge direkt ans Kinderhospiz Sterntaler. Denn das ist der zweite Antrieb für Kuntz und seine motorisierten Freunde: Neben dem Ziel, den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, will Kuntz auch die Arbeit des Kinderhospizes in Dudenhofen bekannter machen.
Der Anfang war die Erfüllung eines Herzenswunsches
Angefangen hat alles 2014 mit der Erfüllung eines Herzenswunsches: Patrick Kuntz kaufte sich eine Harley Davidson, schaute sich in Facebook-Gruppen zum Thema Harley um und stieß auf das Bild eines Motorradfahrers, der mit rotem Nikolaus-Oberteil unterwegs war. Da fasste Kuntz den Entschluss, auch eine Ausfahrt im Nikolaus-Kostüm zu machen. Also kaufte er sich einen Nikolausanzug in der Größe XXL, damit sie auch über die Motorradkluft passte. Seine Mutter nähte aus zwei Mützen eine große, um sie über den Helm ziehen zu können.
Am Nikolaustag machte er sich als motorisierter Nikolaus auf den Weg. „Meiner Frau und den Kindern war das extrem peinlich, aber mir war das egal“, erinnert er sich. Und nicht nur er hatte seinen Spaß zwischen Landau, Edenkoben und Neustadt. „Es ist toll, wenn dir die Leute zuwinken, die Autofahrer freundlich hupen. An einer Ampel hielt er neben einem Auto. Der Vater kurbelte die Scheibe herunter und Patrick Kuntz unterhielt sich kurz mit den überraschten Kindern im Auto.
„Das war der Schlüsselmoment“, sagt der heute 52-Jährige. Im Jahr darauf warb er bei seinen Harley-Freunden für eine größere gemeinsame Ausfahrt, plante - in Rücksprache mit den Einrichtungen - Besuche in Kindergärten und Seniorenheimen. Am Ende waren 18 Maschinen unterwegs. Die Fahrer hatten Süßigkeiten mit dabei und verbreiteten jede Menge Freude. „Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Leute Lust drauf haben, sich in Schale zu werfen und Gutes zu tun“, freut er sich noch heute über die Anfänge.
Nikolaus-Tour der Riding Santas in diesem Jahr
- 8.25 Uhr: Tourstart am Weinstraßen C & C Großhandelscenter;
- 8.40 Uhr: Grundschule, Neustadt-Mußbach;
- 9.20 Uhr: Grundschule, Meckenheim;
- 9.55 Uhr: Don Bosco Grundschule, Niederkirchen;
- 10.35 Uhr: Kindergarten, Ruppertsberg;
- 11.05 Uhr: Wasgau Markt, Deidesheim;
- 12.15 Uhr: Lebenshilfe Tagesförderstätte, Bad Dürkheim;
- 13.35 Uhr: Seniorenresidenz Maximilianstift, Maxdorf;
- 14.15 Uhr: Harley-Davidson-Niederlassung Rhein-Neckar, Ruchheim;
- 14.50 Uhr: Förderverein Kinder und Jugend, Fußgönheim;
- 15.25 Uhr: Seniorenstift zur Dannstadter Höh, Schauernheim;
- 16 Uhr: Unverblümt, Dannstadt;
- 16.35 Uhr: Kerweplatz, Böhl;
- 17.25 Uhr: Lebenshilfe-Wohnhaus, Neustadt;
- 18.10 Uhr: Dorfplatz, Diedesfeld;
- 19 Uhr: Weingenossenschaft, Rodt unter Riedburg.
- Weitere Infos unter www.riding-santas.de.
Doch es kam auch die Frage auf: Für wen sammelt ihr? Gute Frage, schließlich waren die Santas ja eine private Gruppe, kein organisierter Verein, kein Club. Also überlegte sich Patrick Kuntz, wem man Gutes tun könne - und stieß auf die Sterntaler. Er bekam eine zweistündige Führung durch die Einrichtung in Dudenhofen und stellte am Ende die Frage: Wollt ihr, dass eine Truppe von Motorradfahrern mit lauten Maschinen, denen ja nicht immer der beste Ruf vorauseilt, für euch auf eine Spendentour geht? Die Sterntaler-Verantwortlichen fanden es eine tolle Sache und gaben den Santas 20 Spendendosen mit.
Die Tour 2016 führte auch erstmals in Schulen. Die Leiterin der Grundschule in Billigheim-Ingenhei, die Kuntz für eine Besuch anfragte, sagte grinsend: „Ich kenne euch“. Ihre Mutter war im Seniorenheim, das die Santas im Vorjahr besucht hatten. Das war der Türöffner. Die Kinder waren begeistert, sangen den Nikoläusen Lieder vor. Am Ende dieser Tour bei „sehr sehr kalten Temperaturen“ übergaben Patrick Kuntz und seine Freunde 5000 Euro.
Mittlerweile haben die Santas ihre Aktion professionalisiert. 650 Spendendosen für die Sterntaler haben sie in der ganzen Pfalz verteilt. Die Gruppe der Fahrer ist aber weiterhin nicht allzu groß. „Wir müssen unter 30 Motorrädern bleiben. Dann ist die Ausfahrt nämlich nicht genehmigungspflichtig. Und außerdem ist in viele Grundschulen gar nicht so viel Platz, um die Motorräder abzustellen“, erläutert Kuntz.
2350 Päckchen zu packen
Auch bei den kleinen Mitbringseln ist die Tour groß geworden. Schließlich sollen alle Kinder, alle Senioren ein kleines Geschenk bekommen. 2350 Päckchen haben die Santas diesmal dabei. Ein Facebook-Aufruf mobilisierte viele Bastler, die dabei halfen, die Süßigkeiten zu verpacken. Privatleute, Unternehmen und Supermärkte haben für die süßen Füllungen der Päckchen gesorgt. „Auf den Motorrädern nehmen wir die Geschenke aber nicht mit. Die werden aus logistischen Gründen schon vorher in die Einrichtungen gebracht“, sagt Kuntz. Immerhin: Es werden 550 Kilo Süßigkeiten verteilt, verpackt in 600 Quadratmeter Geschenkpapier mit drei Kilometern Bändchen.
Insgesamt 25 Santas werden diesmal unterwegs sein, begleitet von rund 20 Sozias und zwei oder drei Begleitfahrzeugen. „Der Tourplan, den wir auf Facebook veröffentlicht haben, ist schon 55 000 Mal geklickt worden“, berichtet Patrick Kuntz. Vorsichtshalber weist der Facebook-Eintrag darauf hin, dass es sich um eine private Ausfahrt handelt und eine Mitfahrt nicht möglich ist.
Allerdings freuen sich die Santas auf viele Besucher an den einzelnen Stationen und noch mehr auf viele Spenden - und auf die Beschäftigung mit dem Sterntaler-Hospiz. „Wir sind auch unterwegs, um die Kinderhospizarbeit bekannter zu machen“, betont Patrick Kuntz. Die Santas besuchen nur Schulen, die zusagen, die Hospizarbeit im Unterricht - kindgerecht - zu behandeln. Nicht zuletzt deshalb ist der Harley-Fan mittlerweile offizieller Botschafter der Sterntaler.
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