Nahverkehr

Regionalverkehr Mannheim-Heidelberg: Ausfälle und Unpünktlichkeit

Aktuell fahren die Züge der Regionalexpress-Linie RE 10 wegen der Riedbahnsanierung gar nicht. Doch auch sonst liegt auf der Linie zwischen Mannheim und Heidelberg laut Verkehrsministerium viel im Argen

Von 
Julian Eistetter
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Der RE 10 verbindet unter anderem den Mannheimer Hauptbahnhof (im Bild) mit Heidelberg. © Valerie Gerards

Rhein-Neckar. Noch bis mindestens Mitte Dezember fahren zwischen Mannheim und Heidelberg keine Züge der Regionalexpress-Linie RE 10. Das hängt mit dem umfassenden Umleitungskonzept im Zusammenhang mit der Generalsanierung der Riedbahn zwischen Mannheim und Frankfurt zusammen. Ansonsten gilt der RE 10, der in normalen Betriebszeiten einmal stündlich verkehrt, als schnellste Regionalbahnverbindung zwischen den beiden Städten.

Fast jeder zweite Zug auf der Linie RE 10 war im Herbst 2023 von Ausfall betroffen

Doch auch in diesen „normalen“ Zeiten liegt auf dieser Linie einiges im Argen, wie aus einer kleinen Anfrage des Schriesheimer Landtagsabgeordneten Sebastian Cuny (SPD) an die Landesregierung in Stuttgart hervorgeht. „Die Bahnverbindung zwischen Heidelberg und Mannheim ist wiederholt von Verspätungen und Zugausfällen betroffen“, schreibt er am Mittwoch in einer Mitteilung. Dies habe das Verkehrsministerium in seiner Antwort bestätigt.

Regionalexpress RE 10 a/b

  • Die Linie RE 10 a/b wird betrieben von der Südwestdeutschen Landesverkehrs-GmbH (SWEG).
  • Der RE 10 a verkehrt zwischen Heilbronn - Mosbach-Neckarelz - Heidelberg - Mannheim. Der RE 10 b verkehrt zwischen Heilbronn - Sinsheim (Elsenz) - Heidelberg - Mannheim.
  • Wegen der umfassenden Umleitungen im Nah- und Fernverkehr durch die Riedbahnsanierung fallen die Züge seit 15. Juli und noch bis 14. Dezember aus.
  • Vor der Sperrung lief der Betrieb auf der Linie laut Land „nicht zufriedenstellend“. Die Ausfallquote stieg im Laufe des Jahres 2023 auf bis zu 45 Prozent an. In den Monaten vor der Sperrung sank sie immerhin wieder auf Werte unter 20 Prozent.
  • Auch die Pünktlichkeit ließ zu wünschen übrig: In Juni 2024 erreichten den Heidelberger Hauptbahnhof nur 61 Prozent der Züge pünktlich, den Mannheimer Hauptbahnhof 63,6 Prozent.

 

„Die Zuverlässigkeit des RE 10 a/b liegt auf einem nicht zufriedenstellenden Niveau“, heißt es wörtlich in der Stellungnahme aus Stuttgart. Insbesondere bis Herbst 2023 sei die Zuverlässigkeitsquote auf der Linie bis auf 55 Prozent gesunken. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass zu diesem Zeitpunkt die Ausfallquote bei rund 45 Prozent gelegen hat – fast jeder zweite Zug war also von einem Ausfall oder zumindest Teilausfall betroffen.

Nach Angaben des Ministeriums hängt dies vor allem mit durch Baustellen verursachten Sperrungen zusammen. „Danach hat sich die Zuverlässigkeit bis Ende Mai 2024 auf rund 90 Prozent verbessert“, heißt es in der Antwort an Cuny, die dieser Redaktion vorliegt. Auch dieser Wert ist aus Sicht des Landes jedoch nicht zufriedenstellend.

Ob sich die positive Tendenz nach Abschluss der Riedbahnsanierung und Wiederinbetriebnahme der Linie RE 10 so fortsetzt, ist aus Sicht des Landes ungewiss. „Gestiegenes Baustellengeschehen, Infrastrukturstörungen, kurzfristige Personalausfälle bei den Lokführern und vermehrte Ausfälle bei Stellwerkspersonal, gestiegene Fahrzeugstörungen, knappe Kapazitäten in den Werkstätten und zu geringe Kapazitäten in den Zügen, etwa durch fehlende Wagen in Phasen von Instandhaltung oder Reparatur, beeinträchtigen die Verlässlichkeit der Linie erheblich“, schreibt das Ministerium.

Abgeordneter Cuny: „Regionalexpress hat große Bedeutung, vor allem auch als Zubringer für den ICE-Knoten Mannheim“

Auch die Pünktlichkeit der Züge ist für Sebastian Cuny ein großes Problem. „So war der RE 10 am Heidelberger Hauptbahnhof im Juni 2024 beispielsweise lediglich zu 61 Prozent pünktlich“, kritisiert er. Auch das geht aus der Auflistung des Landes hervor. Noch unpünktlicher waren die Züge im laufenden Jahr in Heidelberg nur im März mit einer Quote von 56,9 Prozent – statistisch war also fast jeder zweite Zug zu spät. „Die große Unpünktlichkeit schränkt die Attraktivität des ÖPNV und Bahnverkehrs extrem ein“, sagt Cuny. „Der Regionalexpress zwischen Mannheim und Heidelberg hat eine große Bedeutung, vor allem auch als Zubringer für den ICE-Knoten Mannheim. Wer wiederholt seinen Anschluss wegen eines verspäteten Regionalexpresses nicht erreicht, wird das Auto nicht mehr stehen lassen“, befürchtet der Schriesheimer Landtagsabgeordnete.

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Christian Schall
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Der 46-Jährige mahnt daher konkrete und zügige Verbesserungen auf der Strecke zwischen Mannheim und Heidelberg an. Diese skizziert das Verkehrsministerium in seiner Antwort durch den geplanten Ausbau genau dieses Korridors. Ziel sei es, dass danach sechs S-Bahn-Züge pro Stunde und 3,5 Regionalexpress-Züge in der Stunde zwischen den beiden Städten verkehren. „Dazu kommen drei Züge pro Stunde von Mannheim in Richtung Weinheim“, heißt es in der Antwort.

Wie die Deutsche Bahn den Ausbau auf der Strecke Mannheim-Heidelberg plant

Konkret plant die Deutsche Bahn InfraGO den Ausbau in vier Etappen. Mit einer Achsverschwenkung am Mannheimer Hauptbahnhof soll eine Entzerrung des Fern- und Nahverkehrs erreicht und die Kapazität auf der Strecke erhöht werden. Anschließend soll der Abschnitt zwischen Hauptbahnhof Mannheim und Friedrichsfeld Süd mehrgleisig ausgebaut werden. Ein neues Kreuzungsbauwerk bei Friedrichsfeld soll zu einer geringeren Beeinträchtigung des Personenverkehrs durch den Güterverkehr in diesem Bereich sorgen. Und schließlich wird dann mit einem viergleisigen Ausbau zwischen Heidelberg-Wieblingen und Hauptbahnhof Heidelberg ein weiterer Engpass beseitigt.

Die Umsetzung dieses Projekts könnte laut Verkehrsministerium jedoch noch „viele Jahre“ auf sich warten lassen. Deshalb fordert auch Cuny nochmals vehement: „Die Planungen für den Ausbau zwischen Mannheim und Heidelberg müssen konkret werden. Für die Menschen in der Region würden die zusätzlichen Verkehre eine große Verbesserung bedeuten.“

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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