Atommüll

Radioaktive Abfälle in Biblis und Philippsburg: Das denkt die Bevölkerung

Von 
Bernhard Zinke
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Eines der beiden Abfallzwischenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle am Standort Biblis. © BGZ

Biblis/Philippsburg. Insgesamt 102 Castorbehälter mit abgebrannten Brennelementen lagern in einer Halle auf dem Gelände des früheren Kernkraftwerks in Philippsburg. Im Zwischenlager in Biblis stehen 108 Castorbehälter, dazu noch 138 sogenannte Mosaik-Behälter mit schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus den beiden Kraftwerksblöcken A und B. Nach dem Atomgesetz sind die Zwischenlager für 40 Jahre genehmigt. In Philippsburg läuft die Genehmigung im Jahr 2047 ab, in Biblis ein Jahr früher. Seinerzeit dachten die Experten, dass bis zu diesem Zeitpunkt ein Endlager für den Atommüll gefunden sei.

Mittlerweile hat die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) die Verantwortung für die 16 Zwischenlager an den ehemaligen Kraftwerksstandorten übernommen. Gearbeitet wird unter anderem an den Anträgen zur Verlängerung der Genehmigungen. Es ist nämlich nicht zu erwarten, dass bis Mitte der 2040er Jahre ein Endlager gefunden ist, geschweige denn zur Verfügung steht. Im Standortauswahlgesetz des Bundes steht wenig konkret als erster Zielhorizont: „Die Festlegung des Standortes wird für das Jahr 2031 angestrebt“.

Je 200 Menschen in Biblis und Philippsburg befragt

Erstmals hat die BGZ nun eine Umfrage unter Anwohnern rund um die 16 Standort-Zwischenlager gestartet, um herauszufinden, was die Menschen über die radioaktiven Abfälle in ihrer Nachbarschaft denken und wissen. Beauftragt hat sie dafür das Institut aproxima, eine unabhängigen Gesellschaft für Markt- und Sozialforschung. Gefragt wurden Bürgerinnen und Bürger im Umkreis von 25 Kilometern rund um den Standort des Zwischenlagers. Sowohl in Biblis als auch in Philippsburg wurden jeweils 200 Menschen befragt. Bundesweit hat das Institut Antworten von 3500 Bürgerinnen und Bürger erhalten. Damit gilt die Studie als repräsentativ.

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Und das sind die regionalen Umfrage-Ergebnisse: In Biblis halten 28 Prozent der Befragten das Zwischenlager für ein „ziemlich hohes Risiko“. Knapp 47 Prozent sehen in der Aufbewahrung des radioaktiven Abfalls am Standort ein „geringes Risiko“. Das entspricht laut BGZ und aproxima dem bundesweiten Ergebnis: Insgesamt hält rund ein Drittel der 3500 Befragten die Zwischenlager für ein „ziemlich hohes Risiko“, knapp die Hälfte der Befragten für ein „geringes Risiko“.

Was passiert mit den Ergebnissen der Befragung?

Mehr als 58 Prozent der Befragten rund um Biblis wissen, dass es am ehemaligen Kernkraftwerksstandort ein Brennelemente-Zwischenlager gibt. Die Hälfte hält das Zwischenlager für notwendig, knapp 34 Prozent sind in dieser Frage eher unentschlossen.

Philippsburg: In der Kommune gegenüber von Speyer zeichnet die Umfrage ein ähnliches Bild. Hier halten rund 27 Prozent das Brennelemente-Zwischenlager für ein „ziemlich hohes Risiko“, knapp 49 Prozent für ein „eher geringes Risiko“. Knapp 58 Prozent kennen das Brennelemente-Zwischenlager, 49 Prozent halten es für notwendig, 33 Prozent sind unentschlossen. In beiden Regionen finden es 68 Prozent (Biblis) beziehungsweise 67 Prozent (Philippsburg) gut, dass der Staat die Verantwortung für die Entsorgung radioaktiver Abfälle in Deutschland übernommen hat.

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„Die Umfrageergebnisse liefern uns wichtige Erkenntnisse über den Informationsstand und das Stimmungsbild der Bürgerinnen und Bürger an unseren Standorten“, sagt die Vorsitzende der BGZ-Geschäftsführung, Bettina Hesse.Die Ergebnisse werde man in die Arbeit aufnehmen und und Maßnahmen vor allem im Bezug auf die verlängerte Zwischenlagerung ableiten. In den kommenden Jahren werde die BGZ weitere Umfragen von unabhängigen Instituten durchführen lassen. Als Unternehmen sei es der BGZ extrem wichtig, dass sich die Nachbarn gut darüber informiert fühlen, was die BGZ in ihren Zwischenlagern tut. Nur dies schaffe echtes Vertrauen, so Hesse. Die Gesellschaft wird noch in diesem Jahr ein Konzept zur Bürgerbeteiligung neu aufsetzen.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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