Silvesternacht

Polizei in der Silvesternacht auch in Mannheim und Landau verletzt

Feiernde haben in der Silvesternacht auch Einsatzkräfte in Mannheim und Landau verletzt. Nun beginnt erneut die Diskussion um ein Böllerverbot. Dabei sind Übergriffe auf Einsatzkräfte auch in der Region nichts Neues

Von 
Bernhard Zinke
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Der Silvesterabend in Mannheim war nicht durchgehend friedlich. Die Polizei musste Schutzhelme tragen, weil sie Ziel von Feuerwerkskörpern wurde. © Christoph Blüthner

Die Situation in Berlin ist eskaliert. Da hat die Feuerwehr am Silvesterabend schon um 19.55 Uhr den Ausnahmezustand ausgerufen. Es gab massive Angriffe auf Einsatzkräfte mit zahlreichen Verletzten, zum Teil wurden Feuerwehrleute sogar in den Hinterhalt gelockt. Diese Dimensionen haben die Feierlichkeiten in der Region bei Weitem nicht erreicht. Allerdings hat es in der Neujahrsnacht auch in Mannheim Angriffe auf Polizeibeamte gegeben. Nach Auskunft eines Sprechers wurde ein Kollege am Wasserturm durch ein Knalltrauma verletzt. Ein Kracher ist in seiner unmittelbaren Nähe explodiert.

„Leider wurde die Silvesternacht auch genutzt, um Einsatzkräfte der Polizei mit Pyrotechnik zu beschießen und zu bewerfen. Dazu fehlt mir jegliches Verständnis“, hatte Polizeipräsident Siegfried Kollmar schon am Neujahrstag in einer Pressemitteilung zur polizeilichen Bilanz des Jahreswechsels erklärt. Demnach sind aus feiernden Gruppen am Wasserturm Böller eindeutig gezielt in Richtung Einsatzkräfte geflogen. Darauf hätten die Beamten zum Selbstschutz ihre Helme aufgezogen und seien in einer Einsatzformation vorgerückt, um diese Angriffe zu unterbinden.

Wir sind ja immer der Spielverderber
Thomas Mohr Vorsitzenden Gewerkschaft der Polizei

In anderen Bereichen des Polizeipräsidiums sei es ruhiger geblieben – auch in Heidelberg, wo die Polizei aus Sicherheitsgründen kurz vor Mitternacht die Alte Brücke sperren musste. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst in Ludwigshafen ziehen auf Nachfrage ebenfalls eine recht positive Bilanz. Es habe zwar viele Einsätze, jedoch keine Aggressionen gegen Einsatzkräfte gegeben.

Landau bereitet Verbot vor

Anders in Landau, wo auf dem Rathausplatz Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern beworfen und beschossen wurden. Zahlreiche Feierwütige hätten sich „teils gemeingefährlich daneben benommen“, teilte die Stadt am Montag in einer Pressemeldung mit. Zwei Ordnungskräfte der Stadt erlitten ein Knalltrauma und Verbrennungen zweiten Grades. Als Konsequenz bereitet die Stadt nun eine Allgemeinverfügung vor, um das Abbrennen von Feuerwerk in der Landauer Innenstadt zum nächsten Jahreswechsel zu verbieten.

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Für Thomas Mohr, den Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei, sind Attacken gegen Polizeibeamte keine neue Erfahrung, wenngleich die Vorkommnisse in Berlin eine neue Qualität hätten. Als Mitglied der Führungsgruppe des Einsatzzugs Mannheim hat er schon selbst Situationen erlebt, in denen die Kolleginnen und Kollegen angegriffen wurden. „Wir sind ja immer der Spielverderber“, weiß Mohr durchaus um die Rolle, die die Beamtinnen und Beamten zuweilen spielen müssen. Aber wenn Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten – wie nun in Berlin geschehen – regelrecht in Hinterhalte gelockt würden, um sie dann gezielt zu attackieren, „dann ist jegliches Maß überschritten“.

Hinzu komme in kritischen Situationen, dass sich die Menschen sofort mit den vermeintlichen Opfern solidarisierten. „Dann hat man plötzlich 100 Leute gegen sich“. Und dann sei auch verständlich, wenn bei dem einen oder anderen Kollegen die Zündschnur etwas kürzer werde.

Videoüberwachung kann helfen

Der einzige Weg, um solche Übergriffe zu verhindern, sei ein Böllerverbot in der Innenstadt. „Ich weiß, dass ich mich mit einer solchen Forderung unbeliebt mache“, sagt Mohr. Aber er wisse aus dem Kollegenkreis, dass die Beamtinnen und Beamten lieber die Einhaltung des Böllerverbots kontrollierten, als sich einem regelrechten Beschuss auszusetzen. Eine Alternative sei eine intensive Videoüberwachung der feiernden Menge aus einer erhöhten Position der Kameras. So ließen sich Böllerwerfer identifizieren. Sogenannte Bodycams, Kameras an der Uniform, helfen nach Erfahrung Mohrs nur in Eins-zu-Eins-Situationen. Wer einen Kracher aus der dritten oder vierten Reihe werfe, bleibe von einer Bodycam unerkannt.

„In solchen Nächten sind wir besonders froh, wenn unsere Kolleginnen und Kollegen wohlbehalten wieder zurück sind.
Christof Bergdolt stv. Rettungsdienstleiter DRK Mannheim

Das Mannheimer Rote Kreuz hat in der Silvesternacht keine Übergriffe auf seine Einsatzkräfte erlebt. „In solchen Nächten sind wir besonders froh, wenn unsere Kolleginnen und Kollegen wohlbehalten wieder zurück sind“, weiß Christof Bergdolt, stellvertretender Rettungsdienstleiter des DRK Mannheim, um die besonderen Umstände einer Silvesternacht. Allerdings haben die Rettungskräfte sehr wohl bereits Gewalt am eigenen Leib erfahren. Ein Kollege sei bei einem Rettungsdiensteinsatz bewusstlos geschlagen worden, berichtet Bergdolt. Das sei zwar schon drei oder vier Jahre her. Allerdings sei der Kollege derart traumatisiert, dass er bis heute nicht mehr im Nachtdienst und auch nicht mehr in der Notfallrettung arbeiten könne. Seitdem werde er beim Krankentransport im Tagdienst eingesetzt, berichtet Bergdolt.

Die Tat geschah im Rhein-Neckar-Kreis, der Täter war noch keine 18 Jahre alt. Er sei jedoch gefasst und von einer Jugendkammer zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Das habe dem Kollegen bei der Bewältigung des Überfalls jedoch nicht geholfen.

Diese Tat war sicher der krasseste Fall. Mit verbalen Anfeindungen haben es die Rettungskräfte nach eigener Darstellung jedoch mittlerweile permanent zu tun.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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