Pandemie

262 Luftreiniger im Rhein-Pfalz-Kreis sollen Corona-Viren in Schulen töten

Von 
Stephan Alfter
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Im Unterricht gilt auch in der Rudolf-Wihr-Realschule in Limburgerhof noch immer Maskenpflicht – trotz Luftreinigungsgerät (Bildmitte). © Stephan Alfter

Limburgerhof. Eigentlich hatte er nur Gutes im Sinn. Nun hat sich Clemens Körner (CDU), Landrat des Rhein-Pfalz-Kreises, aber den Unmut eines manchen Bürgermeisters in seinem Landkreis zugezogen. Und auch unter anderen Kollegen gab es zuletzt nicht nur Lob für den 61-jährigen Verwaltungschef.

Angefangen hat alles mit der Frage an den Cousin seiner Ehefrau. Dieser arbeitet am Speyerer Standort des weltweit größten Filtrationsunternehmens Mann + Hummel. Ob es nicht eine Möglichkeit gebe, Luftreiniger über die Firma zu beziehen, um die Schulen des Rhein-Pfalz-Kreises damit auszustatten. Der Cousin leitete die Anfrage an die entsprechende Stelle weiter, und einige Monate später stehen nun 262 mittelgroße Luftreinigungsgeräte in den Klassenräumen von zehn weiterführenden Schulen, deren Träger der Landkreis ist.

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Vorgestellt hat Körner seinen Plan mit den Luftfiltern, für den ihm der Kreistag ein Budget von rund 700 000 Euro bewilligt hat, am Donnerstagmorgen an der Rudolf-Wihr-Realschule in Limburgerhof. Bei der Investition - das wurde schnell deutlich - geht es um nicht weniger als um den Verbleib der Schüler im Präsenzunterricht auch während einer sich eventuell aufbäumenden vierten Corona-Welle. Die Geräte, die der Kreis angeschafft hat, ohne dass es für sie derzeit einen passgenauen Förderungsbeschluss des Landes gibt, filtern den Angaben des Herstellers zufolge mehr als 99,995 Prozent der Viren, Bakterien und anderer Mikroorganismen aus der Luft.

Studie aus Karlsruhe

Wenn diese Angaben zutreffend sind, dann dürften im Schulsaal unter normalen Umständen keine Ansteckungen mehr über Aerosole stattfinden. In einem Raum mit einer Fläche von 70 Quadratmetern tauscht das Gerät die Luft pro Schulstunde dreimal aus. Das sagte Jan-Eric Raschke, zuständiger Direktor bei Mann + Hummel. Raschke formulierte es zwar nicht explizit, aber im Subtext transportierte er latent die Botschaft: Die Luft ist rein. Feinstaub, Allergene, Pollen - im Schulsaal kein Thema mehr. Auch der Übertragung normaler Grippeviren durch die Luft werde anhand der Hepa-Filter Einhalt Einhalt geboten.

"Signifikante Reduktion der Aerosolkonzentration" Karlsruher ...

"Signifikante Reduktion der Aerosolkonzentration" Karlsruher Institut für Technologie

Wissenschaftlich untersucht wurde die Wirksamkeit der Geräte, die nun in zehn pfälzischen Schulen zum Einsatz kommen, bereits im Herbst 2020 vom Karlsruher Institut für Technologie. In einem am 6. Oktober dort veröffentlichten Bericht ist jedoch nicht von 99,995 Prozent die Rede, sondern von einer signifikanten Reduktion der Aerosolkonzentration in geschlossenen Innenräumen. Zum Einsatz kommt die Technik laut Raschke schon seit einigen Jahren in OP-Sälen.

Schulleiter Mario Geil ist sichtlich einverstanden mit der Anschaffung der Luftreinigungsgeräte - auch wenn sie ein leises Summen von sich geben, so stören sie den Unterricht in keiner Weise. Ohnehin ist Geil mit seiner Schule bisher ganz gut durch die Pandemie gekommen. Derzeit gebe es hin und wieder positive Schnelltests, deren Ergebnisse sich bei einem PCR-Test aber selten bestätigten. Der Schulleiter will genau auf die Entwicklung nach den Herbstferien schauen, wenn einige aus dem Urlaub zurückkehren und womöglich Infektionen mitbringen. Noch immer tragen die Realschüler Masken im Unterricht.

Ungeklärt ist bisher, ob die Anschaffung der 262 Geräte vom Land gefördert wird. In der Verwaltungsvorschrift des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums vom 21. August 2021 steht, dass es keinen Rechtsanspruch auf die Gewährung von Zuwendungen gibt. Grundlegende Voraussetzung sei unter anderem, dass der Raum nicht ausreichend zu belüften sei, weil die Fenster nicht vollständig geöffnet werden könnten. In Limburgerhof sind die Filteranlagen jedoch in allen Klassenräumen vorhanden. Schon im Frühjahr war die Position der Landesregierung nicht eindeutig. Während Ministerin Hubig Lüftungsgeräte nicht flächendeckend als notwendig erachtete, war Ministerpräsidentin Malu Dreyer spätestens im Sommer der Ansicht, dass man die Förderprogramme vielleicht ausweiten müsse. Genau darauf setzt jetzt Landrat Clemens Körner.

Ihm haben manche Kollegen etwas übel genommen, dass er als „reicher“ Rhein-Pfalz-Kreis im Speckgürtel der Metropolregion quasi vorgeprescht ist mit der Anschaffung von Luftreinigungsgeräten und damit auf ärmere Städte und Kommunen Druck ausübe, ebenfalls viel Geld für diese Technik auszugeben. Das sei aber nicht seine Absicht gewesen - als er sich beim Cousin seiner Frau nach Filteranlagen erkundigt habe.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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