Astrazeneca-Stopp - In den Immunisierungszentren der Region wird der Betrieb umorganisiert

Nach Astrazeneca-Stopp: So geht es in den Impfzentren der Region weiter

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Simone Jakob, Julian Eistetter
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Eine Mitarbeiterin des Weinheimer Impfzentrums zieht eine Spritze mit dem Astrazeneca Vakzin auf. © Philipp Reimer

Rhein-Neckar. Rhein-Neckar. Nach dem von der Bundesregierung am Montag verfügten Impfstopp mit Astrazeneca läuft der Betrieb in den Impfzentren in der Region weiter. Allerdings muss vieles umorganisiert werden, da alle Immunisierungen dem Vektorvakzin des schwedisch-britischen Pharmaherstellers bis mindestens bis 22. März abgesagt werden müssen. Spätere Termine oder Zweitimpfungen - die es im Südwesten bislang noch gar nicht gab - bleiben nach Auskunft der Gesundheitsministerien in Stuttgart und Mainz zunächst bestehen.

Absagen vorerst bis 22. März

Im Heidelberger Kreisimpfzentrum auf dem Pfaffengrund sind nach Angaben der Stadt rund 2000 Termine von den Absagen betroffen. In den Kreisimpfzentren in Weinheim und Sinsheim sowie im Zentralen Impfenzentrum Heidelberg im Patrick-Henry-Village sind es nach Angaben es Rhein-Neckar-Kreises insgesamt 5000 Buchungen. Die Absagen der Astrazeneca-Termine gelten vorerst bis 22. März, spätere Termine blieben vorerst noch bestehen. Auch bereits gebuchte Zweittermine bleiben für die betroffenen Personen reserviert. Biontech-Spritzen würden wie geplant verabreicht. „Wer eine Absage für einen mit Astrazeneca gebuchten Termin erhält, wird allerdings hinter den Menschen aus der ersten Priorität auf eine Warteliste genommen. Sobald die Warteliste der über 80-Jährigen abgearbeitet ist, kommen jene zum Zug, die bereits einen Termin mit Astrazeneca gebucht hatten und deren Termin nicht auf einen anderen Impfstoff umgebucht werden konnte“, erklärt ein Stadtsprecher das von Stuttgart vorgegebene Prozedere.

„Dabei müssen sich die Betroffenen jedoch in Geduld üben, weil uns nur eine begrenzte Menge an Impfstoff zur Verfügung, so dass nicht direkt jedem, dessen Termin abgesagt wurde, ein neuer Termin vorgeschlagen werden kann“, ergänz Doreen Kuss vom Rhein-Neckar-Kreis.

In Rheinland-Pfalz werden 43 000 Menschen, die bis zum 10. April einen Termin haben, nun mit Moderna oder Biontech geimpft, wie Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler in Mainz betont. Die 5400 Astrazeneca-Termine an diesem Dienstag mussten indes ausfallen. Allerdings bekämen die Betroffenen zeitnah einen neuen Termin. Menschen der Priorität eins - wie über 80-Jährige und Mitarbeiter von Pflegediensten - können in beiden Bundesländern weiterhin Impftermine erhalten. Die zweite Priorität muss indes in die Warteschleife, weil es zu wenig Impfstoff gibt.

Für Aufregung hat der Impfstopp am Dienstag im Ludwigshafener Impfzentrum in der Walzmühle gesorgt. „334 Termine konnten nicht stattfinden“, berichtet Impfkoordinatorin Ramona List. Über die Landes-Hotline sei den Betroffenen jedoch mitgeteilt worden, dass sie dennoch zum Impfzentrum kommen sollen, da es eine Ersatzimpfung mit einem anderen Vakzin gebe. Dies war jedoch nicht der Fall. „Aus diesem Grund kamen über den Tag verteilt rund 50 Personen, die natürlich sehr aufgebracht waren, als wir sie wegschicken mussten“, so List. Für Freitag sind wieder rund 150 Impfungen mit Astrazeneca geplant. Diese Termine können mit anderen Impfstoffen ersetzt werden.

30 Fälle gemeldet

Das Wormser Impfzentrum konnte am Dienstag nach Plan arbeiten: „Wir haben Riesenglück, weil in den kommenden 14 Tagen ausschließlich Impfungen mit Biontech terminiert sind“, berichtet Leiter Dieter Hermann. Ob Astrazeneca bis dahin wieder freigegeben ist, müsse man abwarten. „Möglicherweise kann man es ja in Kombination mit einem Thrombosemittel verabreichen.“ Hermann weiß, dass der Impfstopp einen weiteren Schlag gegen die Akzeptanz von Astrazeneca bedeutet. „Ich gebe dennoch jedem den Rat, sich impfen zu lassen. Aber das muss jeder für sich entscheiden.“ Der Europäischen Arzneimittelagentur waren insgesamt 30 Fälle von Gerinnungsstörungen nach einer Astrazeneca-Impfung gemeldet worden, bei einer Gesamtzahl von knapp fünf Millionen Geimpften.

„Bei mir herrscht ein bisschen Unsicherheit, ob ich meine zweite Impfung noch bekomme. Ich würde sie sofort nehmen, weil ich Astrazeneca immer noch vertraue“, sagt der Pfälzer Grundschullehrer Alexander Fischer, der seine erste Immunisierung vor einer Woche erhalten hat.

„Jedes Medikament und jede Impfung hat Nebenwirkungen. Die Antibabypille erhöht auch das Risiko für Thrombosen.“ An seiner Schule sei das komplette Kollegium mit der Erstimpfung durch, dennoch herrsche ein wenig Unverständnis: „Lehrer an Realschulen und Gymnasien sind ja noch nicht geimpft worden.“ Sicher sei es richtig, dass die Nebenwirkungen untersucht werden, „aber ich hoffe, dass es möglich ist, Astrazeneca wieder einzusetzen“.

Normalität verzögert sich

„Für uns Lehrer, die fast alle diesen Impfstoff bekommen sollten, ist das echt blöd“, sagt eine 53-Jährige, die anonym bleiben möchte. „Vor allem für diejenigen, die in den nächsten Tagen dran gewesen wären: Die Rückkehr zur Normalität wird sich weiter verzögern“, fügt die Lehrerin an einem Gymnasium in Baden-Württemberg hinzu. „Doch wenn es einen leisen Zweifel an der Verträglichkeit des Impfstoffs gibt, muss das genau untersucht werden.“

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