Mannheim. Die Comic-Figur aus der Feder des Mannheimer Grafikers Karl Gärtner reckt jetzt von drei Lastwagen den Daumen in die Höhe und wirbt bei Fernfahrern um mehr Aufmerksamkeit am Steuer. Die Initiative „Hellwach mit 80 km/h“ aus Mannheim hat die Fahrzeuge der Östringer Spedition Rothermel beflocken lassen, um nun auch im gesamten deutschsprachigen Gebiet auf ihr Anliegen hinzuweisen. Deshalb prangt der Spruch neben der Figur: „10 Max-Achtzig-Regeln, weil ich 40 Tonnen Verantwortung habe!“ Ab diesem Montag sind die Fahrzeuge unterwegs.
Thema ungebrochen aktuell
Die Initiative hat ihre Wurzeln im Hafenclub Mannheim. Ihr Ziel: möglichst viele Lkw-Fahrer zu einer defensiven, rücksichtsvollen und vorausschauenden Fahrweise zu bewegen. Denn immer wieder gibt es tragische Unfälle, wenn Lkw-Fahrer nahezu ungebremst auf ein Stauende auffahren. Meist waren sie abgelenkt und nicht konzentriert. Zuletzt wurde Mitte März ein 47-jähriger Fahrer auf der A 67 bei Lorsch schwer verletzt, weil er mit voller Wucht auf einen anderen Lkw am Stauende auffuhr.
Der Mannheimer Ex-Polizeichef Dieter Schäfer, der die Initiative gemeinsam mit Mitgliedern des Hafenclubs gestartet hatte, weiß nur zu gut um die Dramatik an solchen Unfallstellen. Schließlich war ein schlimmer Crash mit vier Toten am Rosenmontag 2018 am Walldorfer Kreuz der Auslöser für seine nimmermüden Aktivitäten.
Die gerade erst veröffentlichte Unfallbilanz spricht eine deutliche Sprache: 67 Auffahrunfälle alleine am Walldorfer Kreuz gab es 2022 - trotz insgesamt rückläufigem Verkehr. Im Vorjahr waren es nur 44. Die zwei Verkehrstoten des vergangenen Jahres auf den Autobahnen waren Lkw-Fahrer. Deshalb will die Initiative „Hellwach mit 80 km/h“ nun bundesweit durchstarten, ihre intensive Aufklärungsarbeit noch mehr in Speditionen und deren Schulungsarbeit hineintragen.
Was Lkw-Fahrer am Lenkrad alles nicht tun dürfen
Auch werden weitere Lkw mit dem Motiv beflockt, unter anderem zwei Fahrzeuge in Waghäusel, eines in Gelsenkirchen und ein weiteres in Rodgau. Für den Östringer Speditionschef Christian Rothermel ist das Konzept der Initiative stimmig. „Ich will damit auch Kollegen inspirieren“, begründet er, warum er seine Lkw zum Blickfang werden lässt. Auch sein Fahrpersonaltrainer Andreas Neher, der regelmäßig die 150 Fahrerinnen und Fahrer der Spedition schult, lässt die Regeln einfließen. Das sind im Grunde Selbstverständlichkeiten: Lenk- und Pausenzeiten einhalten, Finger weg vom Smartphone und Notebook während der Fahrt. Körperpflege, Kaffee kochen oder Speisen zubereiten sind am Lenkrad des Brummis ein absolutes Unding.
Neher verabreicht den Kollegen auch mal eine Schocktherapie und zeigt den Fahrern die Bilder des Rosenmontagsunfalls, bei dem überdies noch hektoliterweise Schweineblut auf die Autobahn floss. „Unsere Fahrer müssen mit gutem Beispiel vorangehen“, sagt Neher: Vorausschauend fahren und die Assistenzsysteme eingeschaltet lassen. „Vielleicht haben wir durch unsere Fahrweise auch schon den einen oder anderen Unfall verhindert“, hofft der Trainer.
Die Botschaft von Max Achtzig wird nun auch von der Fernfahrerin Martina Uhle in die Welt getragen. Ihr Sattelzug transportiert nicht nur 40 Tonnen, sondern ab sofort auch die Botschaft: Ich bin hellwach am Steuer. Martina Uhle weiß, worum es geht. Immerhin hat sie 16 Jahre Berufserfahrung und mittlerweile 1,5 Millionen unfallfreie Kilometer hinter sich.
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