Justiz

Landgericht Frankenthal: Banden klauen Obstpfandkisten - Millionenschaden

Das Frankenthaler Landgericht verhängt in einem ersten Prozess eine Jugendstrafe auf Bewährung, weitere Verfahren werden abgekoppelt. Insgesamt gibt es vier Angeklagte

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Obstpfandkisten in einer Garage: Eine Bande hat mit gestohlenen Behältern einen Schaden von rund 1,5 Millionen Euro angerichtet. © Markus Gayk/dpa

Frankenthal. Wenn von bandenmäßigem Supermarkt-Klau in Millionenhöhe die Rede ist, dann dürften einem verschobene Lebensmittel oder auch Hochprozentiges aus dem Spirituosen-Regal in den Sinn kommen. Aber Obstkisten? Genau um diese - besser gesagt um Pfandbehältnisse für Frischeprodukte - geht es bei einem Verfahren, das beim Landgericht Frankenthal anhängig ist. Einer der Angeklagten ist am Mittwoch zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und zwei Monaten, ausgesetzt auf Bewährung, verurteilt worden.

Eigentlich richten sich die Vorwürfe rund um schweren Bandendiebstahl gegen vier Männer. Als Mitglieder einer Gruppierung sollen sie in ganz Rheinland-Pfalz von Laderampen verschiedener Supermärkte in den Jahren 2023 und 2024 tausende Obstpfandkisten entwendet haben, um die Behältnisse zu veräußern. Der Gesamtschaden, den die Staatsanwaltschaft zur Last legt, ist happig: Knapp eineinhalb Millionen Euro.

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Am Mittwochvormittag sitzt freilich nur einer der Untersuchungshäftlinge auf der Anklagebank. Hintergrund: Gegen zwei der Männer, die ein Geständnis angekündigt haben, ist das Verfahren abgekoppelt worden. Und weil in einem weiteren Fall der Verteidiger kurzfristig erkrankt ist, beschäftigt sich die 7. Große Strafkammer zunächst mit jenem Bandenmitglied, das zu dem Zeitpunkt der Tatvorwürfe noch nicht volljährig war. Weil aber Verhandlungen gegen Jugendliche grundsätzlich nicht-öffentlich sind, wird die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Die kriminelle Masche mit den geklauten Pfandkisten für Früchte und Gemüse ist nicht neu. So flog bereits 2014 spektakulär ein Münchner Obsthändler auf, der in einer Großmarkthalle seine Geschäfte betrieb. Er hatte jahrelang von Komplizen geklaute Obstkisten billig aufgekauft und insgesamt eine Million Euro an Pfand kassiert. Von der „Obstkisten-Mafia“ ist dieser Tage medial die Rede gewesen, als am Landgericht Düsseldorf der Prozess gegen sechs Männer startete, die laut Ermittlungen über 40 000 Pfandbehältnisse gestohlen haben, um diese anschließend zu „versilbern“.

Das Pfandsystem hat die robusten Boxen attraktiv gemacht

Dass Flaschen und Dosen mit Pfand belegt sind, ist bekannt. Hingegen wissen die wenigsten, was es mit dem Kreislauf von Obststeigen für den Großhandel auf sich hat. Laut „Euro Pool“, dem führenden Logistikanbieter von standardisierten Mehrwegverpackungen in der europäischen Frischwaren-Lieferkette, haben solche Steigen aus Kunststoff eine Lebensdauer von über sieben Jahren und durchlaufen bis zu hundert Rotationen zwischen Erzeuger und Händler. Das Pfandsystem - um die vier Euro pro Kiste - hat die robusten Boxen für kriminelle Banden attraktiv gemacht. Kisten-Klau im großen Stil beklagen nicht nur Supermärkte und Discounter, die ihre Kunststoffbehältnisse jenseits ihrer Verladerampen lagern. Für Schlagzeilen sorgte auch, als bei einem Tomatengärtner am Niederrhein nachts das Lager aufgebrochen und auf einen Schlag 4000 Pfandkisten abtransportiert wurden.

Die wegen des erkrankten Verteidigers verschobene Hauptverhandlung soll am 17. Dezember ab 13 Uhr laufen. Erst im kommenden Jahr dürfte es um die zwei abgekoppelten Verfahren gehen.

Freie Autorin

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