Das Wichtigste in Kürze
- Der Filmfrühling in Speyer endet wegen Streit um Gebühren. - Kötz kritisiert die Stadtverwaltung scharf. - Speyer verliert den Filmfrühling als Kulturereignis.
Metropolregion. Speyer hat sich für die Macher des „Festivals des deutschen Films Ludwigshafen“ bloß als Episode erwiesen. Nachdem der „Filmfrühling“ in der Domstadt 2023 unter freiem Himmel Premiere hatte und 2024 stark unter Dauerregen litt, ist er nun endgültig ins Wasser gefallen. Michael Kötz, Intendant des Ludwigshafener Filmfestivals, ist verärgert. Er lässt in öffentlichen Reaktionen kein gutes Haar an der Stadtverwaltung. Diese trage die Verantwortung dafür, dass es nicht zu einer Fortsetzung des „Filmfrühlings“ komme.
Die Veranstaltung im Speyerer Domgarten diente als Aperitif auf das darauffolgende Festival auf der Ludwigshafener Parkinsel, das sich selber rühmt, mit jeweils mehr als 100 000 Besucherinnen und Besuchern das zuschauerstärkste Publikumsfestival Deutschlands nach der Berlinale zu sein. Mit dem „Filmfrühling“ sollten zusätzliche Interessierte für das Festival im Spätsommer gewonnen werden. Den „Filmfrühling“ gibt es in vergleichbarer Form auch in Bobenheim-Roxheim. In beiden Kommunen wurden im vergangenen Jahr bei mäßigem Wetter insgesamt rund 16 000 Besucherinnen und Besucher gezählt. Dabei wurden insgesamt 16 Filme aus deutscher, französischer, englischer und italienischer Produktion gezeigt.
Cineastisches Vergnügen im Domgarten beendet
Doch in Speyer hat das cineastische Vergnügen in der lauschigen Atmosphäre des Domgartens nun ein vorzeitiges Ende gefunden. Was die aufdringlichen Rheinschnaken nicht besorgen konnten, hat nun offenbar die weniger freigiebige städtische Haltung bewirkt: 2023 hatte die Verwaltung noch auf Gebühren verzichtet, „um das Event unter optimalen Bedingungen zu testen und sicherzustellen, dass der Filmfrühling in Speyer gut ankommt“, wie es in einer Mitteilung der Stadtverwaltung heißt.
Der Filmfrühling
Veranstalter des „Filmfrühlings“, den es seit 2021 gibt, sind die Macher des „Festivals des deutschen Films Ludwigshafen“ mit Intendant Michael Kötz an der Spitze.
Das Festival findet in diesem Jahr vom 20. August bis 7. September zum 21. Mal auf der Ludwigshafener Parkinsel statt.
Mit mehr als 125 000 Gästen hat es im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben einen Besucherrekord gegeben.
Der „Filmfrühling“ als Vorprogramm zum Filmfestival wurde 2021 erstmals in Limburgerhof und 2022 in Limburgerhof sowie in Bobenheim-Roxheim veranstaltet.
2023 und 2024 fand der „Filmfrühling“ in Bobenheim-Roxheim sowie in Speyer statt. urs
Ein Jahr später seien Gebühren für die Festivaldauer in Rechnung gestellt worden. Diese sei um die Hälfte reduziert worden, nachdem die Freiluftveranstaltung nahezu im Regen untergegangen war. Darüber hinaus habe die Stadt Leistungen, etwa für den Auf- und Abbau der Aufführungsstätte, unentgeltlich erbracht. Für dieses Jahr habe die Stadt abermals einen Gebührenerlass für die Aufbau- und Abbauzeiten in Aussicht gestellt. Außerdem sei den Veranstaltern angeboten worden, bei der Suche nach Sponsoren zu helfen, um das Festival finanziell abzusichern. Dieses Angebot sei aber abgelehnt worden. Gleichwohl sei es aufgrund der Haushaltsvorgaben, denen eine öffentliche Institution unterliege, nicht möglich, weitergehende Gebührenermäßigungen vorzunehmen.
Wichmann: “Bräsige Kulturpolitik von gestern“
Michael Kötz beschwichtigen die Ausführungen der Stadtverwaltung, an der Spitze Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler und Kulturdezernentin Monika Kabs, jedoch keineswegs. Nach seiner Darstellung sind von der Stadt im vorigen Jahr Gebühren in Höhe von 6500 Euro und für dieses Jahr etwa die doppelte Summe in Aussicht gestellt worden. Dass die Stadt überhaupt auf eine Gebührenerhebung bestehe, hält er im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“ für „schade, ermüdend und blöd“. Würde es die städtische Gebührenordnung doch erlauben, gegenüber Kulturveranstaltern komplett auf Gebühren zu verzichten, sofern sie an einem solchen kulturellen Ereignis ein erhebliches Interesse habe.
„Das ist eine echte Enttäuschung“, sagt neben den Veranstaltern des Filmfestivals, Daniela und Michael Kötz, auch Technischer Direktor Klaus-Matthias Wichmann: „Wir waren bereit, auch ohne Zuschuss weiterzumachen. Aber dass wir umgekehrt quasi die Stadt fördern sollen, ist nicht nur unverschämt, es ist vor allem geradezu ein Musterbeispiel für bräsige Kulturpolitik von vorgestern.“
Kötz unterstellt Verwaltung mangelndes Interesse
Der Speyerer Verwaltung unterstellt Kötz dementsprechend ein mangelndes Interesse an dem „Filmfrühling“. Weder beim „Filmfrühling“ in Bobenheim-Roxheim, noch beim Filmfestival auf der Ludwigshafener Parkinsel werde in der gleichen Weise an der Gebührenschraube gedreht. Stattdessen werde das Filmfestival in Ludwigshafen zu zehn Prozent von Stadt und Land gefördert und größtenteils über Sponsorengelder finanziert. Vor diesem Hintergrund hielte es Kötz für angebracht und auch im städtischen Interesse, ein solches kulturelles Ereignis für förderfähig zu erklären.
Die Speyerer Domwiese hat sich aus seiner Sicht als idealer Veranstaltungsort erwiesen. Doch nach der „kulturpolitisch fragwürdigen“ Entscheidung der Stadt, schaut sich Kötz nun nach einem anderen Standort für den „Filmfrühling“ um. Mögliche Alternative gebe es im vorderpfälzischen Raum; einen konkreten Namen will der Festivalintendant noch nicht nennen. Aussichtsreiche Gespräche mit einer anderen Stadt seien aber bereits im Gang.
Verwaltung weist Kritik des Veranstalters zurück
Die Speyerer Verwaltung will den Vorwurf der Veranstalter des „Filmfrühlings“ allerdings nicht auf sich sitzen lassen, sie sei nicht an einer Zusammenarbeit mit dem Ludwigshafener Filmfestival interessiert. Im vorliegenden Fall sei nicht die städtische Sondernutzungssatzung, sondern die Grünflächensatzung anzuwenden. „Die Stadt Speyer schätzt die Arbeit und das Engagement der Kulturschaffenden und setzt sich nach wie vor für die Förderung der kulturellen Landschaft der Stadt ein“, heißt es in der Erklärung. Durch die kritischen Äußerungen der Festivalmacher werde unterdessen die gesamte kulturelle Arbeit der Stadt mitsamt ihrer Kulturschaffenden diskreditiert.
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