Das Glück hat seit diesem Wochenende eine offizielle Heimat: den Hockenheimring. Dafür sorgen Lukas Podolski und Markus Krampe mit einem Festival, das viel mehr bietet als Musik für rund 130 000 euphorisierte Fans, die zu DJ-Beats ebenso gut gelaunt tanzen und feiern wie zu Hip-Hop und Deutschpop. Von Problemen bei der Anreise am ersten Programmtag keine Spur, die Einsatzkräfte der Polizei verleben einen ruhigen Tag, die Fans genießen die Sonne und den Vergnügungspark mit Achterbahn und anderen Fahrgeschäften.
Die Rennstadt befindet sich im Ausnahmezustand, Besucher aus ganz Deutschland – von Hamburg bis nach München, der Schweiz und Österreich – nutzen am Freitag die Gelegenheit, um Stars wie Sido, Wincent Weiss oder Steve Aoki live zu erleben.
Musik und Performances auf den beiden Bühnen „Euphoria Stage“ und „Cloud 9“ stehen zwar im Mittelpunkt des Festivals, doch die Glücksgefühle-Crew hat für die insgesamt 130 000 Besucher an zwei Tagen noch etliche weitere und teilweise ausgefallen Unterhaltungsangebote vorbereitet. Vom Weitem ins Auge fallen Fahrgeschäfte wie das XXL Kettenkarussell Skydancer, Achterbahn, Breakdancer und Riesenrad – sie bringen das Flair eines großen Rummels der besonderen Art aufs Festivalgelände.
Hier herrscht pure Freude
Auf einer Million Quadratmeter reihen sich Essensstände mit internationalen Köstlichkeiten jeglicher Art aneinander – die Entscheidung ist angesichts der allenthalben herrschenden Vielfalt das Schwierigste beim Glücksgefühle-Festival. Beim Gang durch die Besuchermenge wird klar: Ob jung oder alt, Tänzer oder Beobachter: Im Motodrom herrscht pure Freude, eine gemeinschaftliche Party, die die Rennstadt so noch nicht erlebt hat. Es fehlt nichts: Mutige wagen den „Sprung ins Glück“ aus zehn Metern auf ein gigantisches Luftkissen, Geschwindigkeitsfreunde geben auf der E-Kartbahn Gas – natürlich nach vorherigem Alkoholtest. In Lounges mit bequemen Sesseln oder Hängematten genießen die „Glücksmenschen“ die Atmosphäre, die Livemusik und das entspannte Leben auf dem – nach Veranstalter-Angaben – „größtem Musikfestival Deutschlands“.
Die sofort innige Verbindung zwischen dem Event und seinen Besuchern zeigt auch ein Blick auf die Outfits. Bei etlichen Festivalfans prangt das das vierblättrige Kleeblatt – das Logo der Glücksgefühle – auf der Kleidung. Wer noch weiter gehen will, kann in die Paddock-Boxen an der Start-/Ziellinie kommen: Hier wartet ein Tattoo- und Piercingstudio, das die Erinnerung an die Glücksgefühle, wie bei einem unserer Reporter, direkt unter in die Haut sticht. Die Warteschlange vorm Stand zeigt, dass viele Besucher diese Möglichkeit nutzen.
Es wird mitgesungen, teilweise vor Freude geschrien oder einfach nur zu den Rhythmen der „Cloud 9 Stage“ getanzt. „Knallblech“ aus Köln sind als Walking Act auf dem Festivalgelände unterwegs und machen ordentlich Stimmung. Mit Songs von Lady Gaga, Abba oder Seeed schreiben sich die Blechbläser eine Mischung aus Brass Band und DJ auf die Fahne. Je weiter der Tag voranschreitet, umso voller werden die Areale vor den beiden Hauptbühnen. Für die Headliner, die bekanntesten Stars des Festivals, die ab 18.30 Uhr auftreten, verlassen sogar die passioniertesten Camper den Zeltplatz, auf dem ebenso Partystimmung herrscht.
Beim Gang über den direkt am Alten Fahrerlager gelegenen Campingplatz C 3 fallen zunächst die zahlreichen Zelte und Pavillons auf, die in den verschiedensten Größen und Formen vorhanden sind. Ein genauerer Blick zeigt: Die „Glücksmenschen“ sind perfekt vorbereitet, Paletten von Dosenbier, Grills, Musikboxen, Liegestühle und vor allem Bierpongtische. Das auf Festivals inzwischen traditionelle Spiel mit Tischtennisball und Pappbechern ist Kult unter den Campern.
„Es gibt so viel zu entdecken“
Am Platz von „Team Karlsruhe“ wird sich beispielsweise im Doppel duelliert – Frauen gegen Männer. Trotz aller Glücksgefühle wird hart um den Sieg gekämpft, den sich die Damen letztendlich sichern. Es ist nur eine der vielen Aktivitäten auf den Campingplätzen. Alina Eichhorn aus Landau ist mit einer großen Gruppe zum Glücksgefühle-Festival angereist. Die 24-jährige ist schlichtweg begeistert von der Atmosphäre des Poldi-Events: „Es ist einfach geil, ob auf dem Campingplatz oder dem Gelände. Es gibt so vieles im Motodrom zu entdecken und die Musik ist einfach genial. Das Festival ist der Hammer.“
Burger, Döner, Asia Nudeln – beim Festival gibt es alles, was das Herz begehrt. Auch große Namen wie Subway und Hans im Glück haben ihre stylischen Festival-Filialen auf dem Gelände aufgebaut. Für Bier und Biermischgetränke müssen die Besucher einen Token – Gegenwert 4 Euro, mit Bargeld oder Karten kann man nicht bezahlen– ausgeben, Burger kosten zwischen 10 und 16 Euro, die Portion Pommes 6 Euro.
Nach Angaben des Veranstalters waren bei der Pre-Party am Donnerstagabend rund 15 000 Gäste auf dem Gelände, am Freitag sind es 55 000. Für den Samstag rechnet das Glücksgefühle-Team mit 65 000 Gästen am Hockenheimring.
Von diesen Massen bekommen die Hockenheimer kaum etwas mit: Der Verkehr in der Innenstadt ist von der Anreise der Musikfans zu keiner Zeit tangiert. „Alles entspannt“ meldet der Leiter des Polizeireviers Hockenheim nach einem vormittäglichen Hubschrauberflug über Hockenheim. Michael Schnell von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mannheim hat am Nachmittag auch von keinen nennenswerten Behinderungen zu berichten.
Allenfalls die Festivalbesucher, die von der A 61 über die Talhausstraße in Richtung Hockenheimring unterwegs sind, kommen langsamer voran. Doch im Vergleich mit den massiven Problemen bei der An- und Abreise beim Bruce Springsteen-Konzert am 21. Juli ist die Verkehrslage völlig unauffällig – wie bei den meisten Festivals auf dem Ring zuvor.
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