Das Wichtigste in Kürze
- Hans-Peter Briegel wird 70 und erinnert sich an seine Fußballkarriere.
- Er spielte für den 1. FC Kaiserslautern und lehnte Real Madrid ab.
- Briegel war Trainer in der Türkei und coachte Albanien und Bahrain.
Germersheim. Hans-Peter Briegel, die „Walz von der Pfalz“, wird am Samstag 70 Jahre alt. Bis heute steht sein Name für Kampfgeist und die Tugenden vom Kaiserslauterer Betzenberg, wo seine Karriere ihren Anfang nahm. Fußballfans erkannten ihn stets an seinen heruntergelassenen Stutzen und den fehlenden Schienbeinschonern. 1982 schlug er ein Angebot von Real Madrid aus. Zum Geburtstag erinnert er sich auch an manch lustige Szene.
Herr Briegel, ihr Profilbild bei Whatsapp zeigt Sie unter dem Vereinslogo des 1. FC Kaiserslautern. Das sieht noch immer nach Herzensverein aus.
Hans-Peter Briegel: Ich bin 1955 in Kaiserslautern geboren und ungefähr 10 Kilometer vom Stadion entfernt, in Rodenbach, aufgewachsen. 1963 wurde die Bundesliga gegründet. Ich konnte mir nie vorstellen, woanders zu spielen, nachdem Erich Ribbeck mich aus Rodenbach zum 1. FCK geholt hat. In Deutschland hätte es keinen anderen Verein für mich gegeben.
Sie hätten ja auch das Vereinslogo von Hellas Verona nehmen können. Das war ja fußballerisch die erfolgreichere Zeit.
Briegel: Das ist aus meiner Sicht nicht ganz richtig. Natürlich bin ich nie Deutscher Meister geworden, weil die Bayern, der HSV oder die Stuttgarter besser waren, aber wir haben mit dem FCK acht Jahre international gespielt. Und ich habe die meisten Europapokal-Spiele gemacht für Kaiserslautern und in 34 Spielen zwölf Tore geschossen. Heute bin ich Verwaltungsrat und natürlich Mitglied des FCK. Auch ein Grund, das Logo zu zeigen.
In ihrer Zeit als Spieler galten Sie als kraftvoll und schnell. Wer hat Ihnen eigentlich den Namen „Die Walz vun de Palz“ verpasst?
Briegel: Das war jemand vom Kicker-Sportmagazin. Die Redewendung tauchte erstmals in den 60er-Jahren auf und wurde wohl zunächst mit Helmut Kohl in Verbindung gebracht. So richtig lässt sich das aber nicht belegen. Wolfgang Stephan, ein Journalist, der in Hamburg lebt, hat es versucht. Mit ihm zusammen habe ich ein Buch verfasst, das diesen Titel trägt.
„Die Walz von der Pfalz“. Wann erscheint das Buch?
Briegel: Es kommt in den nächsten zwei, drei Wochen auf den Markt.
Sie haben immer ohne Schienbeinschützer gespielt. Und das in einer Zeit, in der es in Italien recht hart zuging. Warum?
Briegel: Ich habe mich eben freier gefühlt. Nach dem Pokalendspiel mit Sampdoria Genua habe ich im Sommer 1988 aufgehört. Ab 1989 waren Schienbeinschützer Pflicht.
Das war also der Grund für das Karriere-Ende?
Briegel: Nein, ich habe ein Jahr später dann doch nochmal in der zweiten Liga in der Schweiz gespielt. Schienbeinschützer habe ich trotzdem nicht getragen.
Sie waren ursprünglich Leichtathlet und Zehnkämpfer. Mit 7,44 Meter im Weitsprung hielten Sie jahrzehntelang einen Jugendrekord.
Briegel: Mein Vater hatte mir zunächst verboten, Fußball im Verein zu spielen. Daher bin ich 1965 zum TV Rodenbach in die Turn- und Leichtathletik-Abteilung gegangen. Dort habe ich zweimal pro Woche trainiert. Das hat gereicht, um insgesamt neunmal deutscher Jugendmeister zu werden.
Sie haben selbst als FCK-Bundesligaspieler noch auf dem Bauernhof ihrer Eltern gearbeitet. Stellen wir uns jetzt mal Jamal Musiala vor.
Briegel (lacht): Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Damals war es meine Pflicht, am Sonntagabend den Stall auszumisten und montagmorgens die Ferkel aufzuladen und in die Stadt zu fahren. Als ich Nationalspieler geworden bin, hatte sich das erledigt.
Apropos Nationalspieler. Sie haben öfter Duelle mit Diego Maradona gehabt – auch in Italien bei Spielen gegen SSC Neapel. Wie war denn Ihr Verhältnis?
Briegel: Das war gut. Er hat mir bis 2002 regelmäßig Weihnachtskarten geschickt, ohne aber eine Adresse zu hinterlassen. Plötzlich war Schluss. Ich suche die Karten heute noch. Ein paar Medien haben zuletzt danach gefragt, aber da müssen wir wohl bis zum nächsten runden Geburtstag warten.
Bevor Sie 1984 im ersten Saisonspiel in Italien mit Hellas Verona gegen Neapel und Maradona antreten mussten, gab es eine Szene in ihrem Hotelzimmer. Würden Sie das nochmal beschreiben?
Briegel: Mein Trainer Osvaldo Bagnoli war ein sehr introvertierter Mensch. Er sprach nicht viel. Weil ich geschnarcht habe, hatte ich ein Einzelzimmer und Bagnoli klopfte am Samstagabend vor dem Sonntagsspiel an die Tür. Ich machte auf. Er kam rein und sagte nur: ,Tu. Domani. Maradona‘ (Du. Morgen. Maradona). Das habe ich noch verstanden. Italienisch konnte ich damals aber nur ein paar Worte. Ich sagte also: ,Si‘. Dann hat er sich umgedreht, ging die Tür raus und hat nicht mal ,Gute Nacht‘ gesagt.
Wieso sollten ausgerechnet Sie gegen Maradona spielen?
Briegel: Er hat gewusst, dass ich 1981 bei der Mini-WM in Uruquay gegen ihn gespielt habe. Maradona galt in Südamerika damals schon als Wunderkind. Ich muss aber ganz ehrlich sagen, dass ich bis dahin noch nie etwas von ihm gehört hatte. Ich sah jedenfalls nicht schlecht aus gegen ihn.
Auf was hat man denn geachtet, wenn man gegen Maradona spielte?
Briegel: Er wollte, dass man grätscht und zu Boden geht, aber ich bin immer mitgelaufen. Er hat mich nie richtig ausgespielt und ich habe versucht, fair zu bleiben. Deswegen hat er mir vielleicht im Nachhinein auch immer noch Karten geschickt.
Als ich kürzlich mal mit Markus Babbel gesprochen habe, sagte er, dass er nach seiner Karriere irgendwann einfach keinen Bock mehr hatte, Fußball zu spielen. Wie ist das bei Ihnen?
Briegel: Ich habe mit 55 mein letztes Spiel gemacht. Zum 25. Jubiläum der Meisterschaft mit Verona. Da habe ich meine Schuhe in die Zuschauerränge geworfen. Ich hatte mir vorher schon dreimal die Achilessehne gerissen.
Hans-Peter Briegel
Seit 1987 ist Hans-Peter Briegel mit seiner Frau Petra verheiratet. Die beiden hatten sich zuvor im Speyerer Restaurant von Eberhard „Sux“ Rumpf kennengelernt.
Das Paar hat zwei erwachsene Söhne und lebt im südpfälzischen Germersheim. Hans-Peter Briegel und seine Frau sind sozial engagiert. Der nun 70-Jährige tritt zudem weiter als Coach der Lotto-Elf (ehemalige Profis) auf, die Geld für gute Zwecke einspielt.
Im Jahr 1982 schlug Hans-Peter Briegel, der 1980 Europameister und später zweimal Vizeweltmeister war, sogar ein Angebot von Real Madrid aus, um beim 1. FCK zu bleiben.
In der Türkei arbeitete Briegel bei drei Klubs als Trainer, darunter Besiktas Istanbul. Er coachte zudem die Nationalteams von Albanien und Bahrain. sal
In Verona gab es diese Wette mit dem Maserati.
Briegel: Ja, der Präsident hatte mir einen Maserati versprochen, wenn ich in der Saison zehn Tore erreiche. Dann kam das letzte Spiel und wir waren schon Meister. Ich hatte in der Saison neun Tore geschossen und es gab Elfmeter. Mein Mitspieler Guiseppe Galderisi kam zu mir und bot mir den Schuss an. Ich habe aber abgelehnt, weil ich alle Tore aus dem Spiel heraus schießen wollte.
Sie sind also nie Maserati gefahren?
Briegel: Ich hatte einen roten Golf und damit war ich auch zufrieden, obwohl sich vor der Saison alle ein Auto aussuchen durften.
Sie waren als Trainer später unter anderem bei der Nationalmannschaft Albaniens beschäftigt. Schon vorher gab es angeblich Kinder, die mit Vornamen Briegel hießen. Haben Sie mal eines dieser „Kinder“ kennengelernt?
Briegel: Ich habe ein paar von ihnen kennengelernt. Es gibt sogar eine ARD-Doku, in der das zum Thema gemacht wurde.
Wie feiern Sie ihren 70. Geburtstag?
Briegel: Irgendwo im Ausland, mit Familie und Freunden.
Wo?
Briegel: Der Ort wird nicht verraten.
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