Sinsheim. Der Patient hat eine reichhaltige Auswahl: entspannendes Meeresrauschen, ein Flug über einen prächtigen Nationalpark, ein klassisches Konzert oder eine Bridget Jones-Komödie. Hauptsache, er bekommt nichts mit von den Dingen, die um ihn herum im Operationssaal geschehen. Die GRN Klinik in Sinsheim nutzt seit einigen Wochen eine neue Technik. Patienten werden mittels Videobrille und Kopfhörern in andere Welten versetzt, während die OP-Teams wichtige Eingriffe vornehmen.
„Operationen sind für Patienten oft mit Stress und Angst verbunden. Das kann zu erhöhtem Blutdruck, einer höheren Herzfrequenz, Zittern und sogar Übelkeit führen“, erläutert Christiane Serf, Chefärztin der Anästhesie und Intensivmedizin an der GRN-Klinik in Sinsheim. In diesen Fällen werden nach Rücksprache mit dem Patienten sedierende Medikamente verabreicht. „Die audiovisuelle Ablenkung sorgt für Entspannung, sodass sich zusätzliche Medikamentengaben erübrigen“, erläutert die Chefärztin weiter. „Das ist deutlich schonender.“
Nebenwirkungen in GRN-Klinik bei Operationen auf ein Mindestmaß reduzieren
Somit werden die Nebenwirkungen auf ein Mindestmaß reduziert. Nicht nur das: Bei manchen Operationen kann sogar die Vollnarkose mit den entsprechenden Nebenwirkungen wegbleiben. Der Patient ist schneller wieder fit und kann bei orthopädischen Operationen wie neuen Kniegelenken buchstäblich schneller wieder auf die Beine kommen. Das mindert die Gefahr beispielsweise von Thrombosen.
Eine Handvoll Patienten sind in der GRN-Klinik in Sinsheim bereits mit der Happymed-Brille operiert worden, berichtet Sprecherin Michaela Hellmann. Auch ein Kind habe schon die Brille und den Kopfhörer benutzt. Es gibt nämlich auch ein spezielles Kinderprogramm mit altersgerechten Filmen und Serien.
Da die Patienten mit einer Teilnarkose bei vollem Bewusstsein sind, können sie sogar mit einer Fernbedienung zwischen den Programmen hin und her schalten, etwa von Doku zum Spielfilm. Und falls es den Nutzern während der OP dann doch etwas mulmig wird, können sie auch nachträglich noch eine Vollnarkose bekommen.
Bei dem System handelt es sich jedoch nicht um eine VR-Brille. Deren Reiz besteht ja unter anderem darin, dass die Nutzer sich in einer virtuellen Welt bewegen und damit auch den Kopf drehen können. Das ist bei einer OP aber gerade nicht gewollt. Der Patient soll ruhig liegen bleiben. Deshalb wird hier tatsächlich nur eine Videobrille eingesetzt.
Ein kleiner Wow-Effekt für den Klinikstandort Sinsheim
Zwei Unternehmen haben die Anschaffung der Brille finanziert. Die Videobrille samt Kopfhörer kostet knapp 7000 Euro. Hinzu kommen allerdings noch Lizenzkosten für die Nutzung von Filmen und Musik in Höhe von 2000 Euro.
Für den Sinsheimer Klinikleiter Thorsten Großstück ist die Happymed-Brille auch ein Pluspunkt für den Klinikstandort: „Neben den vielen gesundheitlichen Vorteilen bietet die Videobrille on top einen kleinen Wow-Effekt, über den Patienten mit rundum positiven Erfahrungen über die Klinik berichten.“
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