Justiz

Getötete Kinder in Hockenheim: Mutter ab Dezember vor Gericht

Der Fall erschütterte die Region: Am Osterwochenende wurden zwei Kinder tot in Hockenheim aufgefunden. Ihre Mutter muss sich vor dem Mannheimer Landgericht verantworten. Nun nennt das Gericht ein mögliches Motiv

Von 
Agnes Polewka
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Plüschtiere und Kerzen stehen nach der Tat am Hauseingang zum Tatort in Hockenheim. © dpa

Hockenheim. Der Fall hat die Region erschüttert: Am Osterwochenende starben zwei Kinder in Hockenheim, sie wurden laut einem toxikologischen Gutachten zunächst sediert und dann erstickt - mutmaßlich von der eigenen Mutter. Die 44-Jährige muss sich ab dem 6. Dezember wegen Mordes vor dem Landgericht in Mannheim verantworten.

Neben den Verhandlungsterminen gab das Landgericht weitere Details zu dem tragischen Fall bekannt: Die 44-Jährige soll 2005 eine Hirnblutung erlitten haben, die zu einer Hirnschädigung führte.

Persönlichkeitsstörung: War die Hockenheimerin vermindert schuldfähig?

Die Frau entwickelte laut Landgericht in der Folge eine Persönlichkeitsstörung. Krankheitsbedingt soll sie die „irrationale und unkorrigierbare Überzeugung“ entwickelt haben, der Vater ihrer beiden Kinder misshandele diese psychisch und körperlich. Um die Kinder vor weiteren „Misshandlungen“ zu bewahren, soll sie am Abend des 7. April - am Karfreitag - entschieden haben, zunächst die beiden neun und sieben Jahre alten Jungen und dann sich selbst zu töten.

Am Ostersamstag soll die 44-Jährige die Kinder zunächst mit einem Medikament sediert und sie dann erstickt haben. Nach Angaben des Gerichts schickte sie am Ostersonntag eine E-Mail an die Polizei, in der sie angab, etwas Schlimmes getan zu haben. Darin soll sie die Beamten auch aufgefordert haben, bei ihr vorbei zu kommen. Danach soll sie versucht haben, sich das Leben zu nehmen.

Aufgrund der Erkrankung der Frau steht die Möglichkeit im Raum, dass die Frau vermindert schuldfähig war, heißt es in der Ankündigung des Gerichts. Insgesamt sind sechs Verhandlungstage angesetzt, das Schwurgericht könnte am 8. Januar ein Urteil fällen.

Mannheimer Polizeipräsident: Vater ist „regelrecht zusammengesackt“

Bereits nach der Tat war bekannt geworden, dass die Kinder die Osterferien bei ihrer Mutter verbracht hatten. Besonders tragisch: Der Vater wollte seine Söhne am Nachmittag des Ostersonntags abholen. Als er am Haus seiner Ex-Partnerin ankam, ahnte er nichts von der Tragödie, die sich dort abgespielt hatte, und stieß vor Ort auf Kriminaltechniker.

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„Der Mann ist regelrecht zusammengesackt“, sagte der Mannheimer Polizeipräsident Siegfried Kollmar vor einigen Wochen in einem Gespräch mit dieser Redaktion.

Die 44-Jährige und ihr Ex-Mann heirateten laut Landgericht 2013, im gleichen Jahr wurde der ältere Sohn des Paares geboren, zwei Jahre später sein jüngerer Bruder.

Beide lebten laut der Mitteilung des Landgerichts seit 2018 getrennt, die Kinder sollen abwechselnd bei der Mutter in Hockenheim und beim Vater in Mosbach gewohnt haben. Nach Informationen dieser Redaktion gingen beide Kinder in Mosbach zur Schule, wo der gewaltsame Tod der Kinder Entsetzen ausgelöst hatte. Sie sollen beim Vater in Mosbach-Neckarelz zuhause gewesen sein, Sorgerecht und Besuche seien klar geregelt gewesen.

Redaktion

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