Kommentar Geothermie hat eine Chance verdient

Die Geothermie hat trotz mancher Probleme und Pannen in den vergangenen Jahren eine Chance verdient, findet Bernhard Zinke. Allerdings müssen die Betreiber seriös und transparent arbeiten

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Bernhard Zinke
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Mannheim. Das Misstrauen gegenüber der Geothermie ist auch in der Region nicht gerade klein. Mit gutem Grund, schließlich haben Unternehmen in der näheren und weiteren Region alles dafür getan, das Image dieser Technologie in Verruf zu bringen. In Landau hat sich die Erde gehoben, im elsässischen Vendenheim sogar gebebt. Auch Stauffen ist alles andere als ein Vorzeigemodell. Doch bringt uns Pauschalkritik an dieser Technologie keinen Schritt weiter. Der Blick ins Detail, was im Einzelnen wo schief gelaufen ist, tut Not. Doch wenn wir Klimaschutz und Energiewende ernstnehmen und vorantreiben wollen – und diese Themen genießen seit mittlerweile zwei Jahren Verfassungsrang –, kommen wir an der Tiefengeothermie gar nicht vorbei.

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Schließlich gibt es einige Positivbeispiele. Etwa in Bruchsal läuft seit mittlerweile 14 Jahren ein Geothermiekraftwerk völlig geräuschlos und effizient. Die einzigen Erdstöße, die dort von externen Kontrollinstitutionen gemessen werden, stammen vom Schwerlastverkehr auf der benachbarten Autobahn.

Genau diese Anlage dient nun als Blaupause für drei Geothermiekraftwerke, die im Bereich von Mannheim und den südlich gelegenen Kommunen entstehen sollen. Es gilt, ziemlich kurzfristig das Mannheimer Großkraftwerk zu ersetzen, das nicht eben umweltfreundlich mit Kohle befeuert und deshalb 2030 abgeschaltet wird. Geothermie bietet den unschlagbaren Vorteil der Grundlastfähigkeit. Die Erde gibt ihre Wärme ab, auch wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint. Klar: Drei Geothermie-Anlagen werden das Großkraftwerk nicht komplett ersetzen können, aber zumindest einen Teil der Fernwärme für die 160 000 angeschlossenen Haushalte produzieren können.

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Was Geothermie unbedingt braucht, sind seriöse Betreiber, die ihr Handwerk verstehen, und vertrauensbildende Maßnahmen. Dazu gehört der offene Dialog, den das Unternehmen Geohardt als Joint Venture der Energieversorger MVV und EnBW betreibt. Es ist wichtig und richtig, dass das Unternehmen offen mit den Schadensmeldungen nach der 3D-Seismik umgeht. Die massiven Schallwellen haben die Menschen erschreckt. Das muss ernstgenommen werden. Eine kulante Regelung der nachweisbar entstandenen Schäden, und seien sie noch so klein, sollte ebenfalls selbstverständlich sein. Offener Dialog, Transparenz und Kontrolle durch externe Experten müssen indessen weitergehen, auch beim Bau und Betrieb der Kraftwerke. Dann hat die Geothermie eine Chance verdient.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen