Kriminalität

Gefangener der JVA Frankenthal sticht auf Justizvollzugsbeamten ein

Laut Anstaltsleiterin Beßler war die Situation sehr gefährlich. In der JVA Frankenthal ist ein Beamter durch einen Häftling schwer am Hals verletzt worden. Anschließend wollte der Mann flüchten

Von 
Kai Plösser
Lesedauer: 
In der JVA Frankenthal ist ein Beamter durch einen Häftling schwer verletzt worden. Ende August beginnt am Landgericht Frankenthal der Prozess gegen den Mann. © dpa

Frankenthal. In der Justizvollzugsanstalt Frankenthal hat ein Gefangener auf einen Justizvollzugsbeamten eingestochen. Anstaltsleiterin Gundi Beßler bestätigte den Vorfall vom vergangenen Mittwoch, der erst am Freitag bekannt wurde, gegenüber dieser Redaktion. Demnach hat der Tatverdächtige dem Geschädigten mit einem nicht näher definierten Gegenstand in den Hals gestochen. Der Justizvollzugsbeamte sei bei dem Angriff schwer verletzt worden und habe operiert werden müssen. Er habe eine Schnittwunde davongetragen, dabei sei auch eine Ader getroffen worden.

Zunächst war der Justizvollzugsbeamte nach weiteren Angaben von Beßler vom ärztlichen Personal der JVA erstbehandelt worden. Dabei sei dem Geschädigten unter anderem die Ader zugedrückt worden, erzählt sie. Dadurch sei wohl Schlimmeres verhindert worden. „Es war sehr gefährlich“, betont Beßler. 

Verdächtiger gelangt an Schlüssel

Zugetragen hatte sich die Tat am Abend des 27. September. Der Justizvollzugsbeamte habe – so wie es jeden Abend üblich sei – kontrollieren wollen, ob es dem Gefangenen gut gehe. „Es war eine normale Haftsituation“, berichtet Beßler. Der Vorfall habe sich zwischen Haftraum und Flur ereignet.

Nachdem der Justizvollzugsbeamte die Tür zur Zelle geöffnet hatte, soll der Gefangene zugestochen haben. Welches Tatwerkzeug der Beschuldigte benutzt hatte, entzog sich Beßlers Kenntnissen. Die Polizei habe den Gegenstand für ihre Ermittlungen sichergestellt.

Mehr zum Thema

Kondolenzbuch aufgelegt

Nach tödlichem Messerangriff: Wiesloch trauert um 30-jährige Frau

Veröffentlicht
Von
Bernhard Zinke
Mehr erfahren
Metropolregion

Kritik nach Entführung in Edenkoben: So funktioniert die Sicherungsverwahrung

Veröffentlicht
Von
dpa/lrs
Mehr erfahren
Missbrauchstat

Entführung in Edenkoben: Ermöglicht zu viel Datenschutz ein Verbrechen?

Veröffentlicht
Von
Stephan Alfter
Mehr erfahren

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft Frankenthal gemeinsam mitteilten, griff der 22-Jährige Verdächtige den Bediensteten gegen 20.30 Uhr an. Dem Mann sei es gelungen, im anschließenden Gerangel die Schlüssel eines weiteren Justizvollzugsbeamten an sich zu nehmen, wobei letzterer sich leicht verletzt habe. Der Beschuldigte versuchte, im Anschluss zu flüchten. Noch in der Anstalt konnte er durch alarmierte Polizeikräfte und weitere Justizvollzugsbeamte gestellt und in eine Zelle gebracht werden.

Warum war der mutmaßliche Täter in der JVA Frankenthal?

Der Rettungsdienst brachte den Justizvollzugsbeamten in ein Krankenhaus, wo er schließlich notoperiert wurde. Er sei mittlerweile außer Lebensgefahr, heißt es seitens der beiden Behörden weiter.

Auch das Justizministerium Rheinland-Pfalz bestätigte den Vorfall gegenüber dieser Redaktion. Demnach habe der 22-Jährige nicht mit einem Messer, sondern mit einem anderweitigen spitzen Gegenstand auf den Bediensteten der JVA eingestochen. Es werde in der Sache seitens der Staatsanwaltschaft Frankenthal nun wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Da es eine potenziell lebensgefährliche Tat gewesen sei, werde noch geprüft, ob ein Mordversuch vorliege.

Mittlerweile wurde der Angreifer laut Polizei und Staatsanwaltschaft in eine andere Justizvollzugsanstalt verlegt. Wie die Frankenthaler Anstaltsleiterin Beßler sagte, war der Gefangene seit dem 4. Juli 2023 in der JVA Frankenthal untergebracht. Haftgrund sei ein Raubdelikt gewesen.

Gewerkschaft entsetzt über Vorfall in JVA Frankenthal

Die Gewerkschaft Strafvollzug in Rheinland-Pfalz (BSBD) ist wegen des Vorfalls entsetzt, wie sie in einer Mitteilung auf der Homepage kundtut. Weiter äußert sich der BSBD zum Tatverdächtigen: „Der Gefangene – so die unbestätigten Erkenntnisse – ist bezüglich seiner Gefährlichkeit im Justizvollzug offensichtlich nicht unbekannt“, schreibt die Gewerkschaft. Zuvor sei er in einem anderen Bundesland inhaftiert und nach seiner Verlegung zunächst in der JVA Rohrbach untergebracht gewesen. „Auch dort gab es offensichtlich schon Anzeichen auf eine latente Gewaltbereitschaft“, heißt es seitens des BSBD weiter.

Der rheinland-pfälzische Landesvorsitzende der Gewerkschaft, Winfried Conrad, bemängelt die Zunahme der Übergriffe in Justizvollzugsanstalten: „Immer mehr psychisch auffällige Inhaftierte füllen die Hafträume in den Vollzugseinrichtungen. Tendenz steigend.“ Conrad nimmt dabei vor allem die Politik in die Verantwortung. Die Forderung nach mehr Schutz und besserer Ausrüstung für die Bediensteten sei überwiegend von den politisch Verantwortlichen abgelehnt worden.

„Die Zunahme von Angriffen auf Bedienstete, die steigenden Zahlen bei den psychisch auffälligen Inhaftierten, ein hoher Ausländeranteil, zunehmende Suchtproblematik hinter Gittern, der Personalmangel und die Schwierigkeiten, junge Menschen für die verantwortungsvollen und interessanten Tätigkeiten im Justizvollzug zu gewinnen, müssen nachhaltig gelöst und in den Fokus gerückt werden“, fordert Conrad.

Redaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen