Rhein-Neckar. Spargelliebhaber freuen sich schon seit Wochen auf das vielfältige Gemüse. Auch in diesem Jahr darf es bei vielen Familien auf dem Ostermenü nicht fehlen. Ob gedämpft, gebraten, im Pfannkuchen oder traditionell mit Sauce Hollandaise und Kartoffeln – die weißen Stangen sind vom Speiseplan der Deutschen im Frühjahr nicht wegzudenken. Und jetzt ist es endlich so weit: Die Spargelsaison in der Region ist eröffnet.
Die Vorbereitungen auf den Spargelhöfen laufen schon seit Wochen. „Maschinen müssen geputzt und gewartet werden, Kisten und Etiketten müssen parat stehen. Sortierung und Kühlanlagen müssen laufen. Erntehelfer müssen da sein“, beschreibt Andreas Eberhardt die Hektik auf seinem Spargelhof in Weisenheim am Sand, bevor es losgehen kann. Denn es müsse „laufen wie am Schnürchen“, schließlich mache man mit dem Spargel in diesen Monaten den Umsatz für das ganze Jahr.
Jetzt hat die Ernte auf Eberhardts Hof in der Pfalz begonnen. Der Winter war zwar mild, aber trotzdem nicht optimal für das Spargelwachstum: „Der Februar war der wärmste, der je aufgezeichnet wurde. Doch hohe Temperaturen bringen nicht immer das, was der Spargel braucht – nämlich viel Sonne“, erklärt Eberhardt. „Spargel braucht Kälte, um auszutreiben und Sonnenschein zum Wachsen – das sind die besten Bedingungen“, sagt der Bauer.
Dank seines innovativen Dreifoliensystems, das er vor einigen Jahren zusammen mit einem seiner Mitarbeiter entwickelt hat, kann Eberhardt schon früh ernten. „Das System ermöglicht uns, bis zu 14 Tage früher zu ernten, sodass wir zu Saisonbeginn einen Erntevorsprung haben“, sagt Eberhardt. Bei diesem Verfahren werden die Spargelpflanzen mit drei statt der üblichen zwei Schichten Folie abgedeckt, um sie vor Kälte zu schützen und das Wachstum zu fördern. Dadurch ist es früher wärmer unter den Folien, sodass der Spargel früher reif ist. „Bauern ernten die Felder nacheinander ab“, erklärt er. „Auf dem ersten Feld werden deswegen bei uns drei Folien verwendet, auf dem nächsten dann zwei und auf dem letzten nur noch eine.“ Jedes Feld werde sechs bis acht Wochen lang geerntet.
Zu Beginn bewegen sich die Preise zwischen acht und 20 Euro pro Kilo, denn auch kleinere und weniger perfekt aussehende Spargelstücke landen auf den Märkten. „Es gibt keinen geschmacklichen Unterschied. Der einzige Unterschied ist das Aussehen“, versichert Eberhardt. Denn auch aus dem Spargelbruch könnten sich Spargelliebhaber günstig ein leckeres Essen zubereiten. Im Laufe der Saison sinken die Preise dann.
Start in Hockenheim und Lampertheim etwas später
Bei Steffen Großhans in Hockenheim geht es in den nächsten Tagen mit der Ernte los, wenn auch etwas später als im Vorjahr. Um den besten Zeitpunkt für die Ernte zu bestimmen, überprüfe er regelmäßig die Temperaturen unter den Folien. Diese wird von speziellen Sensoren erfasst, die unter der Folie und in der Erde die Gradzahl messen. „Kurz vor der Ernte öffne ich die Folien, um die Wuchshöhe des Spargels zu überprüfen“, sagt er. „Wenn die Temperaturen konstant über 5 Grad steigen und die Sonne durchkommt, beginnt der Spargel, schneller zu wachsen.“
Sobald der Spargel einige Zentimeter aus dem Boden ragt, beginne die Ernte. Großhans setzt dabei auch spezielle Spargelspinner ein – kleine Maschinen, die entlang der Felder fahren, die Folie anheben und den Spargel transportieren. Diese erleichtern den Arbeitsaufwand, aber die eigentliche Ernte bleibt Handarbeit, bei der die Erntehelfer jede Spargelstange einzeln herauspicken. Trotz des späteren Beginns rechnet der Spargelbauer mit einer guten Ernte. „Die ersten Stangen sind noch teuer, aber ab Mitte April zur Osterzeit rechnen wir mit gutem Verkauf und attraktiven Preisen“, so Großhans weiter.
Klimatische Vorteile fördern erfolgreichen Spargelanbau
Besonders die günstigen klimatischen Bedingungen in der Region Rhein-Neckar spielen eine große Rolle für den erfolgreichen Spargelanbau. „Die Sandböden hier in der Rheinebene sind ideal, da sie sich schnell erwärmen und die Wärme länger halten“, erklärt Großhans. Auch Sandra Steinmetz in Lampertheim ist optimistisch, was die kommende Saison betrifft. „Wir hoffen, dass die Erntemenge passt und der Preis rentabel bleibt“, sagt sie. In ihrem Hofladen bietet Steinmetz neben frischem Spargel auch leckere Spargelgerichte an – von Spargelsuppe bis zum klassischen Spargelgericht mit Schinken.
„Die Saison wird etwa von Ende März bis Ende Juni dauern. Danach geht‘s langsam aus“, fügt Steinmetz hinzu. In dieser Zeit wird der Spargel nicht nur auf den eigenen Märkten und im Hofladen verkauft, sondern auch an verschiedene Gastronomen in der Region geliefert. Ein Highlight ist ihr Spargelbuffet, das jeden Mittwochabend für Gäste geöffnet ist.
Herausforderungen und Chancen der Spargelsaison 2025
Wie auch die anderen Spargelbauern merkt Sandra Steinmetz aus Lampertheim, dass die Verfügbarkeit von Saisonarbeitskräften ein zunehmendes Thema ist. „Die Suche nach zuverlässigen Erntehelfern war in den letzten Jahren nicht immer einfach. Aber aktuell haben wir einen festen Stamm an Kräften, der uns bei der Saisonarbeit unterstützt“, berichtet sie. In der Region sind es vor allem Arbeiter aus Rumänien, die saisonal auf den Spargelhöfen aushelfen.
Wie bei vielen anderen landwirtschaftlichen Produkten hänge der Preis des Spargels von Angebot und Nachfrage ab. „Am Anfang ist der Spargel auch teurer, da wir die Felder beheizen müssen. Doch je mehr Spargel wächst, desto günstiger wird er“, erklärt Großhans. Die steigenden Betriebs- und Lohnkosten sowie höheren Energiepreise stellen viele Spargelbauern vor große Herausforderungen.
Am Ende müssen die Kosten gedeckt und das Auskommen gesichert sein. Laut dem Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e. V. (VSSE) sind die Auswirkungen der hohen Produktionskosten und die Schwierigkeit, auskömmliche Preise zu erzielen, bereits sichtbar. Denn die Anbauflächen seien von 2023 zu 2024 um gut vier Prozent zurückgegangen. Doch trotz der vielen Herausforderungen ist in diesem Jahr eines sicher: Spargelfans kommen auf ihre Kosten und das beliebte Gemüse wird auf dem Ostermenü nicht fehlen.
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