Artenschutz

Flugkünstler Mauersegler: Was die Vogelart in der Region bedroht

Jeanette Mayer aus Gorxheimertal kümmert sich mit ihrem Verein um hilfsbedürftige Vögel in der Region. Was das Wetter mit der Zukunft der Mauersegler zu tun hat

Von 
Anna-Lena Stauder
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Immer häufiger geraten Mauersegler in der Metropolregion Rhein-Neckar in Not. Grund dafür sind die Witterungsverhältnisse. © Mauerseglerhilfe Apus

Rhein-Neckar. Mit ihren schrillen Schreien läuten sie den Frühsommer hierzulande ein: Die Rede ist von Mauerseglern. Die Vogelart kommt nach dem Winter wie so viele andere vom Süden in unsere Breitengrade, gerät hier jedoch zunehmend unter Druck. Ist es im April so kalt wie zuletzt, haben die Insektenfresser Schwierigkeiten, genügend Nahrung zu finden.

Jeanette Mayer kennt die Nöte der Tiere genau. Die 34-Jährige engagiert sich seit 2015 für Mauersegler. Eine Art, die über 90 Prozent ihres Lebens - inklusive des Schlafs - im Flug verbringt und nur zur Brut und Nist ab Mai landet. So früh wie noch nie hat Mayer bereits am 19. April einen ersten Notruf aus Heidelberg erhalten. Ein Altvogel war kältegeschwächt gefunden worden. Sie konnte das Weibchen, Thessalia, retten. Denn sie wusste dank jahrelanger Erfahrung, was das Tier brauchte.

Die Mittdreißigerin betreibt in Gorxheimertal eine von wenigen größeren Mauerseglerfachpflegestellen in Deutschland, die mittlerweile auch über die Metropolregion Rhein-Neckar hinaus Hilfe bietet. Im September 2022 ging sie den nächsten Schritt und gründete mit der Mauerseglerhilfe Apus einen Verein.

Nothilfe und Spenden

  • Das Notfalltelefon ist erreichbar unter 0157/58 24 82 19 oder 0176/53 08 84 37.
  • Außerhalb des Rhein-Neckar-Kreises oder des Kreises Bergstraße hilft die Mauerseglerklinik weiter (069/35 35 15 04).
  • Weitere Infos, auch zu Spenden, finden sich unter www. mauersegler-apus.de.
  • Der Verein sucht immer ehrenamtliche Kurierfahrer, die verletzte Tiere abholen und zur Pflegestation oder in die Klinik bringen. red

Im vergangenen Jahr forderte die Pflege Mayer besonders, denn sie und ihr Helferteam nahmen über 600 Tiere auf, mehr als doppelt so viele wie noch 2022. Im Sommer - zwischen Juni und August kommen die meisten Küken, die Hilfe brauchen - hatte sie zeitweise fast 200 Tiere gleichzeitig zu betreuen. „Das waren dann 19-Stunden-Tage, wo ich auch an meine Grenzen kam“, sagt Mayer. Doch sie weiß auch, hilft sie nicht, ist das oft der sichere Tod für die Vögel, denen im Sommer die Hitze sehr zusetzt.

Der Mauersegler brütet in Hohlräumen wie Dachgesimsen, Mauerlöchern oder undichten Rollladenkästen. Diese Brutmöglichkeiten schwinden allerdings zunehmend, weil viel saniert wird oder Häuser neu eingedeckt werden. Hinzu kommt, dass sich bei Temperaturen über 30 Grad die Nester auf 80 bis 100 Grad aufheizen können. Die Hitze lässt den Vogelnachwuchs ausfliegen. Aber ohne elterliche Fürsorge verhungert er - ohne entsprechende Hilfe am Boden.

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Ihr Engagement für Mauersegler nahm schon vor neun Jahren seinen Anfang, als sie ein ausgehungertes Tier fand und es bei sich aufnahm, weil die Mauerseglerklinik in Frankfurt, die sich um Notfälle kümmert, zu der Zeit keine Tiere mehr versorgen konnte. In der näheren Umgebung gab es keine speziellen Pflegestellen, vermutlich auch, weil die Pflege viel Zeit und Wissen voraussetzt. „Der Mauersegler hat schon einen eigenwilligen Charakter“, sagt Mayer. Da er in der Natur aus dem Flug seine Beute schnappt, braucht er beim Zufüttern auch einen Jagdsinn. Das heißt, Insekt für Insekt muss mit der Hand gefüttert werden. Außerdem ist das Gefieder sehr empfindlich und erfordert eine besonders schonende Unterbringung. Mayer schreckte das nicht ab, und so machte sie aus einer Not eine Tugend. Sie eröffnete selbst eine Pflegestelle, die 2016 Teil der Deutschen Gesellschaft für Mauersegler wurde, damals noch in der Pfalz.

So können Finder in Not geratenen Tieren helfen

Heute kämpft sie auch dafür, dass sich Mythen langsam auflösen. Zum Beispiel betont sie, dass man einen Mauersegler niemals in die Luft werfen soll. Denn fliegt er nicht von alleine, sei er oftmals verletzt. Außerdem besteht beim unsachgemäßen Füttern Erstickungsgefahr. Findet man einen Mauersegler, sollte man stattdessen folgendes tun: Das Tier sollte zunächst in einen kleinen Karton gesetzt werden, der mit Löchern und Küchenpapier versehen ist. Da die Vögel leicht ausbrechen, sollte er gut verschlossen werden. Dann folgt der Anruf bei einer Pflegestelle.

Redaktion Redakteurin in der Onlineredaktion

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