Luftrettung - „Fliegende Intensivstation“ erneut an der BG Klinik in Ludwigshafen stationiert / Verlegungsflüge von Covid-Intensivpatienten

"Fliegende Corona-Intensivstation": Christoph 112 wieder in Ludwigshafen

Von 
Bernhard Zinke
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Der ADAC-Rettungshubschrauber Christoph 112 ist nun wieder in Ludwigshafen stationiert. © BG Klinik Ludwisghafen

Ludwigshafen/Rhein-Neckar. Die „fliegende Intensivstation“ ist zurück in der Region: Seit Donnerstagabend steht ADAC-Rettungshubschrauber Christoph 112 wieder im Hangar der BG Klinik in Ludwigshafen-Oggersheim und wird mit zusätzlichem medizinischem Equipment ausgerüstet. Grund ist die bundesweit angespannte Situation auf den Intensivstationen, die Verlegungsflüge von Patienten mittlerweile in vielen Regionen nötig werden lässt, wie Jochen Oesterle, Sprecher des ADAC, sagt. Außerdem soll der zweite Rettungshubschrauber darüber hinaus Christoph 5, den standardmäßig hier stationierten Flieger, und viele andere Rettungshubschrauber entlasten.

Christoph 112 ist kein Unbekannter in der Region. Der Hubschrauber war bereits von April 2020 bis Juni 2021 in Ludwigshafen und konnte von dort bundesweit alarmiert werden. Insgesamt 900 Flüge standen am Ende in der 15-monatigen Bilanz, davon 100 Covid-Verlegungsflüge. Diese Zahl mag vergleichsweise niedrig erscheinen. Allerdings sind Verlegungsflüge in der Regel erheblich aufwendiger in der Vor- und Nachbereitung. Schließlich werden hier schwerstkranke Patienten, meist mit künstlicher Beatmung, von einer Intensivstation zur nächsten geflogen.

  • Christoph 112 ist ein Hubschrauber vom Typ EC 145 aus dem Reservepool der ADAC-Luftrettung.
  • Benannt ist die Maschine nach der Notrufnummer 112.
  • Der Helikopter ist der erste bundesweit alarmierbare Rettungs- und Intensivtransporthubschrauber. Er eignet sich für den Transport von Schwerstkranken und Covid-Patienten, die auch während ihrer Verlegung in eine andere Klinik beatmet werden müssen.
  • Beauftragt wird er für Transporte vom Gemeinsamen Melde- und Lagezentrum (GMLZ) des Bundes.
  • An Bord befinden sich während der Einsätze DRK-Notfallsanitäter, Ärzte der BG Klinik und Piloten der ADAC-Luftrettung. bjz/sin

Der zweite Hubschrauber in Ludwigshafen entlaste freilich auch die Luftrettung in der Region, betont der ADAC-Sprecher. Denn immer häufiger werden Rettungshubschrauber auch zu Anlässen angefordert, bei denen ihr Einsatz eigentlich nicht notwendig wäre. Allerdings könnten die bodengebundenen Einsatzkräfte ihre Patienten, seien es Unfallopfer, Schlaganfall- oder Herzinfarktpatienten, gar nicht mehr in die nächstgelegene Klinik fliegen, weil dort schlicht kein Platz mehr ist. Deshalb müssten die Hubschrauber diese Patienten zur Akutbehandlung in weiter entfernte Krankenhäuser transportieren. „Das ist mittlerweile leider in sehr vielen Regionen der Fall“, so Oesterle.

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Das Kleeblatt-Prinzip

Angefordert und beauftragt wird Christoph 112 aktuell ausschließlich vom Gemeinsamen Lage- und Meldezentrum (GMLZ) des Bundes und der Länder. Dieses Fachlagezentrum, das beim Bundesinnenministerium angesiedelt ist, steuert die Ressourcen für die Covid-Transporte, weiß also an zentraler Stelle, wo noch Kapazitäten für schwerstkranke Patienten zur Verfügung stehen.

Dabei gilt das sogenannte Kleeblatt-Prinzip, das aus Erfahrungen der ersten Welle entwickelt worden ist. Damals lernten die Organisationen, dass die Patientenversorgung keine Ländersache mehr sein darf, sondern überregional gedacht werden muss. Dazu wurde die Bundesrepublik in fünf so genannte Kleeblätter aufgeteilt, innerhalb derer die Patienten zeitnah verlegt werden können – eben unter anderem mit Hilfe von Christoph 112. Ziel ist es, eine Triage, also eine Auswahl von zu behandelnden Patienten, zu verhindern.

Das Kleeblatt Südwest wird von Landesinnenministerium in Mainz und dessen Leitstelle zentral gesteuert. Seine „Blätter“ sind Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen und das Saarland.

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Die BG-Klinik in Ludwigshafen wollte am Montag noch nichts zu den künftigen Organisationsstrukturen rund um den zusätzlichen Rettungsflieger sagen. Derzeit müssten noch die Modalitäten im Detail mit den beteiligten Organisationen besprochen werden, sagte die Sprecherin der Klinik.

Acht Ärzte abwechselnd an Bord

Bei der ersten Stationierung in Ludwigshafen von April 2020 bis Juni 2021 hatte die BG Klinik die medizinische Betreuung von Christoph 112 übernommen und sichergestellt. Bis zu acht speziell geschulte und intensivmedizinisch erfahrene Ärzte waren als Notarzt im Wechselbetrieb eingesetzt. Wie auch bei Christoph 5 stellte die ADAC Luftrettung die Maschinen und die Piloten, das DRK die Rettungsassistenten.

Ein echter Standortvorteil war – und ist, dass es in Ludwigshafen zwei getrennte Wachen für die Mannschaften beider Flieger gibt. Im Frühjahr 2020 war die Mannschaft von Christoph 5 in neue Räume gezogen, die alte Unterkunft steht aber immer noch zur Verfügung. Durch die räumliche Trennung der Teams bleiben die Mannschaften auch im Infektionsfall eines Teams einsatzbereit.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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