Bad Dürkheim. Die AfD-Fraktion im Bad Dürkheimer Kreistag ist bisher nicht durch eine Flut an Anträgen aufgefallen, wenn es darum ging, der Bevölkerung zwischen Grünstadt und Haßloch an vielen Stellen das Leben zu erleichtern. In einem Ausschuss hatte sie sich zur Bezahlkarte für Flüchtlinge eingelassen. Das war’s. Vor 14 Tagen sprudelte dann das erste Anliegen im Jahr 2025 aus ihr heraus: Donald Trump, berühmter Nachfahre von Kallstadter Bürgern des 19. Jahrhunderts und nebenbei Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, soll Ehrenbürger des Kreises Bad Dürkheim werden.
Und wenn der Kreistag am 29. Oktober zu seiner turnusgemäßen Sitzung zusammentritt, soll dieser Antrag auf der Tagesordnung stehen. Kallstadt, das zur näheren Erläuterung, ist eine von vielen kreisangehörigen Gemeinden. Im dortigen Ortsgemeinderat ist die AfD nicht vertreten.
AfD nennt Gaza-Deal als Grund für Ehrenbürgerwürde im Kreis Bad Dürkheim
So mögen es sowohl Kallstadter Einwohner als auch andere Menschen zunächst für eine Schlagzeile beim Online-Satire-Magazin Postillon gehalten haben, was der AfD-Bundestagsabgeordnete und obendrein im Dürkheimer Kreistag sitzende Haßlocher Thomas Stephan da vorgeschlagen hat. Gegenüber dieser Redaktion rechtfertigt der gelernte Elektromechaniker die Idee am Montagvormittag mit den großen Verdiensten Donald Trumps um die Befreiung der israelischen Geiseln, unter denen auch acht mit deutschem Pass sein sollen.
Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur sagt Stephan noch, dass Trump den Israel/Gaza-Konflikt befriedet habe. So viele Menschen mit Wurzeln im Landkreis gebe es nicht, die das geschafft hätten.
CDU-Landrat Ihlenfeld bezweifelt Mehrheitsfähigkeit des AfD-Antrags
Zumindest die Frage nach der Befriedung muss angesichts der aktuellen Lage wohl noch abgewartet werden. Ebenso übrigens wie die Zustimmung des Kreistages, der 46 Mitglieder zählt, von denen die AfD lediglich sieben stellt. Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU), seit zwölf Jahren Landrat und wie der AfD-Fraktionschef in Haßloch zu Hause, gibt sich den Medien gegenüber nicht ganz so angetan von der Idee wie Thomas Stephan.
Ihlenfeld hat Zweifel, ob der Antrag der AfD mehrheitsfähig ist und lässt sich wie folgt zitieren: „Unabhängig davon, ob man überhaupt einen Ehrenbürger Donald Trump will, muss die Frage der Ehrenbürgerschaft und gegebenenfalls der Kriterien hierzu in den Kreisgremien intensiv beraten werden“, meint der CDU-Politiker.
Fakt ist nämlich: Auf Kreisebene gibt es bisher keinen Ehrenbürger. Wie eine Sprecherin der Verwaltung auf Anfrage mitteilt, sei dies auch eher unüblich, denn diese Würden kämen eher vonseiten der Städte und Kommunen. Hätte die AfD also einen Sitz im Kallstadter Gemeinderat, wäre sein Antrag dort vermutlich weniger überraschend.
NSDAP stellte 1933 Antrag für Ehrenbürgerschaft von Adolf Hitler in Bad Dürkheim
Bei allem Schmunzeln, mit dem dieser Antrag der AfD demnächst im Kreistag womöglich öffentlich zerpflückt wird: Eine kleine Diskussion um Ehrenbürgerwürden gab es in Bad Dürkheim bereits vor 15 Jahren. Damals ging es um jene des deutschen Reichskanzlers und Diktators Adolf Hitler. Beim Online-Auktionshaus „pastbuy.net“ war im Jahr 2010 dessen Ehrenbürgerurkunde aufgetaucht.
Der Geschäftsführer Wilfried Beer, ein Historiker und Museologe, erzählte damals, dass das Dokument aus den USA stamme. Amerikanische Soldaten hätten es am Ende des Krieges wohl an Hitlers zweitem Regierungssitz am Obersalzberg als Souvenir mitgehen lassen. Deren Nachfahren wollten das Material heute zu Geld machen.
Die Ortsgemeinde Ungstein hatte Hitler am 20. April des Jahres 1933 die Ehrenbürgerwürde verliehen. Rund drei Monate nach der Machtergreifung. Es war Hitlers 44. Geburtstag. Die Aktion folgte damals einem Antrag der NSDAP im Ungsteiner Gemeinderat. Man schrieb den 19. März 1933. Nun wurde Ungstein später nach Bad Dürkheim eingemeindet und als der 2010 noch amtierende Bürgermeister Wolfgang Lutz (CDU) aus der Bad Dürkheimer Zeitung von dem Objekt erfuhr, kaufte die Stadt die Urkunde für rund 750 Euro und legte sie zunächst ins Stadtarchiv.
Markus Wolf, heutiger Landtagsabgeordneter (CDU) aus Ungstein, erinnert sich, dass der Bürgermeister das Thema damals schnell erledigt haben wollte. Die Zeitung hatte vorgeschlagen, Hitler seine Ehrenbürgerschaft in Ungstein im Nachhinein symbolisch durch einen Stadtratsbeschluss abzuerkennen. Dagegen wehrte sich das damalige Stadtoberhaupt. Die Ehrenbürgerwürde Hitlers sei mit seinem Tod erloschen, argumentierte er. Wie eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage sagte, befinde sich das Dokument heute im Archiv des Stadtmuseums in Bad Dürkheim, das von Britta Hallmann-Preuß geleitet wird.
AfD-Fraktionschef erwartet Zustimmung der CDU-Kreistagsfraktion
Nicht im Museum soll hingegen die Ehrenbürgerwürde für Donald Trump landen. Der AfD-Fraktionsvorsitzende Thomas Stephan geht davon aus, dass mindestens die 15-köpfige CDU-Fraktion im Kreistag der Ehrenbürgerschaft für Trump zustimmen müsse, nachdem deren eigener Bundeskanzler Friedrich Merz den US-Präsidenten herzlich in die Heimat von dessen Vorfahren eingeladen habe. Für die AfD wohl der beste Zeitpunkt einer Verleihung. Ein Fall für die Brandmauer?
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