Konzertkritik

Dr. Woggle & The Radio locken in Mannheim die Sonne hervor

Die Weinheimer Reggaerocker reißen ihr Publikum in der sehr gut gefüllten Alten Feuerwache mit - obwohl auch das zweite Konzert der Sommerbühne wetterbedingt nicht auf der Open-Air-Bühne laufen kann

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Gehen mit viel Energie nach vorn: Dr. Woggle & The Radio in der Alten Feuerwache. © Klotz

Mannheim. Schade, dass der Sommer 2023 ausgerechnet dann eine Pause einlegt, wenn die Sommerbühne der Alten Feuerwache startet. Schon der Auftakt der kostenlosen Open-Air-Konzertreihe mit den Newcomern Blumengarten aus dem Ruhrpott musste bei strömenden Regen in den Saal verlegt werden. Bitter, dass dieses Los am Freitagabend auch das halbe Heimspiel von Dr. Woggle & The Radio trifft. Die entspannte Mischung aus Ska, Reggae, Pop und Rock der 1997 gegründeten Weinheimer Band wäre an einem lauen Sommerabend natürlich ein Freiluft-Volltreffer gewesen. Aber: Hadern gilt nicht, trotz grauem Himmel und 20 Grad, die sich wie zehn anfühlen. Die sieben Musiker um Sänger Nikolaus Knapp entfachen die karibische Stimmung einfach in statt vor der Alten Feuerwache - und ihre begeisterungsfähigen, erstaunlich zahlreichen Fans machen von Anfang an voll mit. Darunter viele Kinder in der allerersten Reihe, die sich von den positiven Vibrations des Septetts mitreißen lassen - was dem Konzert einen familiären Anstrich verleiht.

Gute Laune springt hin und her

Zuerst ziehen Posaunist Kai Rudisile und der neue Dr.-Woggle-Gitarrist Motte in einem Instrumental-Intro die Aufmerksamkeit auf sich. Aber das für das richtige Reggae-Gefühl elementare Kernquartett Leon Walther (Bass), Antonio Romero (Schlagzeug), Nils Peter (Gitarre) und Keyboarder Lars Schwarz, geborener Grundmann, ist auch auf Anhieb sehr präsent. Dann geht es fast im Beatles-Stil weiter, wenn Knapp das Mikrofon entert, harmoniestark unterstützt vom Backgroundgesang von Walther und Schwarz. Da springt die gute Laune regelrecht zwischen Bühne und Publikum hin und her. Die Bedenken des Frontmanns - „Oh Mann ey, keine Sonne!“ - lösen sich buchstäblich in Wohlgefallen auf.

Eigentlich erstaunlich, dass die einstige Abiturientenband nicht häufiger in der Quadratestadt auftritt. Schließlich hat das zahlreich erschienene Stammpublikum nur eine kurze Anfahrt („Finde ich toll, dass so viele Freunde kommen - jetzt, wo es umsonst ist“, scherzt der strahlende Frontmann grinsend) - und die Mannheimerinnen und Mannheimer feiern die oft selbst geschriebenen Songs der Weinheimer ähnlich intensiv. Schließlich scheint der meist mitreißende Sound, der nicht ganz das Ska-Tempo spezialisierterer Bands wie The Busters aufnimmt, auch den Himmel zu überzeugen: Vor „Drop Bombs To Lose“, dem Titelsong des jüngsten Dr.-Woggle-Albums, fällt plötzlich doch Sonne von außen auf die gut frequentierte Bar in der Feuerwache.

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Songs wie „I Need You“, das Knapp fast im Stil einer Crooner-Ballade beginnt, runden das Spektrum ab. Im Schnitt bewegt sich die Show im zwingend tanzbaren oberen Midtempo. Dr. Woggles „Leave The Problems Behind“ ist so eine Art „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ von der Bergstraße. Die Frage „What’s The Problem?“ stellt sich nicht - es gibt hier kein Problem, der Saal tanzt ausgelassen. Wer zu viel AfD-Parteitag geschaut hat, für den liefern die promovierten Reggaerocker vor „Fight Them Back“ eine aufmunternde Botschaft: „Love Music! Hate racism and fascism!“ (Liebt Musik! Hasst Rassismus und Faschismus!) - aufgepeppt mit Bob Marleys „Get Up, Stand Up“. Mit den rasanten letzten Nummern „Run And Hide“, „Mount Zion“ und einer zweiteiligen Zugabe endet die gut 80-minütige Show euphorisch.

Am heutigen Sonntag setzt die österreichische Band Kreisky um 20 Uhr die Konzertreihe der Sommerbühne fort. Der Eintritt ist wie immer frei.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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