Rassismus

Debatte in Ludwigshafen: "Sarotti-Mohr" bleibt an Bunkerwand

Eine Schwarze Werbefigur wurde vor vielen Jahren auf einen Bunker in Ludwigshafen-Hemshof gemalt. Jetzt hat der Ortsbeirat gegen das Übermalen des „Sarotti-Mohrs“ gestimmt. Was die Gründe sind

Von 
Alena Kuhn
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Ein „Sarotti-Mohr“ ist auf dem Rohrlachbunker zu sehen. Trotz Rassismus-Debatte bleibt die Abbildung nach dem Willen des Ortsbeirates bestehen. © Christoph Blüthner

Ludwigshafen. Vor 45 Jahren haben Freiwillige den Rohrlachbunker im Ludwigshafener Hemshof bunt bemalt. Vorbeilaufende Bürger können deshalb auch heute noch städtische Alltagsszenen, Hausfassaden, Menschen auf der Straße und Ladengeschäfte auf dem alten Bauwerk bewundern.

Doch ein Detail im Schaufenster einer abgebildeten Bäckerei oder Konditorei stößt auf Kritik. Denn dort ist ein „Sarotti-Mohr“ zu sehen, die ehemalige Werbefigur der Schokoladen-Marke Sarotti, ein Schwarzes Männlein mit Turban und Plusterhose. Die Freie Linke forderte jetzt im Ortsbeirat der Nördlichen Innenstadt, dass die Abbildung übermalt werden soll. Bei einer Sitzung des Ortsbeirats hat dieser nun mehrheitlich gegen den Antrag gestimmt: Der „Sarotti-Mohr“ bleibt vorerst auf dem Rohrlachbunker.

Eine Abbildung auf Ludwigshafener Bunker stößt auf Kritik

„Die Freie Linke ist erstaunt, dass es bisher niemandem aufgefallen ist, was für eine fragwürdige Karikatur im Mittelpunkt des Gemäldes in aller Öffentlichkeit steht“, sagt Stadtrat Bernhard Wadle-Rohe zu Beginn der Diskussion. Sowohl der Begriff „Mohr“ als auch die Figur selbst seien nach Überzeugung des Antragstellers „abstoßend und politisch extrem unkorrekt“, betont Wadle-Rohe. Der Stadtrat findet, dass eine solche Darstellung insbesondere im Hemshof als „multikulturellem Musterviertel“ nicht mehr akzeptabel ist. Deswegen fordert Wadle-Rohe: Die „fratzenhafte Karikatur“ soll mit einer Kaffeekanne übermalt werden.

Ortsbeirats-Mitglied Gisela Witt-Pieper (Die Grünen) versteht die Kritik, ist aber „immer gegen wegmachen“. „Ich wäre eher dafür, ein Schild hinzumachen, wo man klarstellt, dass es ein falsches Menschenbild ist“, sagt Witt-Pieper.

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Auch Wolfgang Leibig von der CDU-Ortsbeiratsfraktion ist derselben Meinung. Er ist für die „Auseinandersetzung mit der Kunst“ - beispielsweise durch ein Hinweisschild - und gegen das „Löschen und Unterdrücken“ von dieser. Für Leibig trägt der Antrag dazu bei, dass extreme Parteien Aufwind bekommen. „Solche Anträge dienen nicht der Bekämpfung von Rassismus, sondern bewirken genau das Gegenteil“, behauptet das Ortsbeirats-Mitglied. Man könne das Gefühl bekommen, dass man sich nicht mehr äußern darf, so Leibig.

„Sarotti-Mohr" in Ludwigshafen: Einen ähnlichen Fall gab es bereits in Mannheim

Nikolaus van den Bruck (SPD) stimmt seinen Vorrednern zu: Man brauche eine Auseinandersetzung. Trotzdem betont das Mitglied des Ortsbeirats: „Damals war es eine alltägliche Sache, heute würden wir solche Darstellungen nicht mehr wollen.“ Van den Bruck wundert sich außerdem, wieso die Thematik erst jetzt in Ludwigshafen besprochen wird, nachdem schon vor einigen Jahren dieselbe Rassismus-Debatte in Mannheim stattfand. Tatsächlich gab es damals einen Shitstorm um einen „Sarotti-Mohr“ im Mannheimer Capitol. Die Abbildung wurde daraufhin für längere Zeit künstlerisch verhüllt, jedoch nicht entfernt.

Und auch der „Sarotti-Mohr“ auf dem Ludwigshafener Rohrlachbunker bleibt erstmal bestehen. Jedoch hat die Verwaltung in Ludwigshafen als Eigentümerin des Bunkers in ihrer Stellungnahme angekündigt, „sich mit der Untere Denkmalschutzbehörde und den zuständigen Stellen in Verbindung zu setzen, um die Thematik und das weitere Vorgehen zu erörtern“. Ob das nach dem Votum im Ortsbeirat noch Bestand hat, ist derzeit noch unklar.

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