Bad Dürkheim. Das „Bad“ im Namen von Bad Dürkheim nehmen Hausbesitzer im gleichnamigen pfälzischen Landkreis offensichtlich sehr wörtlich. Zumindest lässt das eine Nachricht vermuten, die in den vergangenen Tagen vom Immobilienportal Immoscout 24 verbreitet worden ist. Hier, so das Unternehmen in einer breit gestreuten Pressemitteilung, stehen bundesweit die meisten Häuser mit Swimmingpool. Die „Süddeutsche Zeitung“ hat angesichts solcher Neuigkeiten daraus sogleich eine Schlagzeile zusammengeschraubt, die für diejenigen Menschen irritierend sein könnte, die schon mal mit einem Kleinflugzeug die nördliche Weinstraße entlang geflogen sind. Dass dort zwischen Reben reihenweise blau leuchtende Poolflächen auf großen Grundstücken zu sehen wären, ist eher nicht der Fall.
Der Landkreis Bad Dürkheim - so tippte jedenfalls ein Redakteur des Blattes in die Überschrift - sei das Monaco der Pfalz. Nun ja. Wer immer das geschrieben hat, stand jedenfalls noch nicht nachts um zwölf Uhr vor einem Pissoirbecken auf dem Wurstmarkt und hat mal den wenig adeligen Gesprächen gelauscht. Ein Winzer, noch dazu in der Kreishauptstadt Bad Dürkheim zur Realschule gegangen, konnte angesichts der Poolnews diese Woche nur prusten. Bad Dürkheim, sagte er, habe bis auf sein Kurhaus so gar nichts Mondänes.
Nun muss man ja auch nicht jeder eilig zusammengezimmerten Statistik Glauben schenken und daher lohnt ein Anruf bei der Medienabteilung von Immoscout 24 in Berlin. Dort nämlich wird zumindest mal klar, wie das Portal zu der überraschenden Erkenntnis kommt, dass die Pooldichte im Landkreis Bad Dürkheim mit Abstand die größte in Deutschland sei. Jedes dritte Haus, das im Landkreis Bad Dürkheim über das Immoscout 24-Portal angeboten werde, habe einen Swimmingpool, heißt es dort. Von 32 Prozent ist die Rede. Etwas schade allerdings, dass das Unternehmen trotz Nachfrage keine absoluten Zahlen herausgibt, die der Erhebung zugrunde liegen. Es gibt lediglich die Erklärung, dass man für das Jahr 2014 und das erste Halbjahr 2024 jeweils über 350 000 Inserate für Häuser zum Kauf und zur Miete ausgewertet habe. Mehr Klarheit bringt indessen auch eine Nachfrage bei der Dürkheimer Kreisverwaltung nicht, wo man von der besonderen Rangliste noch gar nichts gehört hat.
Kreisverwaltung hat keine Daten über Anzahl der Swimmingpools
„Wir haben keine direkt auslesbaren belastbaren Daten über die Anzahl von Swimmingpools im Landkreis“, antwortet eine Sprecherin prompt. Einen Hinweis auf eine besonders große Pooldichte könnte vielleicht noch von den Trinkwasser-Versorgern kommen, denn schließlich würde ein besonders hoher Verbrauch des kostbaren Nasses auf eine größere Anzahl von Schwimmbecken hinweisen. Dazu müsste man jedoch jede Gemeinde im Landkreis einzeln befragen.
Auch Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld (CDU) hat keine Antwort auf die Frage, ob und warum es eine eventuell höhere Pooldichte in seinem Landkreis geben könnte: „Wir können über die Gründe nur mutmaßen. Es kann an der hohen Dichte an Einfamilienhäusern im ländlichen Raum des Landkreises liegen“, sagt er. Dass der Landkreis eine verhältnismäßig hohe Sonneneinstrahlung und milde Witterung verzeichne, dürfte den Poolbau aus seiner Sicht ebenfalls eher befördern als in kühleren Regionen Deutschlands. Hinzu komme die vergleichsweise wohlhabende Bevölkerung in Teilen des Landkreises. Ohne reale Zahlen, die den genannten Prozentangaben zugrunde liegen, sei die Statistik von Immoscout zumindest zu hinterfragen, findet der Landrat zurecht und verweist augenzwinkernd auf den Partnerlandkreis Starnberg. Dort sei die Cabriodichte am höchsten, habe bereits vor einigen Jahren irgendjemand festgestellt. Aus seinen Worten klingt leicht ironisch eine gewisse Zufriedenheit, dass man wenigstens bei den Pools die Nase vorne habe. Partnerlandkreis ist aber insofern ein gutes Stichwort, als der zweite Partnerlandkreis Bad Dürkheims in Deutschland der Saale-Holzland-Kreis in Thüringen ist. Und just dort will Immoscout 24 mit 19 Prozent die zweithöchste Pooldichte nachgewiesen haben.
Landrat Hans-Ulrich Ihlenfeld bringt die Cabrioquote ins Spiel
Die Statistik aus dem Hause des Immobilien-Portals führt noch zu einer weiteren These, die schwer nachprüfbar ist, aber auf den ersten Blick den Eindruck widerlegen könnte, dass es mit dem Wohlstand in Deutschland permanent bergab gegangen sei in den vergangenen Jahren. Da heißt es in der Pressemitteilung: „Das Kaufangebot von Häusern mit Swimmingpool hat sich seit 2014 mehr als verdreifacht.“ Oder zeigt sich hier schlicht der demografische Wandel, dass immer mehr ältere Menschen ihre Anwesen verkaufen und in die Altenheime der Republik umziehen? Der Bundesverband Schwimmbad & Wellness e.V. hat Marktdaten des Jahres 2020 veröffentlicht. Demnach gab es in Deutschland 600 000 in die Erde eingelassene Pools und 133 000 private Schwimmbäder.
Nun stehen uns die heißesten Tage des Jahres wohl noch bevor und insofern lohnt sich ein Ausflug in die Kurstadt in jedem Fall, denn mit dem Salinarium-Freibad neben dem Gradierbau verfügt „Bad“ Dürkheim über eine Poolfläche, die sich tatsächlich jeder leisten kann.
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