Speyer. Helmut Kohl (CDU) hat deutsche Geschichte geschrieben - und auch die Stadt Speyer hat von der Arbeit des Alt-Bundeskanzlers profitiert. Nach der Gedenkplatte in der Vorhalle des Domes wurde dem Mann, der Kanzler der Einheit genannt wird, am Sonntag ein weiteres Denkmal gesetzt. Eine Büste, geschaffen von Künstler Wolf Spitzer, wurde am Geburtstag Kohls im Schatten des Domes enthüllt.
„Es gibt kaum einen Ort, an dem der Atem der Geschichte so spürbar ist wie im Speyerer Dom“, sagte Kohl bei der Gründung der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer am 2. Juli 1999. Der heutige Vorsitzende des Stiftungsrats, Professor Alfried Wieczorek, erinnerte bei der Enthüllung vormittags an diesen markanten Satz, der die Liebe des ehemaligen Bundeskanzlers zu der Kathedrale ausdrückte. „Er schrieb die Geschichte des Domes weiter, indem er gut ein Dutzend Regierungschefs eingeladen hat“, erinnerte Wieczorek an die Geschäftigkeit des europäischen Ehrenbürgers, möglichst vielen politischen Weggefährten die Schönheit des Weltkulturerbes näher zu bringen.
Gesamthöhe von 1,75 Metern
Der ehemalige Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sah das neue Denkmal mit einer Gesamthöhe von 1,75 Meter als Anstoß, sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen auf der Basis von Kohls Friedensidee. „Sein Bestreben war, dass das Miteinander der Völker in ganz Europa zum Tragen kommt“, hob Beck, selbst einmal Vorsitzender des Stiftungskuratoriums, hervor.
Sein Dank galt zum einen Susanne und Willi Kuhn, einem Ehepaar aus Jockgrim, das aus privater Neigung die Finanzierung der Büste gesichert hat. Zum anderen zollte er der ideellen Unterstützung durch die Europäische Stiftung Kaiserdom und der künstlerischen Umsetzung durch den Speyerer Kulturschaffenden Wolf Spitzer Anerkennung.
Dessen Rückblick auf die Umsetzungsphase beschrieb die Herausforderung, sich an die charismatische Politik heranzutasten, all das aufzuspüren, was Kohl ausmachte und in einem Wesensporträt zusammenzuführen. „Schicht um Schicht näherte ich mich der Person in dem Denkmal, Überflüssiges dabei verwerfend, Wesentliches unterstreichend“, so der 82-jährige Spitzer.
Erkennbar ist für den Bildhauer die vielschichtige Persönlichkeit des Kanzlers aus der Pfalz. Nicht von ungefähr sei eine geschichtsträchtige Stelle als Standort gewählt worden. „Es wurde eine Achse zur Weltkultur geschaffen“, meint Spitzer, der im Sockel aus rotem Sandstein das Baumaterial des Domes aufgriff.
Einsatz für Spenden
Domdekan Christoph Kohl bestätigte die Wirkung. Der Altkanzler blicke den Dom von der Südseite an, dieser blicke zurück - das habe Symbolkraft. „Seine Beziehung zu unserem Dom schlägt sich darin nieder, dass er in jeder Führung vorkommt“, machte Kohl deutlich. Als eine der besonderen Leistungen des am 16. Juni 2017 verstorbenen Ex-Kanzlers nannte er dessen erfolgreiche Bemühung um Spenden zum Bau der neuen Domorgel.
Vom großen Wurf, der Spitzer nach Aussage Wieczoreks gelungen ist, konnten sich die geladenen Gäste aus Politik, Kirche und Wirtschaft nach der Enthüllung selbst überzeugen. Auge in Auge mit Helmut Kohl zu sein wird fortan allen Speyer-Besuchern vergönnt sein.
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