Kirche

Bistum Speyer bezieht unmissverständlich Position gegen die AfD

Bischof Karl-Heinz Wiesemann ließ es beim Jahrespressegespräch der Diözese Speyer nicht an deutlichen Worten gegen die AfD missen: "Wer die Überzeugungen dieser Patei teilt, kann keine Verantwortung in der Kirche übernehmen."

Von 
Bernhard Zinke
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In schwierigen Zeiten befindet sich das Bistum Speyer. Die Diözese muss aus wirtschaftlichen Gründen vieles umstrukturieren. © Klaus Landry

In deutlichen Worten hat der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann Stellung gegen die AfD bezogen. Deren ausländerfeindliche, antidemokratische und nationalistische Grundhaltung sei mit dem christlichen Menschenbild und der Vorstellung einer freiheitlichen, demokratisch-rechtsstaatlichen und sozialen Gesellschaft unvereinbar, sagte der Bischof während der Jahrespressekonferenz des Bistums am Donnerstag. „Wer die Überzeugungen dieser Partei teilt, kann keine Verantwortung in der Kirche übernehmen“, so Wiesemann wörtlich. Der Bischof war wegen einer Corona-Infektion per Video zugeschaltet.

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Es sei Aufgabe der Kirche, das christliche Menschenbild in die öffentliche Debatte hineinzugeben. Gleichwohl müsse es Spannungen und Vielfältigkeit geben, sagte Wiesemann mit Blick auf die Strömungen in der Weltkirche, die sich in vielen Fragen, etwa der Sexualmoral, der Mitsprache der Laien oder der Öffnung von Weiheämtern für Frauen alles andere als einig ist.

In diesem Zusammenhang sieht es Wiesemann auch als wichtigen Schritt auf dem weiteren synodalen Weg, gleichgeschlechtliche Paare und wiederverheiratete Paare zu segnen. Im November habe er in einem Schreiben an die Seelsorgerinnen und Seelsorger explizit für diesen Segen geworben. Dafür habe er durchaus nicht nur Zustimmung erhalten, so Wiesemann.

Bistum hat Defizit von 7,1 Millionen Euro

Gleichwohl kämpft das Bistum weiterhin sowohl mit Austritten als auch mit stetig sinkenden Einnahmen. Im laufenden Jahr beginnen die umfassenden Sparprozesse erstmals zu greifen, erläuterte Generalvikar Markus Magin. Dazu gebe es einen komplexen Strategieprozess unter anderem in der Zusammenarbeit mit anderen Bistümern. Für 2024 plant das Bistum mit einem Defizit von 7,1 Millionen Euro. Größter Posten auf der Ausgabenseite sind die Aufwendungen fürs Personal (80,1 Millionen Euro). Auf der Einnahmenseite kalkuliert das Bistum mit Kirchensteuereinnahmen von rund 133 Millionen Euro brutto.

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An seine Kirchengemeinden überweist das Bistum gut 41 Prozent oder 53,7 Millionen Euro. Der zweitgrößte Posten ist die Diözesan-Verwaltung (21,2 Millionen Euro), gefolgt von den Beiträgen für die Kindertagesstätten (19 Millionen Euro). Diese sollen übrigens - auch ein Teil des Sparprogramms - ab 2025 in einer gemeinsamen Trägergesellschaft zusammengefasst worden. Dadurch sollen Verwaltungsaufgaben gebündelt, die Qualität der Betreuung und die wirtschaftliche Effizienz gesteigert werden. Fürs vergangene Jahr rechnet Diözesan-Ökonom Peter Schappert mit einer hohen vierstelligen Zahl an Austritten. Die genauen Zahlen geben die Kirchen gemeinsam im Sommer heraus. Strategisch rechnet das Bistum bis zum Jahr 2060 mit noch 168 000 Mitgliedern. Im Jahr 2000 waren es 626 000, im Jahr 2020 noch 482 000. Der Rückgang lasse sich zwar auch mit schrumpfenden Bevölkerungszahlen begründen. Es überwiegen nach Erkenntnissen des Bistums indes interne Faktoren wie etwa Fälle des sexuellen Missbrauchs.

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Hier laufe die Aufarbeitung. Einen Zwischenbericht hat die unabhängige Kommission für Frühjahr 2025 angekündigt. Um Missbrauch gar nicht erst entstehen zu lassen, müsse es eine Kultur des Hinschauens geben, sagte Generalvikar Markus Magin. Alle kirchlichen Einrichtungen müssten institutionelle Schutzkonzepte erarbeiten. Alle Beschäftigten müssten zudem regelmäßig an Präventionsschulungen teilnehmen.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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